Ist Russland kein Einzelfall? Issinbajewa: "Systemdoping in Deutschland"
31.05.2016, 09:52 Uhr
Stabhochsprung-Olympiasiegerin Jelena Issinbajewa unterstellt Deutschland, den USA und Großbritannien systematisches Doping.
(Foto: picture alliance / dpa)
Russlands Leichtathleten müssen wegen schwerer Dopingvorwürfe um ihre Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio bangen. Das findet Stabhochsprung-Star Jelena Issinbajewa nicht gerecht, denn auch in anderen Ländern werde systematisch gedopt.
Stabhochsprung-Star Jelena Issinbajewa hat im Kampf um die Zukunft der russischen Leichtathletik Deutschland sowie drei anderen Nationen systematisches Doping unterstellt. "Wir wissen, dass in Ländern wie den USA, Großbritannien, Deutschland und Kenia Athleten gesperrt wurden. Da gibt es systematisches Doping", sagte die 33-Jährige dem Fernsehsender Russia Today.

Jelena Issinbajewa will auch in Rio wieder die russische Flagge hochhalten. Ob sie das darf? Das entscheidet sich wohl erst am 17. Juni.
(Foto: dpa)
Die zweimalige Olympiasiegerin bangt, wie viele andere Athleten aus Russland, um die Teilnahme an den Sommerspielen in Rio de Janeiro vom 5. bis 21. August. Der Internationale Leichtathletik-Verband Iaaf entscheidet wahrscheinlich am 17. Juni, ob die derzeit gesperrten russischen Leichtathleten dort starten dürfen.
Eine Kommission der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada hatte bereits im vergangenen Jahr massives Doping in der Leichtathletik-Szene Russlands angeprangert. Auch bei den jüngsten Nachtests der Londoner Spiele waren russische Athleten wieder stark vertreten. Acht der 23 erwischten Sportler stammen aus dem Gastgeber-Land der letzten Winterspiele. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte erklärt, dass insgesamt 265 Nachtests vorgenommen wurden. Weitere Verfahren sollen folgen.
Doping, Sperre, Training, Rekorde
Issinbajewa ist der Überzeugung, dass in anderen Ländern systematisch betrogen wird, nachdem die Sport-Großmacht Russland wegen zahlreicher Dopingfälle unter Druck geraten ist. Die erwischten Athleten hätten ihre zweijährigen Sperren in Ruhe abgesessen, weiter trainiert und seien dann zurückgekehrt, um zu siegen und Rekorde zu brechen. Namen nannte Issinbajewa nicht.
Sie selbst ist nie positiv getestet worden und wehrt sich dagegen, dass vielleicht das gesamte russische Leichtathletik-Team für Rio gesperrt bleibt. "Ich bin nicht für die Handlungen anderer verantwortlich. Ich habe die Regeln nicht gebrochen", so Issinbajewa. "Ich werde mir nicht das Recht nehmen lassen, das mir zusteht."
Auch die russische Politik versucht vehement, ein Startverbot seiner Athleten in Rio zu verhindern. Sportminister Witali Mutko erklärte erst am vergangenen Wochenende: "Wir haben alles getan, was möglich ist". Sein Land habe Führungspersonen im Verband ausgetauscht, Sportler disqualifiziert und Kandidaten für Rio durch ein international anerkanntes Anti-Doping-Programm mit drei Kontrollen geschickt. Ob das reicht, wird sich zeigen - spätestens am 17. Juni.
Quelle: ntv.de, tno/sid/dpa