Chaos in der EM-Qualifikation Schiedsrichter bricht Länderspiel ab
28.03.2015, 00:14 Uhr
Chaos-Spiel in Podgorica: In der Gruppe G der laufenden EM-Qualifikation geraten die Teams aus Russland und Montenegro aneinander.
(Foto: REUTERS)
Das Spiel zwischen Montenegro und Russland beginnt mit einen Zwischenfall - und endet im Chaos: Eine Leuchtfackel trifft den russischen Torhüter am Kopf. Akinfejew erleidet schwere Verletzungen. In der 67. Spielminute gerät die Lage außer Kontrolle.
Skandal beim EM-Qualifikationsspiel zwischen Montenegro und Russland: Der russische Nationaltorhüter Igor Akinfejew ist wenige Sekunden nach Beginn der Partie in der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica von einer Leuchtfackel am Kopf getroffen worden. Der Keeper wurde bei der Aktion schwer verletzt und musste auf einer Trage vom Platz gebracht werden.
Der deutsche Schiedsrichter Deniz Aytekin unterbrach daraufhin das Spiel zunächst und schickte beide Mannschaften in die Kabine. Erst nach 35 Minuten wurde die Partie fortgesetzt - bis die Lage in der zweiten Halbzeit vollends in hemmungslose Gewalt abzugleiten: Aytekin musste das Qualifikationsspiel zwischen Montenegro und Russland schließlich in der 67. Minute komplett abbrechen. Grund waren schwere Ausschreitungen in den Zuschauerrängen sowie Auseinandersetzungen zwischen den Spielern auf dem Feld.
Russlands Nationaltorhüter Akinfejew, der nach der Spielunterbrechung zunächst durch Juri Lodygin ersetzt wurde, gehört seit Jahren zu den Leistungsträgern im russischen Team. Der Torhüter von ZSKA Moskau hatte bereits im Alter von 18 Jahren sein Debüt in der Nationalelf gegeben und war auch bei der WM 2014 in Brasilien die Nummer eins. Nach der Fackelattacke kurz nach Spielbeginn wurde Akinfejew zunächst auf dem Platz behandelt und dann ins Krankenhaus eingeliefert. Der 28-Jährige soll Brandverletzungen erlitten haben, war aber bei Bewusstsein. Unbestätigten Medienberichten zufolge wurde der Fan, der den Feuerwerkskörper warf, bereits festgenommen.
Zweiter schwerer Zwischenfall nach der Pause
Die hitzige Atmosphäre auf den Rängen schwelte weiter. Nachdem Aytekin das Spiel wieder angepfiffen hatte, kam es in der zweiten Halbzeit erneut zu einem Zwischenfall: Nach einem verschossenen Elfmeter des Russen Roman Schirokow warfen die Zuschauer erneut Gegenstände auf das Spielfeld. Dabei wurde Gäste-Spieler Dimitri Kombarow getroffen, der den Vorfall dem Schiedsrichter meldete, was zum sofortigen Abbruch führte. Daraufhin kam es unter den Spielern zu weiteren Tumulten.
Die Attacke gegen Akinfejew war nicht der erste Skandal in der laufenden EM-Qualifikation. Im Oktober war das Spiel zwischen Serbien und Albanien abgebrochen worden. Auslöser war eine per Fernsteuerung ins Stadion gelenkte Drohne, an der eine Fahne mit einer Abbildung Großalbaniens befestigt war.
Danach kam es ebenfalls zu Ausschreitungen. Die Uefa wertete die Partie nachträglich mit 3:0 für Serbien, zog aber gleichzeitig den Gastgebern diese drei Punkte wieder ab. Beide Verbände wurden außerdem mit einer Geldstrafe von jeweils 100.000 Euro belegt.
"Probleme auf unserem Kontinent"
Der Skandal in Podgorica wird auch ganz sicher ein Nachspiel für Montenegro haben. Es ist durchaus möglich, dass die Uefa das Spiel nachträglich zugunsten Russlands wertet. In der laufenden EM-Qualifikation wiesen sowohl Russland als auch Montenegro nach vier Spielen fünf Punkte auf und belegten die Plätze drei und vier.
Erst in der zurückliegenden Woche hatte sich Uefa-Präsident Michel Platini in Wien besorgt über steigende Gewalt in Stadien und Rassismus gezeigt. "Aufgrund seiner Beliebtheit ist unser Sport ein Gradmesser für die Probleme auf unserem Kontinent. Und dieser Gradmesser zeigt Beunruhigendes an", sagte der Franzose, der in seiner zweiten Amtszeit diese negativen Auswüchse konsequent bekämpfen will.
Quelle: ntv.de, fma/dpa/sid