Schottland auf der Schiene Auf Highlandtour mit dem Luxus-Scotsman
17.08.2016, 11:12 Uhr
Der nostalgische Zug fährt durch die wunderschöne schottische Landschaft - und bietet Reisenden tolle Ausblicke.
(Foto: Belmond)
Die schottischen Highlands sind auch zu Fuß ein echtes Erlebnis. Doch wer mit dem Zug Royal Scotsman fährt, der erlebt Schottland auf gediegene und luxuriöse Art und Weise. Das das hat auch seinen Preis. Einblicke in eine exklusive Reise.
Die Szenerie in Waverley Station erinnert stark an eine Prozession, schottische Bahnreisende in Edinburghs Hauptbahnhof geizen nicht mit neugierigen Blicken. An Gleis 11 schreitet ein Dudelsackmeister in Landestracht samt pelziger Kopfbedeckung würdevoll voran. Seinen Tönen folgt wiegenden Schrittes eine Gruppe Auserwählter, die für die nächsten drei Tage die exklusivsten Fahrgäste auf Schottlands Schienen sein werden. Plötzlich kommt Bewegung in das staunende Publikum. Die Passanten recken die Hälse, zücken ihre Smartphones, machen Fotos. Der Prozessionszug kommt zum Stehen, der Zug ist der Star. Unter den monotonen Klängen des merkwürdigsten aller Musikinstrumente fährt er ein auf Gleis 11. Ein Exote, nicht von dieser Welt, sondern von einer längst vergangenen. Die Waggons glänzen in purpurrotem Lack mit goldenen Zierstreifen unter schneeweißen Dächern, ein handgemaltes Wappen verkündet wie die edlen Lettern eine besondere Herkunft: Royal Scotsman.
Es ist eine skurrile Situation: Während das gemeine Volk auf den Schienensträngen nebenan zu tristen Transportmitteln hastet, genießen die reisenden Edelleute ein Gläschen Champagner auf dem Bahnsteig, ehe sie sich von einer auserwählten Dienerschaft in die Cabin Carts des königlichen Luxury Train begleiten lassen. Es ist der Auftakt einer rollenden Reise, die so kostspielig wie außergewöhnlich ist. Die zweieinhalbtägige "Highland tour of Scotland" ist mit rund 3000 Euro pro Fahrgast und all inklusive sozusagen die Sparversion. Alternative Gleistrips wie die "Classic Scottish Golf Tour", bei der das Greenfee für vier berühmte Golfplätze inbegriffen ist, oder auch die "Classic Whisky Journey" mit Besuch und Verkostung der besten Destillerien Schottlands, kosten gut das Doppelte. Dass sie zwei, drei Tage länger dauern, setzt die Relation gedanklich auch nicht außer Kraft. Wenn man bedenkt, dass sich mit der Bahncard 100 in der Ersten Klasse für etwas über 6000 Euro ein Jahr lang ganz Deutschland erfahren lässt.
Privates Abteil mit Miniatur-Luxus
Sieben Luxuszüge gehören zur Marke Belmond, die den Royal Scotsman betreibt - unter ihnen die Züge Venice-Simplon-Orient-Express und Eastern & Oriental Express. Die Twin Cabin des Royal Scotsman ist eine Nobelunterkunft im Mini-Format. Feinstes Mahagoni, edle Stoffvorhänge, teure Bettwäsche auf zwei Kuschelkojen, das alles auf großzügig geschätzten acht Quadratmetern. Dazu ein Bad mit den Maßen drei Meter hoch zwei. Die Cabin ist für die Nachtruhe gedacht, nicht als Rückzugsort.
Der Observation Car ist der gesellschaftliche Mittelpunkt. Dort lernen sich die Reisenden kennen (36 an der Zahl, wenn der Zug ausgebucht ist, und das ist er in der Regel). Irgendwie hat das etwas von einem luxuriösen Schulausflug mit neuen Mitschülern in einem rollenden Klassenzimmer.
Aussicht genießen vom Observation Car
Draußen wechseln die Klischees der schottischen Highlands, als blättere man in einem Bilderbuch: Grasende Schafe und Pferde, aufgetürmte Steinreihen als Grundstücksmarkierungen, Herrschaftshäuser und kleine Schlösschen verstecken sich hinter hohen Hecken. Längst hat der Royal Scotsman Perth hinter sich gelassen, auch Dalwhinnie und Aviermore. Aber kaum ein Reisender hat ein Auge für die wie in Zeitlupe vorbeiziehende faszinierende Landschaft. Wer allein für sich oder zu zweit genießen will, muss aus dem Sprachgetümmel flüchten und sich auf der Aussichtsplattform des Observation Car den Fahrtwind um die Ohren wehen lassen.
Die einbrechende Dämmerung taucht die Wagons des Royal Scotsman, der im kleinen Bahnhof von Boats of Garden sein Abstellgleis für die Nacht gefunden hat, in ein weich glänzendes Licht. In den beiden Speisewagen genießen die Luxusreisenden ein wunderbares und Sterne-verdächtiges Menü, das die Köche Cherie und James in der kleinen Bordküche gezaubert haben. Hand in Hand mit einem perfekten Service hebt ein blutjunges Team das Niveau auf ein Toplevel. Eine 20-köpfige Crew, Durchschnittsalter unter 30, macht einen sehr guten Job.
"Nichts, was wir nicht organisieren können"
Scotsman-Direktor Frederik Laseln, selbst erst 31 und schon seit drei Jahren verantwortlich, ist sichtlich stolz: "Es gibt nichts, was wir nicht organisieren können." Die Rundreise ist für ihn Routine, auch Hochzeiten sind kein Problem. Für die Highland-Traveller genügt ein Entertainment-Duo, das mit Geige, Gitarren und Gags Stimmung ins stehende Klassenzimmer und das feine Publikum zum Mitsingen und - swingen bringt.
Eine Gruppe wird der Strathisla Distillery einen Besuch abstatten, um vor Ort zu erleben, wie der berühmte Chivas Regal gemacht wird. Es gibt Optionen in Speyside, dem schottischen Zentrum für Hochprozentiges. Weshalb sich die Bahnreisenden am nächsten Morgen in alle Himmelsrichtungen verstreuen: die einen zieht es zur Whisky-Verkostung, andere zum Tontaubenschießen, eine dritte Gruppe zum Culloden Battlefield, jenem geschichtsträchtigen Ort, an dem die Engländer anno 1746 die Schotten vernichtend schlugen, was diese bis heute als nationale Katastrophe verstehen.
Zurück im wieder rollenden Klassenzimmer nach einem formellen Dinner auf dem Weg nach Dundee, bei dem der Smoking Pflicht und der Kilt viel beachteter Hingucker war. Eine letzte Nacht im Mäusekino, ein paar letzte Blicke auf den traumhaften Meeresarm Firth of Forth und die spektakuläre Forth Bridge, Endstation Waverley Station in Edinburgh.
Endstation? Nur für den Royal Scotsman. Natürlich muss man sich Edinburg anschauen - und staunen. Über den perfekten Spagat von mittelalterlichen Gemäuern und modernem Flair. Über gemütliche Pubs und feine Restaurants. Über schottische Gastfreundschaft und herzliche Bravehearts.
Quelle: ntv.de, sgu/spot