Hessen Viele neue Fächer zum Wintersemester
01.10.2025, 04:03 Uhr
An diesem Mittwoch beginnt das neue Semester - auch an den hessischen Universitäten. Was dort an Neuigkeiten geplant ist.
Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Von Bioinformatik über Fotografie zur Philosophie der Nachhaltigkeit: Im nun beginnenden Wintersemester vergrößern die Universitäten in Hessen ihr Angebot. Tausende junge Frauen und Männer, die ihr Studium nun beginnen, haben die Qual der Wahl. Auch die Auswirkungen der Einsparvorgaben der schwarz-roten Landesregierung sind Thema an den fünf staatlichen Universitäten im Land.
Gießen
Wie viele neue Studierende an die Unis strömen werden, ist noch nicht bekannt, da die Zahlen erst später vorliegen. Allein an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) werden es Tausende sein, vergangenes Wintersemester waren es 6.000 sogenannte Erstis.
Besonders beliebt sind nach einer ersten Tendenz Wirtschaftswissenschaften, Ernährungswissenschaften sowie Human-, Zahn- und Tiermedizin, wie eine Sprecherin mitteilt. Die Uni bietet zum Wintersemester vier neue Masterstudiengänge an, darunter Agrobioinformatics, ein interdisziplinäres, englischsprachiges Angebot zwischen Agrarwissenschaft und Bioinformatik.
Wegen der vom Land festgelegten Einsparungen gelte ein vorübergehendes Stellenmoratorium in allen Einrichtungen der Uni, sagt die Sprecherin. "Diese kurzfristige Maßnahme wird so schnell wie möglich durch eine tragfähige Zukunftsplanung ersetzt."
Nach dem Hochschulpakt 2026-2031, der im Juli unterzeichnet worden war, müssen die Unis und Fachhochschulen in Hessen im kommenden Jahr rund 30 Millionen Euro einsparen. Im Jahr darauf kehrt ihr Budget auf das Niveau von 2025 zurück. Von 2028 an steigen die Landesmittel dann jährlich.
Darmstadt
Zu den besonders beliebten Fachrichtungen an der Technischen Universität (TU) Darmstadt zählen Informatik, Wirtschaftsingenieurwesen mit Teilfach Maschinenbau, Bauingenieurwesen, Biologie und Geodäsie, in letzterem Studiengang geht es um das Thema Erdvermessung.
Neue Studiengänge werden im Wintersemester nicht eingeführt, wie eine Sprecherin mitteilt. Im Sommersemester werde es aber zwei Neuerungen als Gemeinschaftsangebote mehrerer Unis geben: Stadtforschung und den Masterstudiengang Particle Accelerator Science aus dem Bereich der Physik.
Die Auswirkungen des Hochschulpakts werden in Darmstadt noch intern diskutiert. "Über konkrete Maßnahmen zum Umgang mit den Budgetkürzungen wurden noch keine Entscheidungen getroffen", teilt die TU auf Anfrage mit.
Marburg
Die Universität Marburg erwartet laut einem Zwischenstand mehr als 5.000 Erstsemesterstudierende - das ist ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Besonders gefragt sind nach Auskunft einer Sprecherin klassische Fächer wie Medizin, Pharmazie, Rechtswissenschaft, Psychologie und Politikwissenschaft.
Auch die Philips-Universität erweitert die Auswahl für die Studierenden, vor allem bezüglich der Kombinationsmöglichkeiten von Fächern. Die Uni wirbt zudem mit einem neuen Masterstudiengang mit dem Titel "Fotografie - Medium und Archiv". Dabei geht es vom Salzpapierabzug über die digitale Smartphone-Fotografie bis zum KI-generierten Bild um Historisches wie Aktuelles.
Als Folge der Einsparungsvorgaben der Landesregierung sollen in Marburg keine Studiengänge gestrichen werden, erklärt eine Sprecherin. Ziel sei, Lehre und Forschung weiterzuentwickeln.
Frankfurt
Die Frankfurter Uni rechnet mit stabilen Zahlen bei den sogenannten Erstis, vergangenes Jahr waren es knapp 9.300 und rund 41.500 Studierende insgesamt.
"Nachgefragte Studiengänge sind wie immer Humanmedizin, Zahnmedizin, Pharmazie, Psychologie, Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftspädagogik und Theater-, Film- und Medienwissenschaften", teilt ein Sprecher mit. Neue Studiengänge sind im aktuellen Wintersemester nicht im Angebot.
Die Vorgaben des Landes zwingen auch die Goethe-Universität zum Sparen. In einem ersten Schritt seien alle Berufungen, alle Personalmaßnahmen inklusive Stellenausschreibungen und alle geplanten Investitionen angehalten worden. "So gewinnt die Universität Entscheidungsspielräume für notwendige strukturelle Veränderungen", erklärt der Sprecher. Diese bräuchten Zeit. Es werde auch schmerzhafte Entscheidungen bis hin zur Streichung von Professuren und zur Einstellung von Studiengängen geben müssen.
Kassel
Die Uni Kassel rechnet mit stabilen Zahlen bei den Erstsemesterstudierenden. Für genaue Angaben sei es noch zu früh, sagt ein Sprecher. Besonders stark nachgefragt seien die Studiengänge Soziale Arbeit und Psychologie.
Auch an der nordhessischen Hochschule gibt es Neuigkeiten, darunter mehrere Studiengänge mit Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit - unter anderem aus dem Bereich der Naturwissenschaften und der Mobilität ebenso wie aus der Philosophie, dem Wirtschaftsrecht und der Elektrotechnik.
Studiengänge stehen wegen des Hochschulpakts in Kassel zwar nicht zur Disposition, teilt der Sprecher mit. Es seien aber Kriterien vereinbart worden, nach denen einzelne Professuren eingespart werden, ohne die Qualität des Studiums zu gefährden. "Dabei geht es um Nicht-Nachbesetzung von Professuren, die in weniger gut ausgelasteten Fächern frei werden, oder den Verzicht auf die Einrichtung neuer Professuren", erklärt der Sprecher.
Quelle: dpa