Mont-Saint-Michel Märchen-Abtei thront überm Atlantik
03.05.2017, 10:55 Uhr
Einzigartiger Anblick: Anfahrt auf Mont-Saint-Michel.
(Foto: REUTERS)
Abtei, Burg oder beides? Für Mont-Saint-Michel in der Normandie gibt es viele Bezeichnungen. Die beeindruckende Insel mit der Benediktiner-Abtei ist Unesco-Weltkulturerbe. Bei Flut offenbart der Ort trotz Festlandsverbindung seine wahre Attraktion.
Mont-Saint-Michel sieht so fantastisch aus, man könnte beinahe meinen, dass Hollywood es entworfen hat. Doch die ehemalige Abtei der Benediktiner ist wirklich real. Es ist ein magischer Ort, welcher jedes Jahr 3,5 Millionen Besucher anlockt.
Die berühmte Insel war ursprünglich nur bei Ebbe zu erreichen. Bei Flut wurde aus Mont-Saint-Michel eine Insel im Atlantik. Ende des 18. Jahrhunderts ordnete die damalige Regierung trotz großer Proteste an, einen Damm zu bauen und die Insel so für immer mit dem Festland zu verbinden. Doch auch das genügte nicht, denn bei großen Fluten wurde der Damm überspült. Vor zwei Jahrzehnten entschied sich Frankreich, den Damm durch eine Brücke zu ersetzen. Plan- und Bauzeit haben beinahe 20 Jahre gedauert und rund 200 Millionen Euro gekostet. Seit 2015 verbindet eine Stahl-Holz-Brücke Mont-Saint-Michel nun mit dem Festland.
Steg verschwindet zeitweise
Doch das Weltkulturerbe kann auch weiterhin als das fungieren, was es von Natur aus schon immer war: eine Insel. Denn der 740 Meter lange Steg ist zum Ende hin absichtlich abgesenkt, so dass er bei ausreichend hoher Flut unter Wasser steht. Mont-Saint-Michel ist dann wieder einsam und einzigartig im Atlantik.
Viele Gebäude innerhalb des Komplexes stammen aus dem 13. Jahrhundert. Sie sind ein hervorragendes Beispiel der gotischen Architektur. Allerdings liegt der Ursprung von Mont-Saint-Michel rund 300 Jahre früher. Der Überlieferung nach erhielt Bischof Aubert von Avranches im Jahre 708 in einem Traum den Befehl vom Erzengel Gabriel, eine Kirche zu bauen und ihn damit zu ehren. In den folgenden Jahrhunderten wuchs Mont-Saint-Michel immer mehr. So sind neben der Gotik auch architektonische Merkmale der Romantik und des Klassizismus zu finden.
Bereits im 10. Jahrhundert kamen die ersten Benediktinermönche auf die Insel. Sie bauten die Abtei aus und errichteten eine Burgmauer aus Granit. Mont-Saint-Michel war selbst im Mittelalter in vielen Teilen Europas bekannt. Mehrere französische Könige wie Ludwig IX., Franz I. und Karl IX. pilgerten auf die Insel, um Gott zu ehren. Andere, wie der normannische Herzog Richard II, feierten sogar ihre Hochzeit in der Abtei. Heute gehört Mont-Saint-Michel zu den größten touristischen Attraktionen Frankreichs. Ein Rundgang durch die Abtei ist wie ein Streifzug durch 1300 Jahre französischer Geschichte.
Quelle: ntv.de, sgu/spot