Wau, echt spannend! Halsband oder Geschirr für den Hund: Was empfehlen Hundeprofis?
10.04.2025, 12:50 Uhr
Ob Halsband oder Geschirr, da scheiden sich die Geister.
Natürlich entscheiden Hundebesitzer bei Tierzubehör gern nach Aussehen und persönlichem Geschmack. Geht es um Halsband oder Geschirr, spielen aber auch Funktion und Trainingsziele eine wichtige Rolle.
Die einen schwören auf das Halsband, die anderen lassen ihre Hunde ohne Geschirr gar nicht aus dem Haus. An der Frage, ob Halsband oder Geschirr, scheiden sich die Geister. Dabei ist die Frage bereits falsch formuliert. Denn sowohl Halsband als auch Geschirr haben ihre ganz eigenen Vorteile. Die Hilfsmittel sollten sich nicht gegenseitig ausschließen. Viel mehr ist die Frage: Wann greife ich zum Halsband und wann lieber zum Geschirr?
Empfehlung von Hundeprofis: Situations- und trainingsspezifisch entscheiden
Hundetrainer empfehlen in der Regel, Hunde sowohl an das Geschirr als auch an das Halsband zu gewöhnen. Zum Einsatz sollten nämlich beide Hilfsmittel kommen. Wann welches Hilfsmittel eingesetzt wird, ist dabei abhängig von der jeweiligen Aktivität und bestimmten Trainingszielen.
Halsbänder sollten für Leinenführigkeitstrainings eingesetzt werden. Über kleine Korrekturen durch die Leine lernen die Hunde, ohne Ziehen und mit Aufmerksamkeit beim Herrchen oder Frauchen gemütlich mitzulaufen. Lydia Müller, Inhaberin der Martin Rütter "Dogs" in Österreich, sagte in einem Interview mit dem Hundefutterhersteller "Rinti", dass das Halsband im Alltag für die lockere Leinenführung gedacht sei. Erst, wenn das Geschirr angeklickt wird, dürfen die Hunde größeren Freiraum erschnüffeln und ihre Aufmerksamkeit weiter schweifen lassen. Vorteile von Halsbändern sind vor allem:
- Einfache Handhabung: Halsbänder sind in der Regel einfach und schnell anzulegen und abzunehmen.
- Direkte Kontrolle: Sie ermöglichen eine direktere Einwirkung auf den Kopf und Hals des Hundes, was im Training zur Leinenführigkeit hilfreich sein kann.
- Weniger sperrig: Halsbänder sind oft weniger voluminös als Geschirre und können für Hunde, die Mäntel tragen oder viel Fell haben, angenehmer sein.
Geknüpfte Nylonhalsbänder sind für Hunde bequem und optisch ansprechend. Die Halsbänder des Herstellers Kentucky sind an den Enden mit veganem Leder abgesetzt.
Hinweis: Die Preise sind volatil und die Händler passen bisweilen auch die unverbindliche Preisempfehlung (UVP) an. Sollten sich die Preise von den hier angegebenen unterscheiden, haben die Händler sie nach Veröffentlichung des Artikels geändert.
Brustgeschirr vor allem an der Schleppleine und beim Training empfehlenswert
Immer wenn es ums Training und Outdoor-Aktivitäten geht, bei denen der Hund besonders viel Bewegungsfreiraum bekommt, sollte das Brustgeschirr in Betracht gezogen werden. Waldspaziergänge mit Schleppleine etwa sind prädestiniert für den Einsatz von Geschirren. Rennt der Hund aufgeregt einer Fährte hinterher und erreicht das Ende der Schleppleine, ist die Druckverteilung über das Brustgeschirr viel sicherer für die Gesundheit des Tieres. Vorteile von Geschirren sind außerdem:
- Mehr Sicherheit: Hunde können sich schwieriger aus einem gut sitzenden Geschirr befreien, was besonders bei ängstlichen oder reaktiven Hunden wichtig ist.
