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Hamburg & Schleswig-Holstein Ranger am Wattenmeer - Arbeit mit den Gezeiten

16 Rangerinnen und Ranger kümmern sich um den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Rainer Rehm schätzt seine Arbeit auf der Hamburger Hallig. Und beobachtet dabei nicht nur Vögel.

Hamburger Hallig (dpa/lno) - Das Meer liegt spiegelglatt und still vor der Hamburger Hallig im Kreis Nordfriesland. In der Ferne zeichnen sich die Inseln Amrum und Föhr ab. Für Nationalpark-Ranger Rainer Rehm ist die Arbeit in und mit der Natur auf der Hallig Alltag. Schon als Kind "faszinierte" ihn der Lebensraum des schleswig-holsteinischen Wattenmeers. 

Seit fast 30 Jahren arbeitet er daher für den Landesbetrieb Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN). Geboren wurde er in Hattstedt. "Das Leben in Nordfriesland wird von den Gezeiten bestimmt", sagt Rehm der Deutschen Presse-Agentur. 

Dabei ist seine große Leidenschaft das Vogelmonitoring. "Ganzjährig machen wir Vogelzählungen - also zweimal wöchentlich", erklärt Rehm. Im Sommer zur Brutzeit werden zudem etwa Mantelmöwen oder Seeschwalben beringt. "Vögel faszinieren mich schon seit meiner Kindheit", betont der Vogel-Experte. Jedes Jahr ziehen laut dem Ranger rund zehn bis zwölf Millionen Vögel an der Hamburger Hallig vorbei.

Klimawandel prägt die Region

"Vögel sind die besten Indikatoren für eine intakte Umwelt", betont Rehm. Doch bei den Mantelmöwen etwa gab es das schlechteste Brutjahr seit über 20 Jahren. Die genaue Ursache ist unklar, aber vieles deutet darauf hin, dass sich das Ökosystem zu schnell verändert. 

Denn auch der Klimawandel prägt die Region. "Den Meeresanstieg selbst merken wir gar nicht direkt - der spiele vielleicht in 100 Jahren eine Rolle", erklärt Rehm. Wichtiger seien die Wetterextreme. "Hatten wir alle fünf Jahre früher Mal ein Sommer "Land unter", haben wir jetzt alle fünf Jahre mal ein Jahr, wo es kein "Land unter" im Sommer gibt." Dies ist laut dem Ranger entscheidend für die Brutvögel. 

"Nur der Wandel ist beständig, aber nicht so beschleunigt - das ist die Gefahr", führte er aus. Als Nationalpark-Ranger beobachtet er die Umwelt kontinuierlich. Besonders an seinem Arbeitsplatz ist, dass die Hamburger Hallig 60 Mal im Jahr überflutet wird. Doch laut der Umweltschutzorganisation WWF könnte das Wasser eines Tages nicht mehr zurückgehen.

WWF: Wattenmeer droht zu ertrinken

"Aus Sicht des WWF ist ein beschleunigter Anstieg des Meeresspiegels die größte Gefahr für das Wattenmeer", erklärt Jannes Fröhlich, Leiter des WWF-Wattenmeerbüros. "Wenn das als Nationalpark und Weltnaturerbe geschützte Wattenmeer nicht schnell genug mitwachsen kann, droht es zu "ertrinken"." 

Der Küstenschutz versucht schon, mit Sandaufspülungen den Meeresspiegelanstieg einigermaßen zu kompensieren. Eine weitere Option sei, Küstenniederungen und Salzwiesen zu erhalten und wiederherzustellen, meint Fröhlich.

Von den Salzwiesen gibt es laut dem Nationalpark-Ranger an der Hamburger Hallig rund 1.000 Hektar, von denen die Hälfte nicht mehr beweidet und somit der Natur überlassen wird. Diese speichern Rehm zufolge mindestens genauso viel Kohlendioxid wie ein Moor. 

Rehm: Hohe Akzeptanz für Nationalpark

Insgesamt 16 Rangerinnen und Ranger arbeiten für die Nationalparkverwaltung und für den Landesbetrieb zwischen der dänischen Grenze und Brunsbüttel. Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer wurde am 1. Oktober 1985 – also vor 40 Jahren – gegründet. Für Rehm war das "der richtige Schritt". Inzwischen, so sagt er, unterstützen mehr als 90 Prozent der Einheimischen den Nationalpark. 

Quelle: dpa

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