Ferstl "verkackt's" vorm Ziel Bennett rast spät zur typischen Gröden-Überraschung
15.12.2023, 05:58 Uhr
So sehen Sieger aus: Bryce Bennett.
(Foto: IMAGO/GEPA pictures)
Endlich dürfen die Speed-Herren ran und dann gibt es direkt ein Spektakel: In einem überaus engen Rennen überzeugt DSV-Ass Romed Baumann als Neunter. Der Sieger kommt, typisch Gröden, erst recht spät im Rennen. Für Thomas Dreßen endet der Auftakt enttäuschend.
Aleksander Aamodt Kilde hatte da so eine böse Vorahnung. "Das Rennen", sagte der Norweger in seinem vermeintlichen Sieger-Interview, "ist noch nicht zuende". Und tatsächlich: Als viele dem Speed King schon zum denkbar knappen Erfolg bei der ersten Abfahrt der Saison gratuliert hatten, raste im Schatten des Langkofel plötzlich der US-Amerikaner Bryce Bennett zu Tal - und setzte sich im Ziel um winzige 0,03 Sekunden vor Kilde. Typisch Gröden, riefen da die Kenner, darunter die geschlagenen Deutschen.
"Dass es eine enge Partie werden würde, war klar", sagte Romed Baumann, der zunächst auf einen Stockerl-Platz hoffen durfte und guter Neunter wurde. "Wenn man da nicht zufrieden ist", sagte der 37-Jährige angesichts der Unsicherheit wegen des verspäteten Saisonstarts nach mehreren Absagen, "dann weiß ich auch nicht. Es war ein guter Einstand."
Zielsprung "verkackt"
Auch Josef Ferstl hätte seinen 15. Rang nach komplizierter Vorbereitung "sofort unterschrieben" - anders als Thomas Dreßen und Andreas Sander ihre Ränge 41 und 46 jenseits der Weltcup-Punkte. Dennoch mischte sich auch bei Ferstl etwas Ärger in die Zufriedenheit. Auf sich selbst, weil er den Zielsprung "verkackt" und so ein Top-5-Ergebnis hatte liegen lassen. Und auf die "scheiß Hundertstel", die ihm deshalb fehlten.
Typisch Gröden: Diese Kleinigkeiten hatten die Athleten mit den höheren Startnummern auf ihrer Seite. Wie Bennett, der als 34. auf die leicht verkürzte Strecke ging. Bei der sauberen Fahrt des 31-Jährigen lag die Schlüsselstelle Ciaslat-Wiese nicht mehr im Schatten - ein großer Vorteil, den er zu seinem zweiten Sieg nutzte. Seine Premiere feierte Bennett 2021 - in Gröden. Hinter Kilde belegte der Schweizer Marco Odermatt (+0,05 Sekunden) Platz drei, die Top 30 trennten nur 0,98 Sekunden.
"Nötiges Selbstvertrauen" fehlt
Baumann lag 0,43 Sekunden hinter dem Sieger. Auch, weil er bei der Einfahrt zur Ciaslat-Wiese nicht "auf der letzten Rille" fuhr, wie er analysierte. Überhaupt sei er nach den Absagen von Zermatt/Cervinia und Beaver Creek "mit einem ganz, ganz komischen Gefühl" an den Start gegangen: "Wie ein Rennpferd, das noch nicht auf die Strecke gelassen worden ist." Auch Ferstl berichtete von besonderer Anspannung, zudem habe ihn lange die Hüfte eingeschränkt.
Dreßen hat mehrere Baustellen. Sein "G'stell", also der Körper, zwickt nach vielen gesundheitlichen Rückschlägen immer wieder hier und da, im Training hatte er beim Sprung über die berüchtigten Kamelbuckel das Gefühl, "mir fällt die Kniescheibe raus". Skitechnisch, gab er zu, fehle ihm "das nötige Selbstvertrauen, das kann man nicht erzwingen".
Auch Sander hatte nach einem Trainingssturz Probleme und war einfach nur "happy", dass er überhaupt starten konnte. Sein Ergebnis? "Sehr, sehr enttäuschend", sagte er. Immerhin: Nach liegen gebliebenen Hundertsteln musste der frühere WM-Zweite nicht suchen.
Quelle: ntv.de, tno/sid