Shiffrin verpasst Rekorderfolg Dürr übertrumpft Überfliegerin bei Sensationssieg
30.01.2023, 13:16 Uhr
Lena Dürr bewies eindrücklich, warum sie bei den Weltmeisterschaften zu den Medaillenkandidatinnen gehört.
(Foto: dpa)
Lena Dürr hat sensationell ihren ersten Weltcup-Slalom gewonnen und den allseits erwarteten Rekordsieg von Ski-Königin Mikaela Shiffrin verhindert. Die 31-Jährige fuhr beim zweiten Torlauf in Spindlermühle/Tschechien 0,06 Sekunden schneller als die US-Amerikanerin und verwehrte dieser den 86. Triumph.
Lena Dürr nahm die Huldigung von Ski-Königin Mikaela Shiffrin mit einem Lächeln entgegen, doch so richtig fassen konnte sie ihren sensationellen Coup da noch nicht. Als sie sich zum Siegerfoto neben die beste Skirennläuferin der Geschichte stellen sollte, der Dürr gerade den sicher geglaubten Rekordsieg entrissen hatte, schüttelte sie ungläubig den Kopf.
"Es ist verrückt, dass ich es ausgerechnet heute geschafft habe", sagte Dürr, schließlich war alles angerichtet für Shiffrins historischen Triumph. Doch es war die 31 Jahre alte Münchnerin, die am Sonntag in Spindlermühle/Tschechien mit einem Freudenschrei erstmals auf die höchste Stufe eines Slalom-Podests sprang. Die US-Amerikanerin, beim ersten Rennen tags zuvor noch Siegerin vor Dürr, muss noch etwas auf ihren 86. Weltcup-Erfolg warten.
"Das ist schon eine Nummer und sehr, sehr anerkennenswert", sagte DSV-Alpinchef Wolfgang Maier beeindruckt, "es war ein Top-Wochenende für Lena. Dann noch die Shiffrin auf offenem Feld zu schlagen - ich habe es ja immer gesagt, und dazu stehe ich: Das hätte ich ihr nie zugetraut."
Dürr selbst sich sehr wohl. "Wir wussten, es ist möglich", betonte sie, "dass es heute klappt, hätte ich aber nie im Leben gedacht." Zu groß sei Shiffrins Vorsprung (0,67 Sekunden) vor dem Finale gewesen. "Ich habe alles gegeben", sagte Dürr, "und es hat gereicht." Und zwar um knappe 0,06 Sekunden, auf den Tag genau zehn Jahre nach ihrem bislang einzigen Weltcup-Erfolg beim City Event von Moskau 2013.
Erster deutscher Slalom-Sieg seit mehr als zehn Jahren
Als ihr Coup perfekt war, schnallte sie sich scheinbar seelenruhig die Skier ab, dann nahm sie die Glückwünsche der Konkurrenz und ihrer Teamkolleginnen entgegen. "Es ist so cool, dass es geklappt hat", sagte Dürr am Fuße des Riesengebirges. Schließlich habe es "eine Weile gedauert", gab sie nach ihrem schon 189. Rennen schmunzelnd zu.
Beim letzten deutschen Slalom-Sieg durch Maria Höfl-Riesch im November 2012 in Levi hatte Dürr noch das Finale verpasst. Nach einigen verkorksten Jahren galt sie vielen Beobachtern als ewiges Talent, ehe sie in der vergangenen Saison mit vier Podestplätzen endlich das Versprechen einlöste, das die Experten früh in ihr gesehen hatten.
Bei Olympia verpasste Dürr eine Medaille als Führende des ersten Laufs dramatisch um winzige 0,07 Sekunden. Doch sie erholte sich schnell, war gleich zu Beginn des WM-Winters zweimal Vierte. Seit Ende Dezember holte sie drei Podestplätze - und jetzt, im letzten Rennen vor der WM in Meribel/Courchevel (5. bis 19. Februar), den ersten Sieg.
Maier verneigte sich vor Dürr, seiner heißesten Medaillenanwärterin für den Saisonhöhepunkt. Auch wie sie abseits der Piste "auftritt ist hammermäßig", schwärmte der Alpinchef, "sie nimmt sich immer zurück, bindet immer das Team mit ein und stellt es heraus. Das hat eine große Qualität". Und Shiffrin? Die nahm es wie immer sportlich. "Respekt an Lena", sagte Mikaela I., "sie hat verdient gewonnen, das gönne ich ihr."
Quelle: ntv.de, tsi/sid