Audi, Red Bull oder Mercedes? Das Abstiegs-Dilemma des Siegfahrers Carlos Sainz
02.05.2024, 20:28 Uhr
In welchen Farben ist Carlos Sainz wohl 2025 unterwegs?
(Foto: IMAGO/NurPhoto)
Bei Ferrari ist kein Platz mehr für Carlos Sainz, Rekordweltmeister Lewis Hamilton übernimmt bekanntlich sein Cockpit. Nun ist es nicht so als hätte der Spanier keine Angebote. Das aussichtsreichste unterbreitet ihm wohl das Formel-1-Projekt von Audi. Doch es gibt diverse Tücken.
Nico Hülkenberg hat seine Schäfchen ins Trockene gebracht. Vor ein paar Jahren noch ausgebootet, hat der 36-Jährige auf der Zielgeraden seiner Formel-1-Karriere Planungssicherheit. Nach Informationen von ntv/RTL/sport.de hat Hülkenberg bei Sauber/Audi einen Dreijahresvertrag unterschrieben. Auch finanziell soll sich der Wechsel einem Medienbericht zufolge lohnen.
Kurzum: Der Audi-Deal ist für Hülkenberg "das Beste, was ihm passieren kann", wie es RTL-Experte Christian Danner bei ntv/sport.de auf den Punkt bringt. Auch, so der frühere F1-Pilot, wenn das Audi-Projekt bei Sauber mit "viel Aufbauarbeit" verbunden sei.
Aufbauarbeit. Hülkenberg ist willig, sie zu leisten. Der Routinier hatte aber auch keine große Wahl. Die Alternative für ihn wäre gewesen, bei Haas zu bleiben - keine wirklich attraktive Option. Ganz anders als Sauber, das im Begriff ist, von Audi geschluckt zu werden. Die Marke mit den vier Ringen tritt bekanntlich ab 2026 erstmals mit einem eigenen Werksteam in der Formel 1 an.
Rosberg: Würde "super genial passen"
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Wer folgt dem Deutschen zu Sauber? Die derzeitigen Piloten Valtteri Bottas und Zhou Guanyu, so viel scheint sicher, haben keine Zukunft in Hinwil. Als logischer Kandidat gilt Carlos Sainz, der sein Ferrari-Cockpit 2025 an Lewis Hamilton verliert und auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber ist. Sainz und Audi - das würde "einfach super genial passen", ist sich der Ex-Weltmeister und heutige Experte Nico Rosberg sicher.
Da ist Sauber-CEO Andreas Seidl, der den Spanier aus seiner gemeinsamen Zeit bei McLaren (2019-2020) kennt und schätzt. Da ist Vater und Rallye-Legende Carlos Sainz Senior, der beste Beziehungen nach Ingolstadt unterhält. Und da ist auch Hülkenberg, mit dem Sainz schon 2019 bei Renault Seite an Seite fuhr. Man kennt sich. Seidl hätte für sein Audi-Projekt zwei schnelle und erfahrene Fahrer, der bald 30-jährige Sainz könnte - wie Hülkenberg - langfristig planen. Passt doch eigentlich wirklich alles - oder?
Denn da ist ja noch diese verflixte Aufbauarbeit. Für Sainz wäre Sauber/Audi fraglos ein Abstieg. Bei Ferrari zum Siegfahrer gereift, müsste er zurück ins Mittelfeld. Blaue Flaggen statt Podest. "Der will jetzt Rennen gewinnen", betonte Rosberg bei Sky. Bei Sauber/Audi wäre das zunächst einmal nicht drin. Stattdessen würde Sainz "wieder ganz vorn anfangen". Fünf Jahre - "wenn überhaupt" - dauere es, ein Team ganz nach vorn zu bringen, warnte Rosberg. Der Weltmeister von 2016 weiß, wovon er spricht. 2010 fing er bei Mercedes neben Michael Schumacher an, erst 2014 war das Werksteam titelfähig.
Aufbauarbeit - will sie sich Sainz wirklich antun?
Anders als Hülkenberg hätte der Noch-Ferrari-Mann Alternativen, die sich getrost als "attraktiv" bezeichnen lassen. Red-Bull-Berater Helmut Marko bestätigte bei der "Kleinen Zeitung" jüngst das Interesse des Weltmeister-Rennstalls am Spanier.
Kurzfristig wäre Red Bull für Sainz sicher erste Wahl. Da sich die Regeln bis zur Motoren-Revolution 2026 nicht ändern, ist davon auszugehen, dass die Bullen auch nächstes Jahr ganz vorn fahren. Wirklich interessant wäre Red Bull für Sainz aber nur dann, wenn Weltmeister Max Verstappen den Brause-Rennstall schon 2025 verlassen sollte - wonach es nicht unbedingt aussieht. Hält Verstappen trotz Horner-Theater und Mercedes-Avancen Red Bull die Stange, wird sich weiter alles um ihn drehen. Für Sainz bliebe nur die Rolle der zweiten Geige übrig, des besseren Checo Perez.
"Möchte Carlos Sainz neben Max Verstappen sitzen?", fragt daher Ralf Schumacher. Der Sky-Experte weist zudem darauf hin, dass Red Bulls Budget durch Verstappens Riesen-Gehalt "ein bisschen ausgelastet ist". Mit anderen Worten: Bei Audi würde Sainz ziemlich sicher mehr verdienen als bei Red Bull, auch wenn Sauber-Geschäftsführer Seidl bei "auto motor und sport" brav beteuerte, Fahrer nicht "mit Unsummen von Geld dazu zu motivieren, zu uns zu kommen".
Mercedes hat andere Interessen als Carlos Sainz
Bleibt für Sainz noch Mercedes als Audi-Alternative. Auch bei den Silberpfeilen steht der 29-Jährige als möglicher Hamilton-Nachfolger auf dem Zettel. Erst recht, seit Fernando Alonso bei Aston Martin verlängert hat und natürlich, wenn Wunschkandidat Verstappen absagen sollte.
Sainz' Problem: Seine Vorstellungen - mindestens ein Zweijahresvertrag - decken sich nicht mit den Interessen von Toto Wolff und Co. Mercedes will über kürzer oder kurz Eigengewächs Andrea Kimi Antonelli neben George Russell platzieren oder eben die Königslösung Verstappen. Mehr als ein Einjahresvertrag ist für Sainz bei Mercedes daher nicht drin. Gut dotierter Entwicklungsfahrer bei Audi, Übergangsfahrer bei Mercedes oder die sportlich wie finanziell zweite Geige bei Red Bull: Carlos Sainz muss sich entscheiden.
Quelle: ntv.de