
Für Pablo Laso wäre es der Titel außerhalb Spaniens.
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Beim Finalturnier des BBL-Pokals wird der erste Basketball-Titel der Saison vergeben. Der FC Bayern als Ausrichter und Titelverteidiger geht als Favorit ins Wochenende, es sind die ersten Alles-oder-Nichts-Spiele des Jahres. Uli Hoeneß wird genau hinschauen.
In seiner Zeit bei Real Madrid hat Pablo Laso alles gewonnen: die prestigeträchtige Euroleague gleich zweimal, dazu insgesamt zwölfmal Meisterschaft und Pokal in Spanien. Seit dem vergangenen Sommer allerdings arbeitet der Basketball-Trainer beim FC Bayern, es ist seine erste Station im Ausland. Ein Coup für die Münchner, die im Fußball unzweifelhaft zur europäischen Spitze gehören. Im Basketball ist diese Spitze noch ein gutes Stück entfernt und der für drei Jahre verpflichtete Laso soll dafür sorgen, dass der Abstand sich in dieser Zeit (mindestens) verringert.
"Er macht das eigentlich ziemlich gut", antwortete Marko Pešić jüngst während einer gemeinsamen Autofahrt Uli Hoeneß auf dessen Frage, ob er mit Lasos ersten Monaten zufrieden sei. "Aber er merkt jetzt auch langsam, dass er nicht bei Real Madrid ist." Ein potenziell verheerender Satz, schließlich begreift sich der FC Bayern als Weltklub allererster Güte.
Weshalb Basketball-Geschäftsführer Pešić auch sogleich um Einordnung bemüht war, wie die erste Folge der MagentaSport-Doku "The Huddle - Inside FC Bayern" zeigt: Es gehe dabei nicht um die Organisation des Klubs, "sondern der Respekt der Schiedsrichter und der Respekt der Gegner ist ein anderer.
Was Uli Hoeneß, seit jeher enger Begleiter der 2011 in die Bundesliga zurückgekehrten Bayern-Basketballer, mit Interesse aufnahm, schließlich sollen auch diese zu den Besten der Besten aufsteigen. Pešić, selbst einst Vize-Europameister und WM-Dritter mit der deutschen Nationalmannschaft, erklärte bildlich: "Wenn sie mit Real Madrid irgendwo aufgetaucht sind, fingen sie das Spiel immer mit 10:0 an."
Laso bringt "spezielle Aura" mit nach München
Eine solche Aura umströmt die Basketballer des FC Bayern bisher nicht: In der Euroleague drohen sie zum zweiten Mal in Folge die Playoffs zu verpassen, in der Bundesliga stehen sie seit Dienstag an der Tabellenspitze, dank eines Erfolgs im direkten Duell mit dem dadurch entthronten Überraschungsteam aus Chemnitz. Die bislang letzte Meisterschaft ist bald fünf Jahre her, seit 2019 triumphierten dreimal Erzrivale Alba Berlin und einmal die Sensationssieger von Ratiopharm Ulm. Die Münchner feierten derweil "nur" zwei Pokalsiege - und greifen an diesem Wochenende in eigener Halle nach dem ersten Titel der Saison.
Im Finalturnier des BBL-Pokals treffen die Bayern am heutigen Samstag (14 Uhr/BR) in eigener Halle auf den früheren Rivalen Bamberg Baskets, im zweiten Halbfinale (17.30 Uhr) stehen sich danach Berlin und Ulm gegenüber. Das Endspiel findet am Sonntag um 14 Uhr statt. "Es ist der erste Titel der Saison, von daher ist der Pokal sehr wichtig für uns", sagte Weltmeister Andreas Obst im BR-Fernsehen mit Blick auf das Wochenende. "Es ist wichtig fürs Selbstvertrauen, den Pokal schon mal zu gewinnen, auch mit Blick auf die noch folgenden Wochen bis zu den Playoffs."
Im vergangenen Jahr gewannen die Bayern in Oldenburg den Pokal, es blieb der einzige Titel in einer ansonsten eher enttäuschenden Saison. Auch deshalb ging es für den Italiener Andrea Trinchieri auf der Münchner Trainerbank nicht weiter. Die Verantwortlichen um Geschäftsführer Pešić entschieden sich für einen Neuanfang - und mit der Verpflichtung von Laso für die ganz große Lösung. "Ich glaube, Pablo wird einiges bewegen, nicht nur beim FC Bayern, sondern in ganz Basketball-Deutschland", sagte Pešić bei der Vorstellung des Spaniers. "Er ist eine große Persönlichkeit, hat eine spezielle Aura."
"Zweiter werden ist wie Letzter werden"
Auch in München beginnt diese sich langsam zu entfalten. Nach einem komplizierten Saisonstart, bei dem die Bayern wegen Verletzungen und aufgrund der strapazierten Weltmeister Obst, Isaac Bonga und Niels Giffey hinter den Erwartungen zurückblieben, ist das Starensemble nun in der Bundesliga voll auf Kurs. Gegen Chemnitz gab es den zwölften Liga-Sieg in Serie. Nach vier Jahren ohne Meisterschaft ist der wichtigste nationale Titel das Hauptziel in dieser Saison.
Dass in München nur Titel zählen, unterstrich derweil Kapitän Vladimir Lucic. Das sei das Selbstverständnis des Klubs: "Wenn man Zweiter wird, ist es so, als wäre man Letzter geworden." Zur neuen Spielzeit ziehen die Bayern-Basketballer zumindest teilweise in den hochmodernen SAP Garden um. "Und dort wollen wir als Meister einziehen", gab Pešić vor Saisonbeginn die Losung vor. Die Erwartungen sind also groß an Laso, den das nach elf Jahren bei Real aber nicht schreckt. Ganz im Gegenteil. "Dieser Verein hat eine Vision, sie bauen etwas kontinuierlich auf", sagte der 56-Jährige, der nach einem leichten Herzinfarkt zum Saisonende 2022 ein Sabbatical einlegte.
Inzwischen ist der Spanier aber wieder voll gesund und genießt die Arbeit in München. "Die neue Halle kommt, der deutsche Basketball ist zusätzlich obenauf. Ich denke, das war genau der richtige Moment für mich, nach München zu kommen", sagte Laso, der um die Bedeutung des Wochenendes weiß: "Ich habe mit der Familie gesprochen. Sie haben gesagt: 'Du musst den Pokal gewinnen, es ist der erste, den du als Trainer außerhalb Spaniens gewinnen kannst.'"
Quelle: ntv.de, mit dpa und sid