Hessen Sicherer im Dunkeln unterwegs - Angebote in Hessen
30.10.2025, 04:02 Uhr 
		                      Im Herbst wird es immer früher dunkel. Wer sich draußen nicht sicher fühlt, kann verschiedene Angebote in Anspruch nehmen.
Gießen/Offenbach (dpa/lhe) - Allein im Dunkeln nachts nach Hause gehen - viele Frauen haben dabei ein mulmiges Gefühl. Ob schlecht beleuchtete Wege oder Parkanlagen, einsame Bus- und U-Bahn-Haltestellen oder leere Züge - der nächtliche Heimweg von Party, Club oder Kulturveranstaltung kann zur Herausforderung werden. Mit verschiedenen Angeboten wollen hessische Städte das Sicherheitsgefühl stärken und gerade Frauen abends ein unbeschwertes Ausgehen ermöglichen.
Frauennachttaxis und Nachtbusse
So hat die Stadt Gießen das Frauennachttaxi, das es in früheren Jahren bereits in der Universitätsstadt gab, im Sommer vergangenen Jahres wieder aufleben lassen. Zuvor hatte eine Umfrage ergeben, dass sich viele Frauen unsicher fühlen, wenn sie nachts in Gießen unterwegs sind.
Mit fünf Euro bezuschusst die Stadt nun Taxi- und Minicar-Fahrten von Frauen und Mädchen ab dem vollendeten 14. Lebensjahr - das Angebot gilt auch für Trans*Frauen, Personen mit dem Geschlechtseintrag "divers" und nicht binäre Personen. Je drei Gutscheine für die Fahrten können an verschiedenen Stellen in der Stadt abgeholt werden. Seit dem Neustart im vergangenen Jahr sei die Nachfrage gestiegen, erklärt eine Sprecherin. Insgesamt seien bislang rund 15.000 Gutscheine ausgegeben worden.
Auch in Maintal (Main-Kinzig-Kreis) können Frauen mit Wohnsitz in der Stadt ein Nachttaxi nutzen - hier fallen fünf Euro pro Fahrt an und 2,80 Euro für Personen mit Ermäßigungsanspruch. Die Fahrscheine sind über einen Account erwerbbar und können nur für Strecken innerhalb des Maintals genutzt werden.
In Frankfurt ist ebenfalls ein Taxi-Angebot für Frauen geplant. Das Konzept soll Mitte November vorgestellt werden, teilt das zuständige Dezernat mit. Geplant ist auch in Hessens größter Stadt eine Lösung mit Gutscheinen. Auch eine Kooperation mit dem Heimwegtelefon plant die Stadt.
In Gießen sollen für einen sicheren Heimweg auch die Nachtbusse "Venus" und "Saturn" sorgen. Sie bringen jeweils in den Nächten auf Samstag und Sonntag sowie vor Feiertagen Nachtschwärmer und -schwärmerinnen sicher und kostenlos nach Hause. Auch Männer dürfen hier einsteigen.
Heimwegtelefon
Hier sind geschulte Ehrenamtliche deutschlandweit unter der Nummer 030 12074182 erreichbar, das Angebot gilt ab 21 Uhr, am Freitag und Samstag bis drei Uhr nachts. Es richtet sich an alle, die sich auf dem Heimweg unwohl fühlen. Die Stadt Offenbach beginnt am 1. November eine Kooperation mit dem Heimwegtelefon, auch andere Städte haben dies bereits getan, darunter Wiesbaden und Gießen. Das bedeutet, dass dem Trägerverein Geld zufließt und im Gegenzug die Städte das Angebot bewerben.
Es soll Frauen und Mädchen mehr Sicherheitsempfinden geben, sagt die Offenbacher Kommunale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Inga Halwachs. Darüber hinaus könne jeder und jede dort anrufen, der sich auf dem Heimweg unsicher fühle, auch Seniorinnen und Senioren und queere Menschen.
