Protest gegen russisches Doping Fourcade provoziert Eklat bei Biathlon-WM
09.02.2017, 21:58 Uhr
Als Russland seine Bronzemedaille bekam, verließ Martin Fourcade die Siegerehrung.
(Foto: imago/ITAR-TASS)
Ein Ex-Doper gewinnt mit der russischen Mixed-Staffel Bronze bei der Biathlon-WM. Aus Protest dagegen verlässt Martin Fourcade vorzeitig die Siegerehrung. Russland ist empört, doch Fourcade bekommt Unterstützung. Für Wirbel sorgt zudem eine Razzia.
Höhnischer Applaus, verweigerte Handschläge: Der Dopingstreit um die russischen Biathleten ist nach dem WM-Auftakt in Hochfilzen vor großem Publikum eskaliert. Nach der Mixed-Staffel, bei der Deutschland Gold gewann, reichten Russlands Skijäger dem französischen Dominator Fourcade bei der Siegerehrung zunächst nicht die Hand. Anschließend verließ Fourcade nach zynischem Beifall aus Protest vorzeitig die Zeremonie, als die Russen das Podium bestiegen. Von den Zuschauern gab es Pfiffe für die Russen.

Im Zielsprint sicherte Fourcade den Franzosen Silber vor dem russischen Team - und feierte das ausgelassen.
(Foto: dpa)
"Wir haben heute Situationen gesehen, in denen es viel Negativität der Franzosen gegen uns gegeben hat. Das gesamte Verhalten war nicht besonders nett", sagte Russlands Schlussläufer Anton Schipulin. Doppel-Olympiasieger Fourcade hatte ihn im Zielsprint abgehängt und Rang zwei betont ausgelassen bejubelt. Bei der anschließenden Pressekonferenz lieferten sich beide ein offenes Wortgefecht und verteidigten ihre Positionen.
"Er hat sich unfair verhalten, und damit greift er unsere ganze Mannschaft an. Das können wir nicht hinnehmen", sagte Schipulin. Fourcade hielt dagegen: "Ich kämpfe für sauberen Sport, und wer das nicht akzeptiert, muss damit klarkommen."
Lauter Ruf nach Konsequenzen
Fourcade gilt als Vorkämpfer im Anti-Doping-Kampf und forderte in den vergangenen Wochen immer wieder harte Konsequenzen, nachdem das Staatsdoping in Russland durch den McLaren-Report öffentlich geworden war. Vor allem der WM-Start von Alexander Loginow, einem überführten Epo-Sünder, war dem 28-jährigen Fourcade ein Dorn im Auge. Nun war Loginow Teil der Mixed-Staffel, beide blickten sich bei der Siegerehrung nur kurz in die Augen.
"Ich habe Fourcade gegrüßt und wollte ihm meinen Respekt zeigen, aber er wollte mir nicht die Hand schütteln", sagte Loginow der russischen Agentur TASS. Doch Fourcade sieht das komplett anders. Es habe gar keinen Versuch gegeben, die Hand zu reichen: "Ich habe nichts falsch gemacht. Ich bin etwas traurig." Schipulin verteidigte unterdessen das Verhalten der Russen, die bei sich selbst keine Fehler sehen. "Wir sind in der Mannschaft eine Familie und stehen füreinander ein", sagte der Staffel-Olympiasieger, der Fourcade mit Blick auf die vergangenen Wochen unfaires Verhalten vorwarf.
Streitpunkt Loginow
Ursprung des Streits ist ein Post Fourcades im sozialen Netzwerk Instagram. Unter dem Foto des russischen Verbandes RBU, mit dem Loginows WM-Nominierung verkündet wurde, erinnerte Fourcade daran, dass der ehemalige Junioren-Weltmeister zwei Jahre wegen Epo-Dopings gesperrt war. Daraufhin forderte die RBU beim Weltverband IBU sogar Disziplinarmaßnahmen gegen Fourcade. Den Kommentar löschte der Franzose schnell wieder, Konsequenzen gab es keine.
Der frisch gebackene deutsche Weltmeister Arnd Peiffer verteidigte den Franzosen. "Das ist legitim, das als Kommentar abzulassen", sagte der 29-Jährige. Er fand zudem drastische Worte für die aktuellen Spannungen bei den Skijägern: "Auch wenn immer von der Biathlon-Familie die Rede ist, eine Familie sind wir nun sicher nicht. Man kann sich da durchaus mal gegenseitig kritisieren. Aber nicht alle sind für Kritik offen - und dann passiert sowas."
Dopingrazzia bei Kasachstan
Negativschlagzeilen schrieb vor der Mixed-Staffel auch das kasachische Team. Einen Tag vor dem ersten WM-Rennen führte Österreichs Polizei in den Teamunterkünften der kasachischen Nationalmannschaft eine Hausdurchsuchung durch und stellte zahlreiche medizinische Produkte und Medikamente sicher. Konsequenzen hatte die Razzia noch nicht, in der Staffel ging das Team an den Start und wurde Elfter.
"Wir vertrauen voll auf die Ermittlungen der Behörden, denn bisher wissen wir nicht, ob es sich um verbotene Substanzen oder verbotene Methoden handelt. Erst dann können wir Maßnahmen treffen", sagte Nicole Resch, die Generalsekretärin des Biathlon-Weltverbandes IBU. Ergebnisse der Untersuchungen sollen in den nächsten Tagen vorliegen.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid