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"Sie ist mir sofort aufgefallen" Bei DHB-Star Dahmke steht die Liebe im Zeichen des Handballs

Dahmkes Beitrag zum Auftaktsieg.

Dahmkes Beitrag zum Auftaktsieg.

(Foto: picture alliance / Maximilian Koch)

Er weiß selbst lange nicht, ob er es zur Heim-EM schafft, sein Oberschenkel macht Rune Dahmke zu schaffen. Doch dann kann er den Weltrekord-Auftakt genießen. Der 30-Jährige ist 2016 beim EM-Triumph dabei, die volle Hingabe für den Sport lernt er aber erst durch seine weltberühmte Freundin kennen.

"Das war das Krankeste, was ich erlebt habe." Rune Dahmke geriet nach dem Auftakt der deutschen Handballer bei der Heim-Europameisterschaft ins Schwärmen. 53.586 Zuschauer in der Arena in Düsseldorf sind auch für den erfolgsverwöhnten 30-Jährigen einmalig, der im Ligaalltag in der stets ausverkauften Kieler 10.000-Mann-Arena bejubelt wird. "Das ging durch Mark und Bein. Das werde ich nie vergessen. Das gibt's wirklich nur in Deutschland und das macht Bock auf mehr", so der Linksaußen, der gleich zwei Gänsehautmomente erlebte. "Beim Warmmachen, als wir in die Halle gelaufen sind, und als die Nationalhymne gespielt wurde. Das war brutal."

Dabei hat Dahmke wirklich schon vieles erlebt. Mit dem THW Kiel hat er zudem schon alles gewonnen, was es für Klubs zu gewinnen gibt: Viermal deutscher Meister, dreimal Pokalsieger, sechsmal Supercup-Sieger, auch der EHF-Pokal und der Champions-League-Titel stehen in seiner Vita. Zudem ist er einer von noch vier Spielern im EM-Kader von Trainer Alfred Gislason, die 2016 sensationell Europameister wurden und als "Bad Boys" einen Hype in Deutschland entfachten. Er war es damals, der im Halbfinale gegen Norwegen das Team in die Verlängerung rettete, sein 27:27 wenige Sekunden vor Schluss der regulären Spielzeit war ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Titel.

"Wollte es unbedingt schaffen"

Beim 27:14-Kantersieg gegen die Schweiz nun ging es lässig zu, da dürfte es für Dahmke nachrangig sein, dass er nur ein Tor warf. Er musste Lukas Mertens auf Linksaußen den Vortritt lassen, 13:48 Minuten Einsatzzeit auf der Platte zeigen die Rolle, die er aktuell auf der Platte einnimmt. Dahmke gehört nicht zur ersten Sieben. Kein Wunder, noch immer ist er nicht topfit, Ende des vergangenen Jahres war er von einer Oberschenkelverletzung ausgebremst worden. Dass er es überhaupt in den EM-Kader geschafft hat, liegt wohl auch an seinem Stellenwert im Team. Denn vorspielen konnte er bei Gislason, der ihn noch aus seiner Zeit als Kiel-Trainer bestens kennt, lange nicht. "Ich war teilweise nicht zu hundert Prozent sicher, weil man nie weiß, wie es regeneriert", gibt Dahmke nun nach dem ersten EM-Spiel gegenüber handball-world.news zu. "Ich wollte es aber unbedingt schaffen."

Bei den Partien gegen Ägypten, den Testspielen vor der Nominierung des erweiterten 35er-Kaders, war Dahmke nur als Zuschauer dabei. Und auch bei den finalen Tests gegen Portugal wurde er geschont. Dennoch nahm der 30-Jährige, der für die Europameisterschaften 2018 und 2022 jeweils nachnominiert worden war und auch bei der WM 2023 im Kader stand, während der Lehrgänge einen relevanten Part ein - beim Marketing. Der Kieler ist eines der Models für die DHB-Kollektion, er ist nicht nur auf der Platte wichtig. "Ein absoluter Top-Typ, ein 1A-Charakter, stellt sich immer in den Dienst der Mannschaft", charakterisierte Mitspieler Timo Kastening ihn vor der EM für den Sportinformationsdienst. "Ich habe mit den Jahren keinen größeren Teamplayer als Rune kennengelernt. Immer schön, ihn in seinen Reihen zu wissen."

Tief in Kiel verwurzelt

Das sehen sie auch beim Bundesligisten THW Kiel so. Der Linksaußen ist in Kiel geboren, spielt dort seit 2008 beim THW, zwischenzeitig mal mit einem Doppelspielrecht zwei Jahre lang auch beim TSV Altenholz in der 3. Liga, der mit ihm den Aufstieg schaffte. Gleichzeitig durfte er schon in der Champions League ran. Dem Bundesliga-Kader gehört er seit 2013 an - und wird es noch bis mindestens 2026 bleiben, die Verlängerung wurde kürzlich bekannt gegeben. "Rune ist Identifikation pur: mit dem THW Kiel, mit der Stadt, mit seinen Teamkollegen, mit unseren Fans", so Geschäftsführer Viktor Szilagyi. "Er ist zudem ein Leistungsträger in unserer Mannschaft, kann seine Mitspieler mitreißen. Diese Kombination hat uns die Entscheidung leicht gemacht."

