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Politischer Olympia-Boykott "Finstere Absichten" der USA erzürnen China

Die Olympischen Winterspiele in Peking sind eine politische Veranstaltung.

Die Olympischen Winterspiele in Peking sind eine politische Veranstaltung.

(Foto: dpa)

Die USA werden die Olympischen Winterspiele in Peking boykottieren. Nicht sportlich, aber politisch. Nachdem China zunächst gelassen reagiert, gibt es nun eine sehr kritische Stellungnahme vom Gastgeber. Die USA wollten die Spiele aus "ideologischen Gründen" behindern.

China hat den diplomatischen Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking durch die USA scharf kritisiert. Die Ankündigung sei ein Verstoß gegen die "politische Neutralität im Sport", sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums. Der Versuch der USA, die Spiele "aus ideologischen Vorurteilen heraus zu behindern, die auf Lügen und Gerüchten beruhen, wird nur ihre finsteren Absichten aufdecken".

Die US-Regierung hatte am Montag angekündigt, die Olympischen Spiele wegen Menschenrechtsverletzungen in China zu boykottieren. Nach Angaben des Weißen Hauses werden zu den Spielen im Februar keine Regierungsvertreter entsandt. US-Athleten dürfen aber teilnehmen.

"Chinesen sind erleichtert"

In einer ersten Reaktion auf die Entscheidung hatte der Sprecher der chinesischen Botschaft in Washington auf Twitter erklärt, der Boykott werde keine Auswirkungen auf die Spiele haben und "niemand würde sich darum kümmern, ob diese Leute kommen oder nicht". Die staatliche chinesische Boulevardzeitung "Global Times" schrieb wiederum auf Twitter: "Um ehrlich zu sein, sind die Chinesen erleichtert über diese Nachricht, denn je weniger US-Beamte kommen, desto weniger Viren werden eingeschleppt."

Konservative US-Politiker begrüßten die Entscheidung aus dem Weißen Haus. Der ehemalige Außenminister der USA unter Präsident Donald Trump, Mike Pompeo, rief hingegen zu einem vollständigen Boykott der Olympischen Spiele auf. Auch die Menschenrechtlerin und China-Direktorin von Human Rights Watch, Sophie Richardson, lobte US-Präsident Joe Biden für den Schritt. Sie forderte jedoch weitere international koordinierte Maßnahmen über den Boykott hinaus, um die "Verantwortlichen" für die Menschenrechtsverstöße in China "zur Rechenschaft zu ziehen".

Eine Sprecherin des Weißen Hauses hatte den Schritt unter anderem mit dem "Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit" an den muslimischen Uiguren in der Provinz Xinjiang begründet. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen und Forschern sind in Xinjiang mehr als eine Million Uiguren und andere Muslime in hunderten Haftlagern eingesperrt.

Sie werden dort nach Angaben der Aktivisten zur Aufgabe ihrer Religion, Kultur und Sprache gezwungen und teilweise auch misshandelt. Exil-Uiguren werfen Peking auch Morde, Verschleppungen, Folter und Zwangssterilisationen vor.

DOSB widerspricht Baerbock heftig

Auch aus Deutschland gibt es Zustimmung: Der außenpolitische Sprecher der Grünen, Omid Nouripour, sagte im RBB-Inforadio, es müsse ein politisches Signal gesetzt werden: "Ich halte das, was die Amerikaner machen, für richtig, weil es nicht geht, dass man Athletinnen und Athleten, die ein Leben lang auf ein Ziel hingearbeitet haben, verhaftet für die Politik. Deshalb ist es notwendig, dass die Spiele stattfinden und auch, dass die Leute hinfahren. Aber bei den massiven Menschenrechtsverletzungen, die wir dort erleben in China, ist es notwendig, dass man auch ein klares Signal setzt. Das, was die Amerikaner sagen, dass keine Regierungsmitglieder daran teilnehmen, das halte ich für eine richtige Herangehensweise. Ich hoffe, dass sich Deutschland dem anschließt."

Thomas Weikert, der neue Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), hat die designierte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock für ihre Aussage über einen möglichen Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking kritisiert. "Frau Baerbock soll die Kirche einfach mal im Dorf lassen, das sage ich mal ganz deutlich", sagte Weikert am Samstag nach seiner Wahl: "Ein Boykott hat noch nie jemandem was gebracht. Das wäre wirklich unfair gegenüber den Athleten, die sich jetzt so lange vorbereitet haben."

Grünen-Chefin Baerbock hatte sich in der vergangenen Woche im Interview mit der "taz" dem Thema Boykott gedanklich angenähert. "Wenn ich sehe, wie Chinas Führung mit der Tennisspielerin Peng Shuai umgeht oder mit der verhafteten Bürgerjournalistin Zhang Zhan, sollten wir natürlich auch die Olympischen Spiele genauer in den Blick nehmen. Da gibt es für Regierungen unterschiedliche Formen des Umgangs, die in den kommenden Wochen sicherlich diskutiert werden."

Quelle: ntv.de, ter/AFP

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