Die Mitarbeiter des Vereins geleiten Anrufer oder Anruferinnen telefonisch bis nach Hause. Wer danach fragt, kann eine andere Route genannt bekommen, die vielleicht sicherer ist. Auf Verlangen können die Mitarbeiter den Standort des Anrufenden abrufen und notfalls Hilfe herbeirufen.
Für die Polizei allerdings stellt das Heimwegtelefon keinen Ersatz für ein sicherheitsbewusstes Verhalten sowie für einen sofortigen Notruf im Ernstfall dar, wie das Hessische Landeskriminalamt (HLKA) erklärte. So sei die telefonisch begleitende Person nicht direkt mit der Polizei verbunden und diese könne somit notfalls nicht schnell eingreifen. Zudem seien die ehrenamtlich Tätigen oftmals Außenstehende und häufig Ortsunkundige. Im Bedarfsfall müssten sie die zuständige Polizeidienststelle, den Standort und Sachverhalt ermitteln. "Dies kostet wiederum Zeit, deren Verstreichen im Notfall kritisch werden kann."
Code: "Ist Luisa hier?"
Bei der Frage handelt es sich um einen Code. Er soll Menschen helfen, die sich in Clubs oder Bars belästigt, bedrängt oder verfolgt fühlen, diskret Hilfe zu erhalten. Am Anfang stand eine Kampagne für mehr Sicherheit für Frauen und Mädchen in Münster. Anschließend verbreitete sie sich in ganz Deutschland. Ziel ist, dass das Personal wie Barkeeper oder Türsteher einen Rückzugsort anbieten und je nach Wunsch ein Taxi oder die Polizei herbeirufen.
Es gibt auch ein Handzeichen, um darauf aufmerksam zu machen, dass man Hilfe braucht. Dabei wird die Handfläche gezeigt, der Daumen nach innen geklappt und mit den übrigen vier Finger umfasst.
Awareness-Teams
Sicheres Ausgehen beginnt aber schon in den Clubs selbst - dazu sollen in Gießen, einer Stadt mit besonders vielen jungen Menschen, sogenannte Awareness-Teams beitragen. Wer Fragen hat oder Hilfe braucht, kann sich in einigen Clubs an diese Teams wenden. Sie sensibilisieren auch für Gefahren wie K.-o.-Tropfen. Die Teams haben Utensilien bei sich wie Karten mit wichtigen Anlaufstellen für Notfälle, Teststreifen für K.-o.-Tropfen und Nachttaxi-Gutscheine.
Apps als Begleiter
Auch verschiedene Apps können helfen, den Heimweg sicherer zu machen. Dazu gehört die Notruf-App "Nora", mit der sich Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr bundesweit schnell erreichen lassen. Im Notfall kann über die kostenlose App der Standort der Nutzer übermittelt und diese schnell gefunden werden. Andere Apps ermöglichen durch Tracking, den jeweiligen Standort mit Freunden oder Familie zu teilen.
Sicherheitsdebatte neu entfacht
Zuletzt hatten die "Stadtbild"-Äußerungen von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) auch eine Diskussion um die Sicherheit in Innenstädten entfacht. Hessens Innenminister Roman Poseck erklärte: "Hessen gehört ausweislich der Polizeilichen Kriminalstatistik seit Jahren zu einem der sichersten Bundesländer." So sei die Zahl der Straftaten in Hessen im vergangenen Jahr um 9.286 auf 388.226 zurückgegangen, und im Bereich der Straßenkriminalität habe es erstmals seit 2020 einen Rückgang der Straftaten um 2.011 Fälle beziehungsweise drei Prozent auf 65.426 Fälle gegeben.
"Trotz dieser positiven Entwicklung der Zahlen nehme ich auch eine Verunsicherung in der Bevölkerung wahr. Diese betrifft Frauen besonders", so Poseck. Um das subjektive Sicherheitsgefühl zu stärken, seien zahlreiche Maßnahmen ergriffen worden, etwa im Rahmen der Innenstadtoffensive. In nunmehr 14 Städten und insbesondere im Frankfurter Bahnhofsviertel habe die Polizei ihre Präsenz und den Kontrolldruck deutlich erhöht.
Quelle: dpa
 
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                            