Nicht nur eitel Sonnenschein? Balkonkraftwerke im Check: Vor- und Nachteile einfach erklärt
04.09.2025, 11:44 Uhr
Praktisch: Balkonkraftwerke können in der Regel selbst installiert werden.
(Foto: iStock)
Balkonkraftwerke liegen im Trend: Mitte 2025 waren bereits mehr als eine Million der kompakten Privat-Solaranlagen in Deutschland registriert. Wir fassen zusammen, welche Vor- und Nachteile Balkonkraftwerke haben.
Die private Energiewende gewinnt auf deutschen Balkonen, Flachdächern und in Gärten weiter an Fahrt. Vereinfachte Einspeise-Regelungen und erschwingliche Preise führten nach Statista-Angaben seit Frühjahr 2024 zu einem deutlichen Boom bei Balkonkraftwerken. Die kompakten Solaranlagen punkten dabei mit zahlreichen Vorteilen, müssen sich jedoch in bestimmten Bereichen den großen PV-Anlagen gegenüber geschlagen geben.
Balkonkraftwerk-Beispiel: Kleines Kraftwerk Duo XL
Steckfertige Komplettlösungen wie das XL Duo vom Anbieter Kleines Kraftwerk erweisen sich für Solar-Einsteiger als besonders benutzerfreundlich. Diese All-in-One-Sets enthalten sämtliche erforderlichen Bauteile samt Verbindungskabeln, wodurch die Installation direkt nach der Lieferung starten kann.
Die Details:
- Module: zwei bifaziale Solarpanels mit je 500 Wp Leistung
- Wechselrichter: Hoymiles HMS-800W-2T mit 800 Watt
- Kabel: inklusive 5-Meter-Anschlussleitung (Schutzkontakt-Stecker)
- Preis: 379 Euro
Kleines Kraftwerk setzt bei seinen Balkonkraftwerken auf einen hochwertigen Hoymiles-Wechselrichter mit 800 Watt Einspeiseleistung, der im Test der Kollegen von Computer Bild mit "sehr gut" abgeschnitten hat. Dazu kommen zwei bifaziale Solarmodule, die insgesamt 1.000 Watt Peak (Wp) liefern.
Hinweis: Die Preise sind volatil und die Händler passen bisweilen auch die unverbindliche Preisempfehlung (UVP) an. Sollten sich die Preise von den hier angegebenen unterscheiden, haben die Händler sie nach Veröffentlichung des Artikels geändert.
Das sind die Vorteile von Balkonkraftwerken
1. Keine Fachkenntnisse für die Installation notwendig
Der Einstieg in die Photovoltaik erscheint aufgrund fehlender Fachkenntnisse oft als komplexe Angelegenheit – besonders bei groß dimensionierten Anlagen, die nur mithilfe von Fachbetrieben installiert werden können. Hier zeigen Balkonkraftwerke ihre Stärke: Die meisten Hersteller liefern steckerfertige Komplett-Sets, die sich auch von Laien problemlos installieren und anmelden lassen.
Die Montage unterscheidet sich dabei je nach Balkon-Variante: Entweder erfolgt die direkte Befestigung am Geländer oder über entsprechende Aufstellvorrichtungen. Der mitgelieferte Wechselrichter funktioniert nach dem Plug-and-Play-Verfahren. Meistens genügt es, die Module mit dem Wechselrichter zu verbinden und diesen über Schutzkontakt-Stecker an eine Außensteckdose anzuschließen. Dann ist die Anlage betriebsbereit. Für die Registrierung reicht bei maximaler Leistung von 800 Watt ein Marktstammdatenregister-Eintrag aus, der binnen zehn Minuten abgeschlossen ist.
Günstiges Balkonkraftwerk für Einsteiger: Solakon onLite
Hersteller Solakon bietet mit der Variante onLite ein günstiges Balkonkraftwerk für Solar-Einsteiger an. Das eignet sich besonders für Menschen, die zu einem niedrigen Preis die Solarstrom-Produktion auf ihrem Balkon ausprobieren möchten.
Die Details:
- Module: 2 bifaziale Panels mit insgesamt 900 Wp
- Wechselrichter: Fox ESS (800 Watt) inklusive Solakon-App
- Kabel: 5-Meter-Anschlussleitung (Schutzkontakt-Stecker)
- Preis: 219,99 Euro plus Versand
Für 219,99 gibt es hier 900 Wp Solar-Leistung, einen passenden Wechselrichter sowie alle notwendigen Anschlusskabel. Kleiner Nachteil: Wer Halterungen benötigt, muss 100 bis 150 Euro drauflegen. Dazu kommen Versandkosten von 59 Euro.
2. Ein Balkonkraftwerk kann die eigene Stromrechnung langfristig senken.
Der Solar-Einstieg erfordert zwar Startkapital, amortisiert sich jedoch entsprechend Ertrag und Eigennutzungsgrad relativ zügig. Bei gegenwärtigen Stromtarifen von circa 40 Cent je Kilowattstunde, Anschaffungskosten von 400 Euro für eine 800-Watt-Balkonanlage und 75 Prozent Eigenverbrauch resultiert unter deutschen Einstrahlungsbedingungen eine Amortisationsdauer von rund zweieinhalb Jahren.
Wie schnell sich ein Balkonkraftwerk rentiert, hängt dabei stark von den örtlichen Gegebenheiten ab. Ein verschatteter Balkon generiert erheblich weniger Energie als eine südausgerichtete Position ohne störende Vegetation. Über die gesamte Anlagenlebensdauer rechnet sich die Investition jedoch praktisch immer.
