So läuft das Spiel nach Bayern-Aus Die Arminia zieht's zum BVB nach Berlin
29.04.2015, 16:09 Uhr
Die Bielefelder, hier Felix Burmeister, wollen die Alm heute Abend wieder beben lassen.
(Foto: dpa)
Wolfsburg? Klar, gute Mannschaft, die zweitbeste des Landes. Doch die Drittliga-Fußballer aus Bielefeld denken sich: Wer Hertha, Werder und Gladbach schlägt, hat auch gegen den VfL eine Chance. Die Alm soll beben: Auf ins Finale!
Worum geht’s?
Ganz klar: Um den Aufstieg in die zweite Liga. Das betonen sie in Bielefeld immer wieder. Die Arminen thronen an der Tabellenspitze der dritthöchsten Fußball-Liga des Landes. Am vergangenen Samstag haben sie mit 4:0 in Erfurt gewonnen, ihr Angreifer Christoph Hemlein schoss dabei ein Tor aus 60 Metern Entfernung. Und an diesem Samstag steht die Partie gegen Holstein Kiel an, den Tabellenzweiten. Gewinnen die Bielefelder, ist ihnen der Wiederaufstieg wohl nicht mehr zu nehmen - und sie hätten endlich ihr Trauma überwunden. Es nagt immer noch an ihnen, dass sie am Ende der vergangenen Saison in der Relegation gegen Darmstadt auf tragische Weise abgestiegen sind. An diesem für sie so schrecklichen 19. Mai 2014 kassierten sie im Rückspiel in der Nachspielzeit der Verlängerung das 2:4 - das nach dem 3:1-Auswärtssieg im Hinspiel den Abstieg bedeutete.
Bielefeld - Wolfsburg, 20.30 Uhr
DSC Arminia Bielefeld: Schwolow - Dick, Börner, Salger, Schuppan - Junglas, Schütz - Hemlein, Ulm, Mast - Klos. - Trainer: Meier
VfL Wolfsburg: Benaglio - Träsch, Naldo, Knoche, Rodriguez - Luiz Gustavo, Guilavogui - Caligiuri, De Bruyne, Perisic, Bendtner. - Trainer: Hecking
Schiedsrichter: Tobias Welz (Wiesbaden)
Zuschauer: 26.137 (ausverkauft)
Aber heute, das soll nicht unerwähnt bleiben, steht erst einmal (ab 20.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) das Halbfinale im DFB-Pokal gegen den VfL Wolfsburg an, den Tabellenzweiten der Bundesliga. Dass die Arminia überhaupt noch dabei ist, geht locker als Sensation durch. Und natürlich wollen sie jetzt auch ins Finale - das findet am 30. Juni im Berliner Olympiastadion statt. Gegner dort wäre die Dortmunder Borussia, die am Dienstagabend in einem der skurrilsten Elfmeterschießen der Pokalgeschichte den in diesem Fall nicht ganz so ruhmreichen FC Bayern besiegt hatte. Bielefeld gegen Wolfsburg - das ist das Spiel nach dem Drama von München. Und doch hat es seine ganz eigene Geschichte.
Wie stehen die Vorzeichen?
Sie haben gegen die Berliner Hertha gewonnen, im Achtelfinale gegen den SV Werder Bremen, im Viertelfinale gegen Borussia Mönchengladbach. Und vor dem Halbfinale gegen Wolfsburg, den vierten Erstligisten in dieser Reihe, sagt Bielefelds Kapitän und Torjäger Fabian Klos: "Für dieses Finale reißen wir uns schon das ganze Jahr den Arsch auf. Jetzt können wir Historisches erreichen. Wenn man im Halbfinale steht, will man ins Finale, alles andere wäre gelogen." Ob’s klappt? Das wissen wir auch nicht. Die Alm ist jedenfalls mit 26.137 Zuschauern ausverkauft. Und wer erlebt hat, wie das Stadion gegen Gladbach gebebt hat, der kommt leicht zu dem Schluss, das heute Abend alles möglich ist. Wenn der Satz von einer ganzen Stadt, die einem Fußballspiel entgegenfiebert, je gestimmt hat, dann trifft er auf Bielefeld zu. Wer’s nicht glaubt, sollte heute Abend den Fernseher anschalten und sehen, wie heißblütig Ostwestfalen sein können.
Wie ist Arminia Bielefeld drauf?
Als siebter Drittligist in der Geschichte des DFB-Pokals steht die Arminia im Halbfinale. Dass das zum Träumen verleitet, weiß auch Norbert Meier. Doch der Trainer bleibt betont ruhig. Zumindest versucht er es: "Ich wohne auf dem Land, freue mich, wenn ich die Kühe sehe und die mich wecken. Das ist meine Art, damit umzugehen." Ansonsten gibt sich Meier zuversichtlich: "Wolfsburg ist ein ganz großes Kaliber. Wenn es Bayern München nicht gäbe, würden sie wohl Meister werden." Aber: "Wir sind in den vergangenen Runden auch nicht durch Freilose weitergekommen, sondern haben uns das erarbeitet." Ob’s für eine Sensation reicht, weiß natürlich auch er nicht, da müsse schon "eine Menge passieren. Aber wir wollen die Wolfsburger ein bisschen ärgern, vielleicht schaffen wird das ja".
Wie läuft’s beim VfL Wolfsburg?
Zuletzt nicht mehr ganz so glänzend. In der Europaliga sind die Wolfsburger im Viertelfinale klar am SSC Neapel gescheitert, und in der Bundesliga ist als Tabellenzweiter nach der Niederlage in Mönchengladbach am Wochenende der Vorsprung auf eben jene Borussia von ehemals zehn Zählern auf vier Punkte geschrumpft. Ihr Abonnement auf die Vorschlussrunde im nationalen Pokal aber haben die Wolfsburger verlängert. Und so sagt auch Trainer Dieter Hecking: "Ich bin zum dritten Mal mit dem VfL im Halbfinale. Der Wunsch ist groß, nach Berlin zu kommen." Es geht für ihn und seine Mannschaft um nicht weniger als die letzte Chance, in dieser Saison einen Titel zu gewinnen. Und eins ist anders in diesem Jahr: im vergangenen Jahr beim 0:2 in Dortmund und 2013 beim 1:6 in München waren die Wolfsburger einmal mehr, einmal weniger der Außenseiter. Nun aber erwarten alle, dass sie gewinnen. Wie, das sagt Manager Klaus Allofs nach dem leichten Abwärtstrend der vergangenen Wochen: "Wir wollen wieder besser Fußball spielen."
War sonst noch was?
Die Arminen sind heiß auf dieses Halbfinale, so viel dürfte mittlerweile klar sein. Der dreifache Pokaltorschütze Manuel Junglas sagt’s aber sicherheitshalber noch einmal: "Es ist vielleicht die einzige Chance unseres Lebens, zum Finale nach Berlin zu kommen. Deshalb müssen wir um unser Leben rennen." So klingt emotionaler Extremzustand. Dennoch kümmert sich Kapitän Klos darum, seine Kollegen noch ein wenig mehr anzustacheln. Er wird wie stets vor der Partie in der Kabine eine kurze Ansprache halten. Er soll, wie die "Süddeutsche Zeitung" erforscht hat, ein sehr emotionaler Redner sein. "Ich denke mir da vorher nichts aus, leiere nichts Gespieltes herunter." Apropos Gespieltes: Für die Musik sorgt Klos als Team-DJ auch. Er lege immer dieselben acht bis zehn Lieder auf, berichtet er. Welche, will er aber nicht verraten. "Nur so viel: Helene Fischer gehört nicht dazu."
Quelle: ntv.de