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Niedersachsen & Bremen Alle Augen auf Eriksen: Der neue Hype in Wolfsburg

Bei der 0:1-Niederlage in Dortmund gab Christian Eriksen sein Debüt für den VfL Wolfsburg. Schon lange hat sich die Öffentlichkeit nicht mehr so für einen Spieler dieses Clubs interessiert.

Wolfsburg (dpa/lni) - Seinen bislang wohl längsten Arbeistag beim VfL Wolfsburg hatte Christian Eriksen schon zwei Tage vor seinem Bundesliga-Debüt. Fernsehteams aus mehreren Ländern waren seinetwegen in die Volkswagen Arena gereist. Ein Interview nach dem anderen gab Dänemarks Rekordspieler im Dress des neuen Clubs.

Ein solches Interesse hat beim VfL Wolfsburg niemand mehr ausgelöst, seit Stefan Effenberg dort 2002 ein kurzes Gastspiel gab oder Felix Magath sein Team sieben Jahre später bis zum Gewinn der deutschen Meisterschaft scheuchte. Gebrauchen kann das dieser immer etwas steril wirkende und seinen sportlichen Zielen nun schon seit Jahren hinterherlaufende Club allemal.

Auch der neue Trainer Paul Simonis sagt über den Eriksen-Hype: "Ich habe kein Social Media. Aber ich sehe, dass viele Kameras beim Training stehen. Er ist ein großer Spieler. Wir haben nicht viele Spieler hier, die wie Christian Eriksen eine große Karriere im Ausland gemacht haben."

"Ich habe seitdem nichts mehr gespürt"

Um seine Karriere bei Weltclubs wie Ajax Amsterdam, Tottenham Hotspur, Inter Mailand oder zuletzt Manchester United geht es bei Eriksen aber immer nur am Rande. Was die gesamte Fußball-Welt mit ihm verbindet, ist der Schock am 12. Juni 2021, sein Zusammenbruch während des EM-Spiels gegen Finnland. "Ich war fünf Minuten tot", sagte er später einmal über Herzstillstand und Wiederbelebung auf dem Spielfeld des Parken-Stadions in Kopenhagen.

Wie geht es Christian Eriksen? Das ist seitdem nicht nur eine Floskel, mit der ein Interview gern beginnt. "Das ist ein Teil von mir, ich verstecke mich nicht", sagt der 33-Jährige über die Geschichte seines Lebens. Und das Wichtigste ist: "Ich habe seitdem nichts mehr gespürt. Es gibt keine Einschränkungen. Nichts."

Nur am Flughafen werde er manchmal noch an seinen Herzstillstand erinnert, wenn er mit seiner Mannschaft zu einem Auswärtsspiel oder mit der Familie in den Urlaub fliege. Denn am Flughafen "muss ich an dem Scanner vorbeigehen und dann gesondert kontrolliert werden", erzählt er. Sonst würde der Defibrillator einen Alarm auslösen, der ihm nach dem Zusammenbruch in Kopenhagen am Herzen implantiert wurde.

Ex-Kollege von Harry Kane

Ein solcher Defibrillator versetzt dem Herzen gezielte Stromstöße, falls Herzrhythmusstörungen mal wieder auftreten sollten. Seit Januar 2022 spielt Eriksen damit Profifußball: Erst dreieinhalb Jahre in der englischen Premier League. Und am Sonntagabend zum ersten Mal in der deutschen Bundesliga, als er bei der 0:1-Niederlage in Dortmund in der 60. Minute für den Brasilianer Vinicius Souza eingewechselt wurde.

"Es ist speziell für mich gewesen", sagte Eriksen danach. "Es ist ein tolles Stadion. Die Fans haben 90 Minuten lang Lärm gemacht."

Mit der Bundesliga verband er bislang eher besondere Menschen als besondere Orte: Mit Bayern Münchens Torjäger Harry Kane etwa spielte er jahrelang bei Tottenham zusammen ("Ich hatte eine tolle Zeit mit Harry"). Leverkusens neuer Trainer Kasper Hjulmand war der Nationalcoach, der die Dänen vor vier Jahren auch nach dem Eriksen-Schock noch bis ins EM-Halbfinale führte.

Warum Wolfsburg?

Trotzdem hat es viele gewundert, warum er nach drei Jahren im legendären Old-Trafford-Stadion von Manchester United nun in die selten einmal ausverkaufte Volkswagen Arena von Wolfsburg gewechselt ist. Für Eriksen gab es dafür einen Mix aus verschiedenen Gründen.

"Mein erster Gedanke war, noch einmal ins Ausland zu gehen. Meine Zeit in Großbritannien war lang, ich wollte etwas anderes ausprobieren", sagte Eriksen. "Gleichzeitig musste mein Bauchgefühl passen: die Gespräche mit dem Trainer, die Werte des Vereins, die Spielweise. Als ich mit Wolfsburg sprach, fühlte sich das sehr gut an. Es war am Ende ein einfacher Schritt."

Eriksen kann sich in Wolfsburg für einen Platz im dänischen WM-Team empfehlen. Der VfL bekommt dafür etwas von der Aufmerksamkeit, die ihm lange fehlte. Bislang ist das für beide Seiten ein guter Deal.

Quelle: dpa

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