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Schmid gibt legendäres Interview Rekordweltmeister Frankreich patzt völlig überraschend

Die Handballer aus Frankreich und der Schweiz kämpften auf Augenhöhe.

Die Handballer aus Frankreich und der Schweiz kämpften auf Augenhöhe.

(Foto: IMAGO/Eibner)

Gegen die deutsche Nationalmannschaft gehen die Schweizer Handballer zum Auftakt der Europameisterschaft unter. Im zweiten Spiel zeigen sich derweil bestens erholt und trotzen Frankreich ein Remis ab. Schweiz-Regisseur Andy Schmid ist erleichtert.

Handball-Rekordweltmeister Frankreich hat bei der EM völlig überraschend gepatzt. Deutschlands letzter Gruppengegner kam gegen die Schweiz nicht über ein 26:26 (14:14) hinaus und verpasste in Vorrundengruppe A damit den vorzeitigen Einzug in die Hauptrunde. Barça-Star Dika Mem (7 Tore) und Kreisläufer Ludovic Fabregas (6) erzielten vor 13.571 Zuschauern in der ausverkauften Berliner Arena die meisten Treffer für die Franzosen, die am Dienstag (20.30 Uhr/ARD und Dyn) auf die deutsche Mannschaft treffen. Für die Schweizer, die zum Auftakt 14:27 gegen die DHB-Auswahl verloren hatten, war Kreisläufer Lukas Laube (9) der beste Schütze.

"Wir hätten das Spiel in der zweiten Halbzeit früher beenden können. Wir haben einfache Chancen verschossen, aber so ist Handball und so ist eine EM", sagte Superstar Nikola Karabatic. Die Schweiz habe nach der klaren Niederlage gegen Deutschland mit einer Wiedergutmachungs-Mentalität gespielt: "Das war heute kein gutes Spiel von uns. Zum Glück haben wir nicht verloren." Wie schon im ersten Match gegen Nordmazedonien (39:29) kamen die Franzosen schlecht in die Partie. Weil Schweiz-Regisseur Andy Schmid (5 Treffer) immer wieder stark seine Teamkollegen in Szene setzte und Frankreichs Torhüter Remi Desbonnet kaum eine Hand an den Ball bekam, blieb die Partie lange offen.

Nach dem Seitenwechsel funktionierte die französische Defensive kaum besser. Der sechsmalige WM-Champion glänzte gegen die wacker kämpfenden Eidgenossen, die die Mehrheit des Publikums auf ihrer Seite hatten, keineswegs. Eine Minute vor Spielende warf Frankreichs Melvyn Richardson einen Siebenmeter an den Pfosten. Anschließend hatte sogar die Schweiz noch die Chance auf den Sieg. Starspieler Schmid sorgte hernach mit einem kuriosen Interview für beste Unterhaltung. Der Spielmacher interviewte sich weitgehend selbst.

"Richtig auf die Fresse bekommen"

"Wenn ich vielleicht 35 gewesen wäre und noch ein bisschen mehr Power in den Armen hätte, dann hätte ich den vielleicht noch reingeworfen", sagte der 40-Jährige zur letzten Aktion und übernahm dann vollkommen das Kommando beim obligatorischen Frage-und-Antwort-Spiel in der Mixed Zone. "Jetzt wäre wahrscheinlich die Frage nach Genugtuung gekommen", so der langjährige Bundesliga-Spieler in Anspielung auf das 14:27 zum Auftakt gegen Deutschland: "Es ist mehr als Genugtuung, weil wir haben selten so auf die Fresse bekommen wie in den letzten paar Tagen. Von allen Schweizern, die irgendwie nur mit Handball ein bisschen affin sind."

Und Schmid legte nach: "Da waren dreieinhalbtausend Schweizer am Mittwochabend in Düsseldorf, haben uns zugeschaut, haben viel Geld bezahlt. Wir haben eine Einschaltquote gehabt wie noch nie im Schweizer Fernsehen. Dann wurden wir wie auf dem Spielplatz herumgeschoben von den Deutschen. Und wir haben gewusst, wir sind besser. Und deswegen haben wir die letzten drei Tage gelitten, muss ich ganz ehrlich sagen. Und deswegen ist es mehr als Genugtuung."

"Ich weiß, dass ich zu alt bin"

"Wahrscheinlich", so Schmid dann, "wäre auch die Frage gekommen, was es für mich bedeutet. Für mich bedeutet es extrem viel. Weil, wenn ich was nicht leiden kann, ist es, wenn Leute sagen, ich bin zu alt. Ich weiß, dass ich zu alt bin. Doch ich weiß, dass ich noch gewisse Sachen in mir drin habe. Und Handball spielen ist auch ein bisschen wie Fahrradfahren. Und Fahrradfahren hoffe ich, dass ich es auch im hohen Alter noch kann."

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Für den letzten Spieltag hofft Schmid auf deutsche Schützenhilfe, denn nur dann hat die Schweiz noch eine Chance auf das Erreichen der Hauptrunde. "Wenn sie uns mit 13 schlagen können, können sie auch die Franzosen mit 13 schlagen", sagte Schmid, grinste und zog von dannen.

Ex-Europameister Spanien wahrte seine Hauptrunden-Chance dank eines 36:24 (17:12) gegen Rumänien. Die Iberer hatten ihre Auftaktpartie gegen Kroatien überraschend deutlich 29:39 verloren. Geheimtipp Island hat nach einem 31:30 (17:15) gegen Rumänien gute Chancen auf das Weiterkommen. Das Ticket für die Hauptrunde löste am Sonntagabend auch Ungarn, das durch ein 28:27 (14:13) gegen Serbien an die Spitze der Gruppe C kletterte. In Gruppe B ist die Entscheidung dagegen vertagt. Kroatien und Österreich trennten sich 28:28 (14:12), und liegen mit jeweils drei Punkten gleichauf - dahinter lauert Spanien (2). Am Samstag hatten bereits Titelverteidiger Schweden, Weltmeister Dänemark sowie Slowenien, die Niederlande und Portugal den Einzug in die Hauptrunde gesichert.

Quelle: ntv.de, tno/sid

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