Motoren-Streit in der Formel 1 Ecclestone attackiert Seriensieger Mercedes
06.12.2015, 14:03 Uhr
Sieht sich als Vorkämpfer gegen die Langeweile: Bernie Ecclestone.
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Langweilige Rennen, zu komplizierte und zu teure Technik: F1-Boss Ecclestone setzt die Hersteller bei seinen Reformplänen unter Druck, allen voran das Weltmeisterteam. Im Zweifel ist dem Briten ein Sieger aus Maranello lieber als einer aus Stuttgart.
Zustimmen oder zuschauen: Bernie Ecclestone erhöht im Kampf um Macht und Millionen in der Formel 1 den Druck auf Mercedes. Der Chefpromoter will die Dominanz der Seriensieger brechen und den Rennstall zu Reformen im Reglement zwingen. Wenn Mercedes nicht einwilligen sollte, legt Ecclestone dem Weltmeister-Team den Ausstieg nahe. "Wir können nicht erlauben, dass die Formel 1 zerstört wird", sagte Ecclestone der "Welt am Sonntag".
Der 85-Jährige regt sich schon länger über die alles beherrschenden Silberpfeile mit Weltmeister Lewis Hamilton und Nico Rosberg am Steuer auf und sieht die Zukunft der Formel 1 in Gefahr. "Es ist nicht gut für den Sport. Es macht ihn langweilig", sagte Ecclestone: "Die Dominanz von Mercedes ist so groß, dass sich viele Leute nur noch den Start bei einem Grand Prix ansehen und dann den Fernseher abschalten, weil Mercedes die Rennen langweilig macht."
Wer Ecclestones Pläne nicht mag, kann gehen
Ecclestone sieht sein Vermächtnis in Gefahr. Er will wieder, dass "die Zuschauer vor dem Start eines Grand Prix nicht schon wissen, wer das Rennen gewinnen wird. Das genau ist im Moment unser Problem, und das müssen wir lösen." Dafür plant "Mr. E" ab der Saison 2018 weiter die Einführung eines neuen, stärkeren und billigeren Motors - sehr zum Missfallen der Branchenführer Mercedes und Ferrari.

"Du schon wieder?" Ecclestone hat genug von den F1-Siegen Rosbergs (r.) und Hamiltons.
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Aber "wenn die Hersteller dem nicht zustimmen, können sie ja aus der Formel 1 aussteigen. Diese Freiheit haben sie", sagte Ecclestone. Im Hintergrund hat der Brite längst eine mächtige Allianz geschmiedet, gemeinsam mit Jean Todt, Präsident des Weltverbandes FIA, kämpft er für seine Reformen.
Am vergangenen Mittwoch stattete das Welt-Motorsport-Council das Duo mit einem weitreichenden Mandat aus, bei "dringenden Problemen" der Rennserie "Empfehlungen und Entscheidungen" auszusprechen oder zu treffen. Bis Ende Januar wollen Ecclestone und Todt ihren Masterplan über Themen wie die allgemeinen Rahmenbedingungen für Teams und Hersteller, Motoren und Kostenreduzierung vorstellen.
"Fans haben keine Ahnung von Technik"
Im Mittelpunkt steht für Ecclestone ganz klar das Thema Motoren. Die komplizierte Technik der Turbo-Hybrid-Antriebe nervt ihn, und die Hersteller wie Ferrari und Mercedes haben seit der letzten Motoren-Reform stark an Macht hinzugewonnen.
Er sei davon überzeugt, "dass das Publikum zum größten Teil gar nicht daran interessiert ist, was für Motoren wir fahren. Sie haben keine Ahnung von dieser hochkomplexen Technik", sagte Ecclestone. "Die Zuschauer wollen spannende, unterhaltsame Rennen mit diversen unterschiedlichen Siegern sehen. Das muss die Formel 1 liefern. Und nichts anderes."
Ecclestone lobpreist die Roten
"Die Teams, Hersteller und wir müssen jetzt eine vernünftige, gemeinsame Lösung finden. Kommt die nicht zustande, wird die FIA klare Vorgaben zu einem neuen Motor installieren", sagte Ecclestone: "Sollten den Teams und Herstellern diese Vorgaben nicht gefallen, haben sie natürlich das Recht, darauf zu reagieren. