Berlin & Brandenburg VBB-Chef rechnet mit weiter steigenden Ticketpreisen
19.09.2025, 04:04 Uhr
(Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa)
Die Fahrpreise für Bus und Bahn steigen im nächsten Jahr um 6 Prozent. Auch in den Folgejahren ist mit Preissteigerungen zu rechnen, sagt der Chef des Verkehrsverbunds VBB, Christoph Heuing.
Berlin (dpa/bb) - Der Chef des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB), Christoph Heuing rechnet für die nächsten Jahre mit weiter steigenden Preisen im Nah- und Regionalverkehr in den beiden Ländern. "Jedes Jahr zum 1. Januar werden die Preise angepasst und solange wir nicht eine negative Inflation oder Ähnliches erleben, wird es dort immer eine Anhebung geben", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Am Vortag hatte der VBB-Aufsichtsrat beschlossen, dass die Fahrpreise in Berlin und Brandenburg zum nächsten Jahr um durchschnittlich 6 Prozent steigen werden.
Preise orientieren sich an Inflation der vergangenen fünf Jahre
Schon in diesem Jahr waren die Tickets im Schnitt um 7,5 Prozent teurer geworden. Die Steigerungsraten bemessen sich dem VBB zufolge an der durchschnittlichen Inflation und den Energiekosten der vergangenen fünf Jahre. "Und da stecken insbesondere im Bereich Energie erneut die Inflationsschocks der Jahre 22 und 23 drin", sagte Heuing mit Blick auf die vergleichsweise hohen Preissteigerungen in diesem sowie im kommenden Jahr.
"Wenn sich jetzt die Inflation auf einem niedrigen Niveau einpegeln sollte, dann wird entsprechend das Ausmaß der Tarifanhebungen in den nächsten Jahren auch wieder zurückgehen", betonte der VBB-Chef. Gleichwohl sei grundsätzlich mit weiteren Erhöhungen zu rechnen.
Auf die Nachfrage im öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) in Berlin und Brandenburg werde sich das gleichwohl nicht negativ auswirken. "Mobilität hängt ganz stark von Gewohnheiten ab", sagte er. Die Menschen führen etwa Auto völlig unabhängig von der Entwicklung des Benzinpreises. "Das ist mit dem ÖPNV genauso. Wenn man jetzt extreme Preissteigerungen machen würde, dann gäbe es sicherlich solche Effekte. Aber bei Preissteigerungen in der aktuellen Höhe von um die 6 Prozent wird es keinen messbaren Nachfragerückgang geben."
Qualität nicht so wie sie sein wollte
Heuing räumte ein, dass sich höhere Ticketpreise angesichts der schwachen Qualität im Angebot des ÖPNV nur schwer vermitteln ließen. "Die Qualität ist bei weitem nicht so, wie sie sein sollte", betonte er mit Blick auf übervolle Züge auf touristisch wichtigen Linien, zahlreichen Ausfällen und Verspätungen. Das sei vor allem ein Infrastrukturproblem. "Die Infrastruktur ist in ganz Deutschland über Jahrzehnte komplett vernachlässigt worden - die Bahn vielleicht sogar noch stärker als die Straßen."
Es sei deshalb bemerkenswert, dass so viel über vergünstigte Angebote wie das Deutschlandticket oder gar ein 365-Euro-Ticket wie in Wien debattiert werde. "Alle diese Vorschläge haben miteinander gemein, dass sie dem Gesamtsystem ÖPNV nicht mehr Geld zuführen, sondern Geld entziehen", sagte Heuing weiter. "Diese Diskussion haben wir als Gesellschaft geführt, während die Infrastruktur vergammelt ist. Und das ist einfach ein Thema, bei dem wir uns in eine andere Richtung bewegen müssen."
Quelle: dpa