"Todesliste" mit 28 Fällen Dopingopferhilfe: Geipel kritisiert DOSB
18.11.2015, 18:02 Uhr
"Die Wunde des Sports blüht, und sie wird immer größer. Die Zahl der Dopingopfer steigt in erschreckender Weise", warnt die DOH-Vorsitzende Ines Geipel.
(Foto: dpa)
Die Liste ist erschreckend, und die Zahl der Dopingopfer aus Ost und West wird in den kommenden Jahren sogar noch steigen. Nur dann reicht das Geld für die Hilfe nicht mehr, mahnt Ines Geipel. Immer mehr Opfer melden sich beim DOH - auch frühere DDR-Fußballer.
Der Doping-Opfer-Hilfeverein (DOH) hat dem Bund für die kürzlich beschlossene 10,5-Millionen-Euro-Hilfe ausdrücklich gedankt, zugleich aber um deutlich mehr finanzielle Unterstützung geworben und den DOSB heftig kritisiert. "Die Wunde des Sports blüht, und sie wird immer größer. Die Zahl der Dopingopfer steigt in erschreckender Weise", warnte die DOH-Vorsitzende Ines Geipel auf einer Pressekonferenz in Berlin. 10,5 Millionen Euro - das sei "ein Wort" und doch keine Summe, "die uns still machen wird".
Geipel, frühere Leichtathletin aus Jena und selbst ein Dopingopfer, sprach von einem "Durchbruch", einer "starken Symbolgeste" und einer wichtigen "Einmalzahlung". Die DOH-Chefin geht davon aus, dass die 10,5 Millionen Euro aus dem Fonds für die erwarteten rund 1000 Fälle in den kommenden zwei Jahren verbraucht sind. Dann werde man "in Sachen Aufklärung an einem anderen Punkt sein", meinte Geipel und nannte als Beispiel "die Fußballer aus den DDR-Oberligen, die von Steroidvergaben berichten". Es gehe um "Verbrechen", deren Folgen nach wie vor schwer bestimmbar sind.
"Die Todesliste ist lang"
Der DOH betreue derzeit "weit mehr als 700 Betroffene, und die Todesliste ist lang", warnte sie. 28 "Todesfälle nach Doping", 21 in Ost und 7 in West, wurden in einer aktuellen Übersicht dokumentiert. Geipel kritisierte DOSB-Präsident Alfons Hörmann, der das Thema erst im Mai zur "Chefsache" erklärt habe. Das Ergebnis sei heute: "Null, niente, völliges Kommunikations-Aus." Die Politik des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Sachen Dopingopfer "ist nicht hinnehmbar, und wir werden sie auch nicht hinnehmen", kündigte die DOH-Chefin an.
Bereits in der ersten Entschädigungsrunde 2006 habe die "Verantwortung des DOSB eher nach Taschenspielertrick denn nach einer würdigen Lösung" ausgesehen. Von den 1,55 Millionen Euro, die vom Sport "an Opferentschädigung gezahlt wurden, kamen eine Million vom Bund." Christian Sachs, Berliner Büroleiter des DOSB, signalisierte auch künftig Dialogbereitschaft des Dachverbandes mit dem DOH.
Mit der Aktion "Hamburg kann München" sendet der DOH eine klare Botschaft an die Hansestadt: Nein zu Olympia! Bis zum Referendum am 29. November sollen 500.000 Karten in den Haushalten landen. "Der DOSB als Olympia-Bewerber für Hamburg lässt dopingverseuchte Trainer und Funktionäre gern im Amt, hat aber jedes Gespräch über seine Opfer ausgesetzt", kritisiert der DOH und fordert: "Mit Null-Verantwortungs-Politik keine Olympischen Spiele in unserem Land!" Wie München die Bewerbung für Winter-Olympia 2018 ablehnte, könne auch Hamburg "Nein" sagen.
Quelle: ntv.de, Ralf Jarkowski, dpa