Faustkämpfer und Trashtalker "Bad Boy" Pinizzotto weckt Red Bull
27.03.2017, 14:23 Uhr
Ein Mann, wie gemacht für die Play-Offs: Steven Pinizzotto.
(Foto: imago/GEPA pictures)
Mit seiner Aggressivität hat Eishockey-Raubein Steven Pinizzotto den amtierenden DEL-Meister Red Bull München vor einem 0:2-Rückstand im Halbfinale gegen die Eisbären Berlin bewahrt. In den Play-offs schlägt generell die Stunde der "Bad Guys".
Als Don Jackson spürte, dass sein Team dringend geweckt werden müsste, ließ der Coach den harten Hund von der Leine. Und Steven Pinizzotto machte das, was er am besten kann: Er teilte aus, checkte seine Gegenspieler, sorgte für Unruhe - und damit für die Wende im zweiten Halbfinale zugunsten des Meisters Red Bull München bei den Eisbären Berlin. "Das ist Play-off-Eishockey, und da bin ich sehr gut", sagte Pinizzotto nach dem 2:1-Auswärtssieg, mit dem der Titelverteidiger die "Best-of-seven"-Serie gegen den DEL-Rekordmeister zum 1:1 ausglich.
Keine Frage: Die Zeit der "Bad Boys" in der Deutschen Eishockey Liga ist gekommen. Je enger und wichtiger die Spiele sind, desto wichtiger werden die Profis, die die Kämpfe auf dem Eis übernehmen. Sie werden "Sheriff" oder "Enforcer" (Vollstrecker) genannt. Sie sollen das Team pushen, die Stars beschützen und den Gegner aus dem Konzept bringen.
Die Nürnberg Ice Tigers, die durch das 3:5 bei den Grizzlys Wolfsburg am Sonntag den 1:1-Ausgleich in der Halbfinalserie kassierten, haben dafür den Kanadier Brandon Prust nachverpflichtet. Bei den Eisbären schmeißt sich Alex Roach gerne ins Getümmel. Und München hat dafür Pinizzotto. Die Aggressivität des zuvor verletzten Deutsch-Kanadiers hatte München bei der Auftaktniederlage gegen Berlin gefehlt.
Wehe, wenn er zuschlägt...
Im zweiten Spiel kehrte Pinizzotto zurück - und mit ihm die Härte und der Erfolg. Der 32-Jährige kassiert zwar drei Strafen, mit seinem körperlich robusten Spiel verunsicherte aber auch die anfangs starken Berliner. Auch beim 1:1-Ausgleichstreffer von Keith Aucoin störte Pinizzotto maßgeblich vor dem Tor. Pinizzotto, 1,85 Meter groß und 91 Kilogramm schwer, hat sich die Wörter "strength" (Stärke) und "courage" (Mut) auf den Körper tätowieren lassen. Und so spielt er auch. In der Hauptrunde kam der Angreifer in 26 Spielen nur auf vier Tore, dafür aber auf 114 (!) Strafminuten.
Vor allem im Faustkampf ist der frühere NHL-Profi berüchtigt. Dem Straubinger Mike Cornell verpasste er einen Nasenbeinbruch, dem Mannheimer Nationalspieler Denis Reul vor einem Jahr sogar einen doppelten Kieferbruch. Aber auch Trash-Talk gehört zu Pinizzottos Repertoire. Den Nürnberger Torhüter Jochen Reimer, sonst ein höchst ausgeglichener Zeitgenosse, brachte der Münchner im November mit einem Spruch dazu, auf ihn loszugehen und einzuprügeln. Kurioserweise tat Reimer damals das, was eigentlich Pinizzettos Aufgabe ist: Er weckte sein Team auf. Nürnberg gewann nach 1:5-Rückstand noch 6:5.
So sehr Pinizzotto auf dem Eis auch polarisiert, sein Trainer ist froh, ihn in seinen Reihen zu haben. Don Jackson, in seiner aktiven NHL-Karriere selbst kein Kind von Traurigkeit, verteidigt das Raubein nach jedem Vorfall. Denn der DEL-Rekordtrainer weiß: Auch auf die "Bad Guys" kommt es im Titelkampf an.
Quelle: ntv.de, Jörg Soldwisch, sid