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Deutsches Duell in Florida Gülich bekämpft "Weltproblem" nicht allein

Die WNBA gilt Vorreiter bei Protesten gegen Rassismus, Diskriminierung und Polizeigewalt.

Die WNBA gilt Vorreiter bei Protesten gegen Rassismus, Diskriminierung und Polizeigewalt.

(Foto: AP)

Aus Deutschland über die USA, Italien, Polen zurück in die USA: Marie Gülich ist erst 26 Jahre alt, hat als Basketballerin aber schon viel von der Welt gesehen. In der US-Liga WNBA geht es derzeit nicht nur um Sport - und wie ihre Landsfrau Satou Sabally bemüht sich die Deutsche, ein großes Problem zu lösen.

Marie Gülich ist mittendrin: in der Blase, im Kampf um die Meisterschaft und in der Rassismus-Debatte. Die Basketballerin ist nach dem Boykott der US-Profiliga WNBA gemeinsam mit Nationalmannschaftskollegin Satou Sabally in den Schlagzeilen. Beide positionieren sich klar abseits des Parketts, in der Nacht zu Donnerstag (deutsche Zeit) treffen sie in der WNBA-Bubble ("Wubble") mit ihren Teams direkt aufeinander.

In der vergangenen Woche machten Gülich, Sabally und die gesamte WNBA durch einen Spiel-Boykott auf Rassismus und Polizeigewalt in den USA aufmerksam. "Es ist ein großes Problem in Amerika, aber eigentlich auch ein Weltproblem", sagte Gülich im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst: "Ich finde es cool, dass wir unsere Meinung sagen können. Dass wir laut und offen darüber reden können." Die 26-Jährige ist in ihrer Karriere bereits viel rumgekommen. In den USA spielte sie erst in Phoenix, dann in Atlanta und jetzt in Los Angeles bei den Sparks. Zwischendurch kamen noch Engagements im schönen Venedig und im polnischen Gdingen dazu.

"Mir macht es Spaß, immer in anderen Städten zu sein", sagt die Nationalspielerin - der Basketball macht es möglich. Geplant war das so eigentlich nicht. "Ich habe spät angefangen. Mit 13, 14", erzählt Gülich, "ich habe auch nie gedacht, dass ich auf diesem Level ankommen würde. Das war keine Vision für mich." Dass sie nun gemeinsam mit Ligagrößen wie Candace Parker oder Chelsea Gray spielt, beeindruckt Gülich: "Das sind halt alles so Namen, bei denen man denkt: 'Wow, krass.'"

"Man hat diesen Druck von der Kultur"

Basketball als Profession, das war zunächst kein Thema. Erst mal ging es nur um Spaß in einem Sport, für den Gülich durch ihre Maße (1,94 Meter) prädestiniert ist. Wenn sie auf dem Feld steht, ist sie glücklich. "Ich fühle mich einfach wohler in meinem Körper, weil ich so groß bin", so Gülich, Basketball sei in ihrem Leben "einfach passiert". Vor zwei Jahren debütierte sie in den USA bei Phoenix Mercury, wechselte danach zu Atlanta Dream und vor dieser Saison schließlich nach L.A., wo kein Geringerer als der fünfmalige NBA-Champion Derek Fisher ihr Trainer ist.

Von Corona bekommt sie in der "Wubble" in Florida "eigentlich gar nichts mit". Nach dem vorzeitigen Saisonende in Polen war sie mehrere Monate in der Heimat, das Krisenmanagement gefiel ihr. "In Deutschland war es ganz gut geregelt. In Amerika habe ich das Gefühl, es läuft nicht so gut."

Grundsätzlich hätten aber beide Länder ihre Vor- und Nachteile. "In Deutschland genieße ich, dass alles ein bisschen ruhiger ist. In Amerika habe ich manchmal das Gefühl, dass Konsum ein großer Aspekt vom Leben ist", so Gülich: "Man muss immer beim nächsten Trend mitlaufen. Man hat diesen Druck von der Kultur generell." Andererseits vermisse sie zu Hause "den Erfolgswillen von Amerika".

Auch der Stellenwert des Frauen-Basketballs sei dort einfach größer. "Im College hatten wir 3000 bis 5000 Zuschauer", sagt Gülich. Erst in den USA habe sie mitbekommen, dass es die Möglichkeit gibt, "ein Idol zu sein für junge Mädchen. Das ist der größte Unterschied." Sie habe zuletzt in Deutschland "viel Feedback bekommen von jungen Mädels. Die fragen nach Autogrammen, nach Bildern", sagt Gülich: "Dann habe ich gemerkt: Krass, ich hab' Einfluss auf junge Mädchen."

Quelle: ntv.de, Uli Schember, sid

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