Angst um den Super-Youngster Skisprung-Weltcup droht Überdosis Prevc
15.12.2016, 11:50 Uhr
Unstoppable, Domen Prevc.
(Foto: imago/Eibner Europa)
Erst war's Peter, jetzt ist's Domen und nun kommt auch noch Cene. Der dominierende Prevc-Clan bekommt im Skisprung-Weltcup Zuwachs aus der eigenen Familie. Doch das beschäftigt die Konkurrenz weniger, als der irre Sprungstil von Überflieger Domen.
Tick, Trick und Track heißen in der slowenischen Disney-Ausgabe Mak, Zak und Pak, die neunmalklugen Nachwuchs-Erpel sind aber längst nicht das populärste Brüder-Trio im Lande zwischen Alpen und Adria. Dort kennt jedes Kind Peter, Domen und Cene, die Prevc-Geschwister, die ausgezogen sind, die Skisprung-Welt aus den Angeln zu heben.
Am Wochenende sind sie in Engelberg erstmals gemeinsam im Weltcup am Start. Dort, wo 2016 der kometenhafte Aufstieg des damals 16-Jährigen Domen begann. "Ich bin derzeit der dominierende Springer, für Cene lief es im Continental-Cup toll, und Peter wird wieder angreifen, auch wenn die Medien Panik machen", sagt Domen Prevc vor der Vierschanzentournee-Generalprobe in der Schweiz. Kurzum: Der Konkurrenz droht eine Überdosis Prevc.
Der jüngste Bruder ist derzeit An- und Wortführer des Schanzen-Terzetts aus der Oberkrain. Mit drei Saisonsiegen und der Weltcup-Gesamtführung ließ der 17-Jährige in den Hintergrund rücken, dass es beim nicht nur altersmäßig großen Bruder Peter momentan unrund läuft. Der Dominator des Vorjahres, der im Vorjahr praktisch alles gewann, ist nach seinem Sturz in Kuusamo verunsichert, erlebte mit Platz 30 in Lillehammer seinen Tiefpunkt. Vor Jahresfrist hatte Peter Prevc in Engelberg beide Springen gewonnen, das erste vor seinem zweitplatzierten Bruder - erstmals standen im Weltcup zwei Brüder auf dem Stockerl.
"Domen macht sein eigenes Ding, und das ziemlich gut. Er zeigt Sprünge, von denen wir alle nur lernen können", sagt der sieben Jahre ältere Peter. Die Slowenen, denen durchaus bewusst ist, welches Jahrhunderttalent da am Werk ist, wollen Domen Prevc tunlichst nicht verheizen, lassen ihren Jüngsten immer noch mit gebremstem Schaum antreten. So ist derzeit offen, ob der potenziell beste Flieger im Weltcup in dieser Saison erstmals ein Skifliegen bestreitet.
"Er hat das Gen der Angst nicht"
Auf einem Riesenbakken losgelassen, so die Befürchtung, wäre der Springer mit der spektakulärsten Fluglage seit Japans Harakiri-Springer Kazuyoshi Funaki kaum mehr einzufangen, würde in gesundheitsgefährdende Bereiche vordringen. "Unbekümmert" nennt der deutsche Bundestrainer Werner Schuster den Slowenen. Doch das trifft die Sache nur zum Teil.
Vielmehr "hat Domen das Gen der Angst nicht", sagt Norwegens Coach Alexander Stöckl. Für Weltverbands-Renndirektor Walter Hofer ist der Youngster damit das größte Sorgenkind. "Wir haben Angst, weil er keine hat", meint der Österreicher. Hier Draufgänger Domen, dort Perfektionist Peter - dazwischen der goldene Mittelweg? Zumindest ist Cene Prevc mit 20 alterstechnisch in der geschwisterlichen Mitte angesiedelt. 2014 hatte er im Weltcup debütiert, danach eine Pause verordnet bekommen - Cene solle sich doch erstmal auf Schule und Ausbildung konzentrieren.
"Seine Zeit wird kommen, verlasst euch drauf", verkündete Peter Prevc. Und während Domen am vergangenen Wochenende in Lillehammer im Weltcup triumphierte, gewann Cene "nebenan" in Vikersund im Continental-Cup. Sloweniens Chefcoach Goran Janus beschied darauf, dass die Zeit nun reif für den Dreifach-Prevc sei. "Das wird eine neue Prevc-Dimension", jubelte das slowenische Internet-Magazin Siol. Und die Konkurrenz darf sich einzig damit trösten, dass es zumindest keinen vierten Prevc-Bruder gibt.
Quelle: ntv.de