- Bessere Kontrolle bei starken Ziehern: Ein Geschirr bietet oft mehr Kontrolle über impulsive oder kräftige Hunde.
- Geeignet für bestimmte Aktivitäten: Für Aktivitäten wie Joggen, Radfahren oder die Sicherung im Auto ist ein Geschirr oft die bessere Wahl.
Das Geschirr ist außerdem die beste Empfehlung für Besitzer von Angsthunden. Nervöse und besonders ängstliche Hunde, die womöglich sogar schon traumatische Erfahrungen gemacht haben, sind in sogenannten Panikgeschirren am besten aufgehoben. Anders als herkömmliche Geschirre haben Panikgeschirre eine weitere Bauchschlaufe, die es den Hunden auch in der größten Panik fast unmöglich macht, aus dem Geschirr herauszuschlüpfen. Sehr viele überwiegend positive Bewertungen hat etwa das Panikgeschirr von Huntboo auf Amazon.
Hundebegegnungen in kontrollierten Situationen lieber ohne Geschirr
Viele Hundetrainer raten inzwischen vom Besuch von Hundefreilaufflächen ab. Der Grund? Die frei laufenden Hunde können nur schlecht bis gar nicht kontrolliert werden und unerwünschte, aggressive und dominante Verhaltensweisen werden in unkontrollierten Interaktionen verstärkt.
Statt die Hunde sich selbst auf Freilaufflächen zu überlassen – und dann im Zweifelsfall nicht einschreiten zu können, wenn der eigene Hund Stress und Angst entwickelt –, wird in vielen modernen Hundeschulen mittlerweile kontrolliertes "Kontakten" angeboten. Hier werden Hunde paarweise in kleinen Gehegen zusammen mit den Besitzern in kontrollierten Situationen aneinander geführt. Wird die Interaktion zu aggressiv, stressig oder dominant, erkennen die Hundeprofis die Signale frühzeitig und können die Tiere trennen.
In solchen Kontaktgruppen wird in der Regel auf das Geschirr verzichtet, da die Verletzungsgefahr zu groß ist, wenn sich die Hunde mit ihren Pfoten und Krallen beim Toben im Geschirr ihres Spielgefährten verheddern. Hier empfehlen sich also hochwertige Halsbänder, um die Hunde kontrolliert in die Gehege hinein- und aus den Gehegen hinausführen zu können.
Wie sitzen Halsband und Geschirr korrekt?
Generell gilt bei Halsbändern die Zwei-Finger-Regel. Das Halsband sollte tief am Hals sitzen und genügend Platz lassen, um zwei Finger locker zwischen Band und Hals drehen zu können. Es darf aber nicht so locker sein, dass es über die Ohren des Hundes rutschen kann.
Geschirre brauchen mitunter ein wenig Feinjustierung, bis sie perfekt sitzen. Zu achten ist vor allem auf folgende Punkte.
- Brustgurt: Der Brustgurt sollte so sitzen, dass er das Brustbein bedeckt und nicht auf den Kehlkopf drückt.
- Bauchgurt: Der Bauchgurt sollte etwa zwei bis drei Fingerbreit hinter den Vorderbeinen liegen, um Reibung in den Achselhöhlen zu vermeiden. Eine flache Hand sollte bequem zwischen Bauchgurt und Körper geschoben werden können.
- Rückensteg: Der Rückensteg sollte mittig auf dem Rücken des Hundes liegen und nicht zu lang oder zu kurz sein.
- Schulterfreiheit: Die Schulterblätter des Hundes dürfen nicht behindert werden, damit er sich frei bewegen kann.
Wichtig ist immer, dass sowohl Halsband als auch Geschirr gut passen und nicht scheuern oder die Bewegungsfreiheit des Hundes einschränken. Im Zweifelsfall sollte man sich von einem erfahrenen Hundetrainer oder im Fachhandel beraten lassen, um die beste Option für den individuellen Hund zu finden.
Quelle: ntv.de