Deutsche beweisen WM-Stärke Biedermann-Staffel löst Olympia-Ticket
02.08.2015, 11:28 Uhr
Ab nach Olympia! Paul Biedermann löst mit der Herrenstaffel das Ticket für Rio.
(Foto: dpa)
Mit Gold, Silber und doppelt Bronze legen die deutschen Schwimmer einen glänzenden Auftritt bei der WM in Russland hin. Die Herren-Staffel um Paul Biedermann schwimmt Olympia-Norm. Bei solchen Erfolgen denkt Thomas Lurz an einen Rücktritt vom Rücktritt.
Die deutsche Freistilstaffel der Männer hat über 4x100 Meter das Olympiaticket gelöst. Das Quartett mit Weltrekordler Paul Biedermann als Schlussschwimmer, Maximilian Oswald, Steffen Deibler und Marco di Carli erkämpfte sich durch den elften Platz im Vorlauf (3:16,01) das Startrecht für die Sommerspiele in Rio de Janeiro.

Christian Reichert, Isabelle Haerle und Rob Muffels siegen in der Teamstaffel über fünf Kilometer Freiwasser.
(Foto: dpa)
Zum Einzug ins Finale am Sonntagabend reichte die Leistung jedoch nicht. "Das Minimalziel haben wir geschafft. Das ist okay so und alles im Rahmen", sagte Biedermann. Wenige Minuten zuvor hatte die Frauenstaffel das Olympiaticket in dieser Disziplin knapp verpasst. In der Besetzung Annika Bruhn, Dorothea Brandt, Alexandra Wenk und Marlene Hüther fehlten dem DSV-Quartett 0,67 Sekunden auf Rang zwölf, der den Olympia-Quotenplatz gebracht hätte. Es werden jedoch noch vier Plätze über die Weltrangliste des Weltverbandes FINA vergeben.
"In Topbesetzung haben wir noch Potenzial und können noch einen der vier Plätze bekommen", sagte Schwimmerin Dorothea Brandt. Durch die Startzusage der 50-m-Spezialistin aus Essen hatte Bundestrainer Henning Lambertz überhaupt erst entschieden, die Frauenstaffel ins Rennen zu schicken.
Auch ohne Lurz geht's voran
Bei Angela Maurer kullerten zum Abschluss in den Armen von Trainer und Ehemann Nikolai Evseev noch einmal Freudentränen über Bronze. Zum Abschluss? Zumindest für den bei den Schwimm-Weltmeisterschaften. Ob nach dem Rücktritt von Rekordchampion Thomas Lurz nun auch für die 40-Jährige eine große Karriere endet, ist offen. "Schauen wir mal, jetzt genieße ich erst einmal meinen Erfolg", sagte die Olympia-Fünfte von London und Vierte von Peking nach aufwühlenden Tagen in Kasan.
Am Tag nach dem Geburtstag hatte sie noch das Ticket für ihre dritten Olympischen Spiele verpasst, jetzt kletterte die Kämpfernatur nach dem Rennen über 25 Kilometer völlig ausgelaugt und glücklich an Land. Und war nach der zwölften WM-Medaille selbst überrascht. "Ich habe gedacht, ich kämpfe um Platz vier und nicht um Platz drei", schilderte die Weltmeisterin von 2006 und 2009, "deswegen war ich überrascht, als ich meinen Namen auf der Anzeigetafel gesehen habe."
Nach der EM-Aufgabe vor einem Jahr bewältigte die erst 19-jährige Finnia Wunram ihr zweites Rennen über die lange Distanz. Beim Sieg der Brasilianerin Ana Marcela Cunha in 5:13:47,3 Stunden wurde sie starke Fünfte. Wunram hatte mit Bronze über fünf Kilometer eine "tolle Woche", so Freiwasser-Bundestrainer Stefan Lurz, eröffnet. Silber durch Rob Muffels und die erfolgreiche Titelverteidigung des Teams auch ohne Thomas Lurz sorgten für reichlich Freude im wieder einmal erfolgreichen Team. "Nach der Ära Thomas bin ich top zufrieden", erklärte Stefan Lurz. "Wir hatten ein bisschen Kribbeln im Bauch, dass es ohne Thomas vielleicht anders aussieht. Umso mehr bin ich stolz auf die ganze Truppe, dass sie mit vier Medaillen eine überragende Woche abgeliefert hat."
Medaillenvorgaben übererfüllt
Mehr als ein Wermutstropfen: Nur Isabelle Härle holte über zehn Kilometer einen von insgesamt vier möglichen Olympia-Startplätzen. Ein deutscher Mann kann es ihr im Juni mit guten Chancen gleichmachen. Wer, das ist offen. Selbst der zwölfmalige Weltmeister Thomas Lurz grübelte dieser Tage ein bisschen über ein Comeback. Erst einmal freute er sich aber, dass die Freiwasserschwimmer auch ohne ihn die gesteckten Ziele von zwei bis drei Medaillen übererfüllten und den Deutschen Schwimm-Verband mit einem guten Start in die Titelkämpfe in Russland beglückten. "Sehr gut! Genau so muss es sein. Wir waren schon immer in Deutschland im Open Water eine sehr gute Nation", erklärte der zweimalige Olympiamedaillengewinner drei Monate nach seinem Rücktritt.
"Man sieht, dass es hinter Thomas Lurz noch sehr gute Open-Water-Schwimmer gibt. Das gibt uns Hoffnung für die Zukunft", konstatierte Leistungssportdirektor Lutz Buschkow, besonders mit Blick auf die 19-jährige Wunram und den 20-jährigen Muffels. Und Medaillengarantin Maurer hätte der DSV auch im hohen Leistungssportalter noch gerne ein Weilchen im Team. "So lange sie mithalten und für Deutschland Medaillen holen kann, warum soll Angie nicht weiter über 25 Kilometer an den Start gehen", erklärte der Bundestrainer. "Sie ist und bleibt ein Vorbild."
Quelle: ntv.de, lsc/dpa