Ex-Profi äußert Doping-Verdacht Degenkolb geschlagen, Froome genervt
17.07.2015, 17:43 Uhr
John Degenkolb konnte im Sprint erneut nicht ganz mithalten. Der Deutsche landete nur auf Rang vier.
(Foto: imago/Eibner)
John Degenkolb hat bei der Tour de France erneut einen Sieg verpasst. Beim Sieg von Greg Van Avermaet reicht es nur zu Platz vier. Unterdessen reagiert Spitzenreiter Froome genervt auf Doping-Verdächtigungen von sündigen Ex-Kollegen.
Mit aufgerissenem Trikot kämpfte John Degenkolb verbissen um den Anschluss, doch alle Mühe war in der Hitze von Rodez umsonst. Für den diesjährigen Klassiker-König gestaltet sich die Jagd nach einem Etappensieg bei der Tour de France zu einer unendlichen Geschichte. Auch auf der 13. Etappe blieb Degenkolb mit dem vierten Platz das Happy End verwehrt, stattdessen stahl ihm der Belgier Greg van Avermaet die Show. Der BMC-Profi siegte nach 198,5 Kilometern von Muret nach Rodez vor dem Slowaken Peter Sagan und dem belgischen Landsmann Jan Bakelants. Direkt hinter Degenkolb wurde der Rostocker Paul Martens Fünfter.
Der überlegene Spitzenreiter Christopher Froome schaltete sich sogar in den Schlusssprint mit ein und wurde Sechster. Von einer Verschnaufpause für den Mann in Gelb konnte bei Temperaturen von über 35 Grad ohnehin keine Rede sein. Der Brite liegt damit in der Gesamtwertung weiter deutlich vor dem Amerikaner Tejay van Garderen (2:52 Minuten zurück) und Nairo Quintana aus Kolumbien (3:09).
Das perfekte Terrain für Degenkolb
Das wellige Terrain war komplett auf Fahrer wie Degenkolb zugeschnitten. Doch dem Frankfurter blieb wieder einmal das Happy End verwehrt. Vier zweite und drei vierte Plätze sowie zwei schwere Stürze stehen beim 26-Jährigen seit seinem Tour-Debüt 2013 zu Buche. In Rodez fehlten am Ende sieben Sekunden. Entsprechend sauer verschwand Degenkolb direkt in den Teambus. Sagan verteidigte auch seine Führung in der Punktwertung vor André Greipel erfolgreich. Der gebürtige Rostocker, der sich im Zwischensprint noch vor den restlichen Sprintern durchgesetzt hatte und damit zumindest virtuell in Grün gefahren war, konnte im Finale erwartungsgemäß nicht mehr mitmischen.

Spitznreiter Chris Froome ist genervt von den Doping-Verdächtigungen der Ex-Kollegen.
(Foto: imago/Panoramic International)
Entscheidend war der 600 Meter lange Anstieg mit durchschnittlich acht Prozent Steigung kurz vor dem Ziel. Degenkolb brachte sich bei der kurzen Kletterpartie zwar gut in Position, doch kurz vor dem Ziel musste er abreißen lassen. Damit verpasste er erneut die Krönung seines Traum-Jahres 2015, nachdem er im Frühjahr bei den Klassikern Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix triumphiert hatte. Auch Degenkolbs Rennstall Giant-Alpecin muss weiter auf den erlösenden Tagessieg warten. In den Sprints spielte die deutsche Mannschaft ohne den daheim gebliebenen Marcel Kittel kaum eine Rolle, außerdem musste Zeitfahrer Tom Dumoulin nach seinem schweren Sturz auf der dritten Etappe (ausgekugelte Schulter und Bruch im Schultergelenk) bereits die Heimreise antreten.
Froome: "Ich bin richtig enttäuscht"
Unterdessen hat Spitzenreiter Froome hat mit großer Verärgerung auf die Doping-Verdächtigungen gegen ihn und sein Sky-Team reagiert. Speziell die Kommentare der früheren Radprofis Laurent Jalabert und Cedric Vasseur, die inzwischen als TV-Experte tätig sind, seien ein starkes Stück. "Ich bin richtig enttäuscht, weil viele Leute und Fans noch zu ihnen aufschauen und sie dann einen heutigen Fahrer, einen sauberen Fahrer und ein sauberes Team in Zweifel stellen", sagte Froome.
Jalabert hatte Froomes Leistung bei dessen überlegenen Sieg auf der ersten Pyrenäen-Etappe als "unangenehm anzusehen" bewertet. Die Äußerungen des Ex-Weltmeisters entbehren nicht einer gewissen Pikanterie. Erst vor zwei Jahren war bei Nachkontrollen der Frankreich-Rundfahrt 1998 herausgekommen, dass der Franzose mit dem Blutdopingmittel EPO nachgeholfen hatte. Jalabert hatte stets Doping bestritten.
Gerade in Sachen Jalabert hatte auch Lance Armstrong gestichelt. "Warum bin ich nicht willkommen? Weil ich ein Doper bin? Wenn das die Regeln sind, ist die Karawane fast leer", sagte der lebenslang gesperrte Texaner, der am Donnerstag und Freitag an einem Wohltätigkeitsrennen teilgenommen hatte. "Ich meine nicht die Fahrer, sondern den Presseraum, die Kommentatoren-Boxen, die Teamautos. Wir sind alle in einer unglücklichen Ära gefahren."
Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid