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Nach seltsamem Vorfall IOC-Kritiker Pengilly muss Spiele verlassen

Adam Pengilly nahm 2006 und 2010 im Skeleton an Olympia teil und gehörte danach als Athletenvertreter dem IOC an.

Adam Pengilly nahm 2006 und 2010 im Skeleton an Olympia teil und gehörte danach als Athletenvertreter dem IOC an.

(Foto: AP)

Mit Richard Pound und Adam Pengilly stellen sich in Pyeongchang nur zwei IOC-Mitglieder öffentlich gegen zu lasche Strafen für Russlands Staatsdoping. Pikant: Beide werden bei der Schlussfeier fehlen. Doch anders als Pound verlässt Pengilly die Spiele nicht freiwillig.

Das britische IOC-Mitglied Adam Pengilly wird die Olympischen Spiele vorzeitig verlassen. Offizieller Grund ist ein Zwischenfall mit einem Wachmann. Mit dem Sicherheitsmann soll sich Pengilly eine Auseinandersetzung geliefert haben, als er am Morgen das IOC-Hotel verließ.

Pengilly bestritt aber, dass er den Wachmann angegriffen habe. "Ich habe versucht, an dem Wachmann vorbeizukommen, als dieser sagte, ich solle in eine andere Richtung gehen", sagte Pengilly dem Branchendienst insidethegames. Der Wachmann soll sich dem IOC-Mitglied in den Weg gestellt und nach der Akkreditierung gefragt haben.

Im Anschluss, so Pengilly, habe er gehört, dass der Wachmann hingefallen sei und sich verletzt habe. "Zu keinem Zeitpunkt habe ich ihn angefasst", erklärte der Brite aber. Es sei ihm zwar gesagt worden, es gebe Aufnahmen, auf denen es nach einem Kontakt aussehe. Wenn überhaupt sei aber der Sicherheitsmann auf ihn zugekommen. Selbstkritik übte Pengilly dennoch, weil er sich nicht entschuldigt habe.

Das IOC erklärte, dass es sich "für das Verhalten eines seiner Mitglieder entschuldigen" wolle und bedauerte den Vorfall, "der von Herrn Pengilly verursacht worden war". Nach einem Gespräch mit einem Beauftragten der IOC-Ethikkommission werde Pengilly die Spiele und Südkorea mit sofortiger Wirkung verlassen, erklärte ein IOC-Sprecher. Das IOC hat dazu keine Alternative gesehen. "Der Vorfall hat die Spiele direkt betroffen", sagte Sprecher Mark Adams.

Das IOC kündigte zudem an, dass Präsident Thomas Bach den betroffenen Sicherheitsmitarbeiter treffen werde. "Wir möchten uns noch einmal bei allen Behörden und Polizisten für ihre hervorragende Arbeit bedanken. Sie haben unseren Dank verdient. Herr Pengilly hat sich bei dem Sicherheitsmann entschuldigt", hieß es. Eine derartige öffentliche Entschuldigung hat es in den zahlreichen jüngsten Fällen von Fehlverhalten oder Korruption anderer Mitglieder seitens des IOC nicht gegeben.

Alle Kritiker sind weg

Das IOC-Mandat des früheren Skeletonfahrers und zweimaligen Olympiateilnehmers endet ohnehin am 25. Februar, des Schlusstages der Pyeongchang-Spiele. Pengilly gehört zu den wenigen Gegnern von Bach im IOC. Vor den Olympischen Spielen in Rio hatte er als einziges Mitglied der Vollversammlung gegen Bachs Kurs in der russischen Doping-Krise gestimmt.

Bei der IOC-Session vor den Spielen in Pyeongchang kritisierte der Brite die Entscheidung des IOC, eine Aufhebung der Suspendierung des Nationalen Olympischen Komitees Russlands vor der Abschlussfeier der Spiele in Aussicht zu stellen. Neben Pengilly hatte damals auch der frühere IOC-Vizepräsident Richard Pound die seiner Ansicht nach zu schwachen Strafen für Russland kritisiert, beide enthielten sich bei der Abstimmung über die Sanktionen. Aus Protest gegen den Plan, den Olympiabann Russlands schon bei der Schlussfeier wieder aufzuheben, wird Pound die Feier boykottieren.

"Persönlich kann ich das nicht akzeptieren", sagte der Kanadier im ZDF. "Die Russen haben nichts eingeräumt, nichts anerkannt, sie haben sich aggressiv gezeigt und dauernd Beschwerde eingelegt gegen jede Entscheidung." Ihre Rehabilitierung zur Schlussfeier "wäre ein grober Fehler, das falsche Signal", sagte Pound, der auch das dienstälteste IOC-Mitglied ist. Sein Fernbleiben sei alles, was ihm an Protest möglich sei.

Quelle: ntv.de, cwo/sid

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