Reise

Crowdfunding-Zug auf Fernstrecke Locomore lockt mit Kampfpreisen

Locomore will der Deutschen Bahn Konkurrenz machen.

Locomore will der Deutschen Bahn Konkurrenz machen.

(Foto: imago/STPP)

Fernverkehrstickets der Deutschen Bahn sind oft teuer. Andere Anbieter greifen die Bahn an, auf der Straße, aber auch auf der Schiene. Das Startup Locomore will die Verbindung Stuttgart-Berlin mit Kampfpreisen und Services wie Gratis-WLAN anbieten. Ob's klappt?

Bislang sind Bahnfahrer im Fernverkehr auf die Deutsche Bahn angewiesen. Das könnte sich aber schon bald zum Teil ändern, denn mit Locomore steigt ein neuer Anbieter in den Personenverkehr auf der Langstrecke ein. Mit Kampfpreisen, die nach Angaben des Unternehmens "immer unterhalb des Bahncard50-ICE-Flexpreises der Deutschen Bahn" liegen, sollen Kunden ab Mitte Dezember 2016 günstig durch Deutschland reisen können. Die Strecke Stuttgart-Berlin führt auch über Großstädte wie Frankfurt, Heidelberg und Hannover. Buchungsstart für die Tickets ist der 11. November.

Die Strecke soll täglich gefahren werden: früh morgens von Stuttgart nach Berlin und von dort am frühen Nachmittag wieder zurück nach Stuttgart. Losgehen soll es am 14. Dezember, also kurz nach dem Fahrplanwechsel bei der Deutschen Bahn.

Vor allem die Preisstruktur soll Kunden anlocken. Auf seiner Homepage wirbt das Unternehmen mit einer Preisspanne von 22 bis 65 Euro für ein Ticket von Stuttgart nach Berlin. Es gibt Basic- und Business-Tarife. Bei der Deutschen Bahn kostet eine Reise von Stuttgart nach Berlin ohne Vergünstigungen 142 Euro; mit BahnCard 50 sind es 71 Euro. Mit Glück und frühzeitiger Buchung lassen sich aber bei der Deutschen Bahn auch günstigere Tickets für die Strecke finden. Einzelne Kurzstrecken wie beispielsweise Frankfurt - Darmstadt sollen bei Locomore für 3 Euro angeboten werden.

Das Unternehmen hat sich per Crowdfunding eine Basisfinanzierung von gut einer halben Million Euro gesichert. Es ist eine von vielen Besonderheiten, die das neue Bahnunternehmen auszeichnen. Derzeit ist das WLAN in der Deutschen Bahn nur in der 1. Klasse für alle verfügbar, in der 2. Klasse noch nicht. Der Bahnkonkurrent will mit Internet für alle punkten.

IC-Wagen und kostenloses WLAN

Der neue Anbieter wird einen IC-Zug anbieten, in dem Reisende gegen einen Aufpreis auch ihr Fahrrad mitnehmen können. Die Sitzplätze sind reserviert, die Tickets sind Zug gebunden. Außerdem soll es Themenabteile zum Beispiel zu Englisch oder Literatur geben, auch Ruhebereiche sind geplant. Das Konzept ist kreativ. Es muss sich zeigen, ob auch die Finanzierung über die lange Sicht funktioniert.

Ursprünglich wollte Locomore seinen ersten Fernzug zwischen Neckar und Spree schon im September auf die Schiene setzen. Dieser Termin konnte jedoch nicht eingehalten werden, weil noch nicht alle Verträge unter Dach und Fach waren.

Im Fernverkehr, der anders als der Regionalverkehr von den Anbietern eigenwirtschaftlich ohne Zuschüsse betrieben werden muss, ist die Deutsche Bahn nach wie vor unangefochten die Nummer eins. Alternative Anbieter beschränken sich auf einzelne Strecken und fahren häufig nicht jeden Tag. So ist der Hamburg-Köln-Express (HKX), zu dessen Gründungsmitgliedern auch Locomore gehörte, nur zwischen Freitag und Montag unterwegs. Der Interconnex zwischen Leipzig und Rostock stellte seinen Betrieb im Dezember 2014 aus Kostengründen ein.

Quelle: ntv.de, sgu/AFP

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