Etwas mehr Watt Peak: Die Balkonkraftwerk-Alternative von Ebay
Wenn ein Balkonkraftwerk nicht ganz optimal platziert werden kann, kann es sich lohnen, etwas mehr Modulleistung an den Wechselrichter anzuschließen, um die erlaubten 800 Watt zu erreichen. Bis zu 2.000 Wp sind dabei möglich. Dieses Komplett-Set auf Ebay kombiniert zu diesem Zweck gleich vier Module mit einer Gesamtleistung von 1.780 Wp, die per mitgelieferten Y-Verteilen an den Wechselrichter angeschlossen werden können.
Details:
- 800 Watt Wechselrichter mit 20A Eingangsleistung
- 4 Solarmodule mit einer Gesamtleistung von 1.780 Wp
- 5-Meter-Kabel mit Schuko-Stecker
3. Vorbereitung auf die stromgetriebene Zukunft
E-Mobilität, Wärmepumpen und Smarthomes belegen – die Zukunft ist stromgeführt. Um sich dabei nicht vollständig von lokalen oder überregionalen Stromanbietern abhängig zu machen, ist es durchaus ratsam, so viel Strom wie möglich selbst zu produzieren.
Auch ohne eigenes Dach kann man mit einem Balkonkraftwerk dabei Teil der Energiewende werden. Mit der Möglichkeit, bis zu 800 Watt einzuspeisen, ist die Entlastung beim Stromverbrauch seit April 2024 sogar noch spürbarer geworden. Ein Balkonkraftwerk ist somit ein guter erster Schritt, um die private Energiewende einzuleiten.
Das sind die Nachteile von Balkonkraftwerken
1. Möglicherweise muss der Stromzähler getauscht werden
In Deutschland gibt es derzeit analoge, digitale und smarte Stromzähler, die in privaten Wohn-, aber auch in Mietshäusern verbaut sind. Gerade in vielen älteren Häusern sind noch analoge Zähler vorhanden, die den Verbrauch mittels Drehscheibe ermitteln. Wenn hier keine Rücklaufsperre vorhanden ist, muss der Zähler ausgetauscht werden. Immerhin: Durch eine Neuregelung im Solarpaket 1 ist es vorübergehend möglich, einen solchen Zähler weiterzunutzen. Zudem muss man sich darum nicht selbst kümmern, hier wird der Netzbetreiber aktiv. Ist bereits ein digitaler Zähler vorhanden, gibt es das Problem im Regelfall nicht.
2. Überschüssige Energie wird meist ohne Vergütung ins Netz eingespeist
Wer sein Balkonkraftwerk nur im Marktstammdatenregister anmeldet und die 800-Watt-Grenze einhält, erhält für überschüssige Energie, die ins Netz eingespeist wird, im Regelfall keine Vergütung. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn an sonnenreichen Tagen nicht genug Verbraucher vorhanden sind und nur ein Teil des gewonnenen Stroms genutzt werden kann. Anders als bei großen PV-Anlagen gibt es für einfach angemeldete Balkonkraftwerke laut Verbraucherzentrale.de keine automatische Einspeisevergütung. Aufgrund hoher bürokratischer Hürden und geringer Vergütung lohnt sich das Verfahren für kleine PV-Anlagen zudem laut Stromanbieter Vattenfall meistens nicht. Es ist normalerweise sinnvoller, den Strom selbst zu verbrauchen. Eine Alternative sind Batteriespeicher, die allerdings den Preis des Balkonkraftwerkes spürbar erhöhen können.
Günstiger Stromspeicher von Growatt
Eine Möglichkeit, die Eigenverbrauchsquote des Balkonkraftwerks zu erhöhen, ist ein preisgünstiger Stromspeicher. All-in-One-Speicher wie der Nexa 2000 des Herstellers Growatt bieten dabei eine praktische Kombination aus Akkuspeicher und Wechselrichter. Hierbei werden die Solarpanels direkt mit dem Speicher verbunden, der dann gezielt gespeicherten Strom ins Hausnetz einspeisen kann.
Die Details:
- Speicherkapazität: 2,09 Kilowattstunden
- Speicher-Variante: All in One inklusive Wechselrichter
- Besonderheiten: 4 unabhängige MPPT-Kanäle für Solarpanels
- Netzunabhängige Wechselstrom-Ausgänge: ja, bis 800 Watt
- Lebensdauer: 10 Jahre Garantie, 6.000 Ladezyklen
3. Die Leistung von Balkonkraftwerken ist begrenzt
Im Gegensatz zu großflächigen PV-Installationen unterliegen Balkonkraftwerke festen Dimensionierungsgrenzen. Die vereinfachte Registrierung gilt für Anlagen mit maximal 800 Watt Einspeiseleistung und höchstens 2.000 Wp Modulleistung. Bei höherem Stromverbrauch kann eine Mini-Solaranlage daher selbst unter optimalen Verhältnissen nur einen Teilbereich des Energiebedarfs abdecken. Für größere Erträge empfiehlt sich – sofern baulich umsetzbar – eine dimensionierte PV-Anlage. Diese bringt jedoch erweiterte Bürokratie und höhere Startinvestitionen mit sich.
Balkonkraftwerke: Nicht fehlerfrei, aber Vorteile überwiegen
Balkonkraftwerke sind ein sinnvoller erster Schritt zur eigenen Stromversorgung mit Solarenergie. Trotzdem haben die kleinen Kraftwerke nicht nur Vorteile. Vor allem, wenn es um die Leistung und Einspeisevergütung geht, sind Balkonkraftwerke größeren PV-Anlagen unterlegen. Dafür überzeugen die kompakten Mini-Kraftwerke mit ihrer einfachen Installation, problemloser Anmeldung und verhältnismäßig schneller Amortisation durch geringere Startkosten.
Quelle: ntv.de