Hamburg & Schleswig-Holstein Erntemengen von Raps und Getreide steigen im Norden
18.09.2025, 14:02 Uhr
In Anwesenheit von Landwirtschaftsminister Werner Schwarz präsentierte das Statistikamt Nord seine Erntebilanz. Die Erträge stiegen im Vergleich zum Vorjahr. Doch das Wetter ist Fluch und Segen.
Kiel (dpa/lno) - Die Getreide- und Rapsernte in Schleswig-Holstein hat für Landwirtschaftsminister Werner Schwarz für gute Mengen gesorgt. "Die diesjährige Ernte zeigt, dass günstige Wetterbedingungen höhrere Erträge ermöglicht haben", sagte der CDU-Politiker in Kiel.
Gleichzeitig bleibe die Landwirtschaft stark wetter- und klimabedingten Risiken ausgesetzt. "Der Regen, der Ende Mai Anfang Juni gekommen ist, ist rechtzeitig gekommen", erklärte Schwarz. Allerdings habe der Regen im Juli und August die Qualität, besonders beim Weizen, beeinträchtigt.
Wie ist die Ernte gelaufen?
Nach der Erntebilanz des Statistikamts Nord wurden in diesem Jahr auf rund 286.000 Hektar Getreide und Raps angebaut. Auf diesen Flächen wurden schließlich rund 2,4 Millionen Tonnen Getreide und Raps eingefahren – ein Plus von 391.000 Tonnen (19 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr.
Das Wintergetreide erzielte mit knapp 2,2 Millionen Tonnen einen deutlichen Zuwachs. Laut Angaben stieg die Ernte um 24 Prozent im Vergleich zu 2024. Besonders der flächenstarke Winterweizen verzeichnete einen kräftigen Anstieg.
Der Winterraps lieferte mit rund 239.000 Tonnen einen leicht unterdurchschnittlichen Ertrag. Dennoch ernteten die Landwirte laut Statistikamt-Nord drei Prozent mehr als im Vorjahr, obwohl die Anbaufläche mit knapp 61.000 Hektar um elf Prozent kleiner war als 2024.
Ernte leidet unter Wetter
"Die diesjährige Ernte war in Schleswig-Holstein vielerorts durchwachsen und gespickt mit Höhen und Tiefen", sagte der Vizepräsident des Landesbauernverbandes, Malte Jacobsen. Die Erträge seien zwar zufriedenstellend, doch die anhaltende Regenperiode zur Haupterntezeit habe die Qualität stark beeinträchtigt. Landwirtinnen und Landwirte sahen täglich zu, wie ihre Erlöse schrumpften.
Besonders der Regen im Juli habe dem Weizen so zugesetzt, dass nun viel Futtergetreide auf den Höfen liege, erklärte Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Das drücke die Preise, die die Betriebe für ihre Ernte erzielen können, erheblich.
Hoher Preisdruck für Betriebe
Laut Volquardsen sind die Getreidepreise derzeit insgesamt sehr niedrig. Grund dafür seien teils außergewöhnlich gute Ernten weltweit, die die Lager füllen und den Preisdruck erhöhen. "Wir hoffen, dass die Nachfrage im In- und Ausland höher wird", sagte sie. Selbst bei einem optimistischen Weizenpreis von 170 Euro pro Tonne bliebe nach Abzug aller Kosten ein Verlust von über 400 Euro pro Hektar für die Landwirte.
Eine Lösung für die Bäuerinnen und Bauern sei dann, nicht alles auf einmal zu verkaufen, führte die Präsidentin aus. "Wir lagern unser Getreide ein und versuchen, das Risiko zu streuen, in dem wir drei, vier, fünfmal im Jahr verkaufen." Dennoch sei es für alle reinen Ackerbaubetriebe ein "Riesenproblem".
Schwarz: Ernährungssicherheit in den Fokus rücken
"Wenn ich auf die Ernten insgesamt schaue, dann stellen wir fest, dass gute und gesicherte Ernten längst keine Selbstverständlichkeit mehr sind", erklärte Landwirtschaftsminister Werner Schwarz. Angesichts des Klimawandels und der globalen Marktveränderungen müsse die Ernährungssicherheit stärker in den Fokus rücken als reine Höchsterträge. Es helfe wenig, wenn Weizen vor allem als Tierfutter diene, aber wegen mangelnder Qualität nicht zu Brot verarbeitet werden könne.
Für den Vizepräsidenten des Bauernverbandes Schleswig-Holstein könnte Züchtung dazu führen, dass die Pflanzen widerstandsfähiger gegen Klimaveränderungen sind. "Wir müssen wieder ein gewisses Restrisiko tolerieren, damit wir Innovation im Pflanzenschutzbereich ermöglichen, die auf die klimatischen Veränderungen der Pflanzen eingehen."
Es sei "vermessen", dafür den Gebrauch von Gentechnik zu fordern, erklärte Jacobsen weiter. Allerdings sprach er sich für eine Diskussion über die sogenannte Crispr/Cas-Methode aus. Forschern des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Sachsen-Anhalt gelang es damit, ein Virus-anfälliges Gen in Wintergerste auszuschalten.
Quelle: dpa