"Wenn das nicht irregulär ist" DSV-Adler werden vom Winde verweht
01.03.2019, 18:19 Uhr
Richard Freitag ist mit Platz fünf am Ende der bestplatzierte Deutsche.
(Foto: dpa)
Nach Gold von der Großschanze und im Teamspringen machen sich die Sportler des DSV berechtigte Hoffnungen auf einen Podestplatz von der Normalschanze. Doch das Wetter spielt nicht mit, am Ende feiert Polen einen Doppelsieg bei einem verrückten Wettkampf.
Die deutschen Skispringer haben bei den Weltmeisterschaften in Seefeld in einem verrückten Wettkampf eine weitere Medaille verpasst. Richard Freitag sprang als bester DSV-Adler bei wechselnden Winden und Schneefall auf Rang fünf. Den Sieg auf der Normalschanze sicherte sich der Pole Dawid Kubacki vor seinem Landsmann Kamil Stoch und dem Österreicher Stefan Kraft.

Nach dem ersten Durchgang ist Karl Geiger noch Zweitplatzierter. Doch das Wetter meint es nicht gut mit ihm.
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Erstmals seit 2013 landete in einem WM-Einzel damit kein deutscher Springer auf dem Podest. Von der Großschanze in Innsbruck hatte Markus Eisenbichler die Goldmedaille gewonnen, Karl Geiger hatte Silber geholt. Im Teamwettbewerb war die Mannschaft von Bundestrainer Werner Schuster am vergangenen Sonntag ebenfalls nicht zu schlagen gewesen.
Nach dem ersten Durchgang, den Schuster wegen der komplizierten Bedingungen als "schwierig für alle Beteiligten" bezeichnet hatte, lag Geiger auf Rang zwei. "Absichern geht gar nicht", sagte Geiger zur Halbzeit und kündigte an, vorne anzugreifen. Das gelang ihm aber nicht. "Karl hatte keine Chance", sagte Schuster zu den äußeren Umständen, bei denen Geiger, der am Ende 18. wurde, springen musste. Als zweitbester Deutscher landete Stephan Leyhe auf dem sechsten Platz. Eisenbichler wurde Siebter.
Der Sportliche Leiter des Deutschen Skiverbandes, Horst Hüttel, attackierte nach dem Springen die Jury. "Der zweite Durchgang war komplett irregulär. Die Geschwindigkeit hat um drei Kilometer pro Stunde nachgelassen", sagte der Funktionär. Hüttel war außer sich und schimpfte auf die Wettkampfleitung. "Wenn das nicht irregulär ist, dann verstehe ich die Welt nicht mehr. Dafür gibt es ein Wettkampf-Management. Die haben kläglich versagt", sagte er. "Es ist kein Glanztag für unseren Sport", sagte Bundestrainer Schuster.
FIS-Rennleiter Walter Hofer bezeichnete die Verhältnisse als "hyperselektiv". "Du musst es schnell entscheiden. Wenn du die Athleten unten hast, dann ist der Wettkampf fertig. Es gab unterschiedliche Bedingungen, veränderte Bedingungen", sagte Hofer dem ORF. "Es war ein bisschen viel Dramaturgie. Die Problematik besteht darin, dass man, wenn man den Wettkampf gestartet hat, zu jedem Zeitpunkt einen Führenden hat", begründete Hofer den Entschluss der Jury, den Wettkampf trotz immer dichteren Schneetreibens beendet zu haben.
Noch eine Medaillenchance
Bis zum fünften von sechs Skisprung-Entscheidungen an diesem Freitag waren die Titelkämpfe in Tirol Festspiele der DSV-Adler gewesen. Ausgerechnet am schwierigen Bergisel in Innsbruck, an dem die Deutschen jahrelang bei der Vierschanzentournee verzweifelten, hatte Eisenbichler am vergangenen Samstag seinen ersten Sieg gefeiert und war damit gleich Weltmeister geworden. Zusammen mit seinem Zimmerkollegen Geiger feierte er Gold und Silber, am Tag darauf gewann das Duo gemeinsam mit Freitag und Leyhe auch noch überlegen den Titel im Teamspringen.
Die Schützlinge des scheidenden Trainers Schuster haben sich zu Spezialisten bei Großevents entwickelt. Schon bei den Weltmeisterschaften 2015 in Falun und 2017 in Lahti hatte das DSV-Team groß abgeräumt: Vor vier Jahren wurde Severin Freund Weltmeister, vor zwei Jahren hatte der diesmal für das Einzel gestrichene Andreas Wellinger zwei Silbermedaillen erobert.
Das Mixed, das am Samstag ab 16.00 Uhr das große Finale der Skisprung-Wettbewerbe von Seefeld ist, war bei den Titelkämpfen in der jüngeren Vergangenheit ohnehin in deutscher Hand. Die Bilanz der Deutschen fiel schon nach Teil eins in Innsbruck positiv aus: Die Ausbeute von zwei Goldmedaillen ist für ein Team, das keinen Top-Fünf-Springer im Weltcup stellt, exzellent. Für Coach Schuster war es das letzte große Einzel, er hört nach diesem Winter nach elf Jahren im Amt auf.
Quelle: ntv.de, mli/dpa