Dahmke ist in Kiel so tief verwurzelt wie im Handball. Schon sein Vater Frank, der am Sonntag, wenn sich die Deutschen mit einem Sieg gegen Nordmazedonien vorzeitig für die Hauptrunde qualifizieren können, seinen 61. Geburtstag feiert, wurde in Kiel geboren. Und spielte zehn Jahre beim THW Kiel -sowie sechs Spiele in der Nationalmannschaft. Nur um ein Jahr verpasste er dabei Thomas Knorr, den Vater des heutigen DHB-Spielmachers Juri Knorr. Die nächste Generation hat übernommen.

Und die hat sich was vorgenommen, auch wenn einzig Torhüter Andreas Wolff vor Turnierbeginn offensiv vom Ziel, Europameister werden zu wollen, sprach. Als im vergangenen Jahr bei der WM im Viertelfinale gegen Frankreich Endstation war, sprach Dahmke von der "Cleverness" als großen Unterschied zum Mitfavoriten. "Bei uns ist vieles richtig gut, aber manchmal ist auch viel Risiko." Der Anspruch ist da, es diesmal besser zu machen. Das Teamgefüge scheint zu passen: "Wir sind alle Teil einer Einheit. Wir sind einfach 16 bis 19 Jungs, die eine gute Zeit gemeinsam haben. Es gibt nicht diese riesige Hierarchie und jeder kann was sagen und jeder kann einen Spaß machen", sagt Dahmke vor der zweiten, wegweisenden Partie.

Leben als Handball-Traumpaar

Wie man in ein Turnier-Finale einzieht, das konnte sich der Linksaußen im Dezember bei seiner Verlobten anschauen. Seit 2017 ist er mit der Norwegerin Stine Oftedal zusammen, seit dem vergangenen Sommer verlobt. Die 32-Jährige ist langjährige Nationalspielerin, wurde 2019 sogar als Welthandballerin ausgezeichnet. Von ihren Erfolgen kann sich sogar der erfolgreiche Dahmke etwas abschauen, gibt er neidlos zu. Dreimal Weltmeisterin, fünfmal Europameisterin und zahlreiche weitere Auszeichnungen hat sie gesammelt. "Ich finde es unfassbar beeindruckend, wie viel harte Arbeit dahintersteckt und was sie alles investiert hat, um so erfolgreich zu sein", sagte er im vergangenen Jahr dem Magazin "Bock auf Handball". Im gemeinsamen Training muss er "bis an seine Schmerzgrenze" gehen, bekennt er. "Stine jedoch ist auch in der vermeintlich freien Zeit mindestens einmal am Tag bis ans Limit gegangen." Dieses gemeinsame Training findet aber fast nur im Urlaub statt, die beiden führen eine Fernbeziehung, Oftedal spielt beim ungarischen Topklub Györi ETO KC.

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Die Kennlerngeschichte erzählte Dahmke dem Magazin ebenfalls: "Wir spielten damals mit dem THW in Paris, und zu jener Zeit hat Erlend Mamelund, auch ein Norweger, bei uns ausgeholfen. Nach dem Spiel unterhielt er sich mit Stine, deren Schwester Hanna damals auch in Paris spielte. Stine ist mir sofort aufgefallen, und ich habe dann zu Erlend gesagt, er müsse mich unbedingt mal vorstellen. Von da an nahm die Geschichte dann seinen Lauf ..." Besagte Schwester Hanna sorgt übrigens für noch einen Handball-relevanten Aspekt in dieser Liebesgeschichte: Sie ist die Frau von Sander Sagosen, dem norwegischen Handball-Superstar, der bis zum vergangenen Jahr mit Dahmke zusammen in Kiel spielte. Bei dieser Europameisterschaft könnten sich die beiden Schwager nun als Konkurrenten gegenüberstehen, wenn es zum Duell zwischen Deutschland und Norwegen kommt. Eine Situation, die die beiden bereits aus vergangenen Turnieren kennen.

Bis es so weit ist, warten aber erst einmal Nordmazedonien und Schwergewicht Frankreich in der Vorrunde. Der Fokus bei Dahmke ist geschärft: "Das wird ein richtiger Kampf", warnt er vor Nordmazedonien (Sonntag, 20.30 Uhr/ZDF, Dyn und im ntv.de-Liveticker). "Sie haben auch gegen Frankreich zwischenzeitlich geführt. Wir können davon ausgehen, dass sie ihr Herz auf der Platte lassen werden. Das wird kein Selbstläufer." Was Dahmke bei seiner vierten EM aber unter anderem positiv stimmt: Die Mercedes-Benz-Arena in Berlin ist beinahe ausverkauft, knapp 15.000 Zuschauer passen rein. "Wenn man ein Turnier zu Hause hat, dann muss man die Euphorie mitnehmen." So wie beim "brutalen" Auftakt.

Quelle: ntv.de

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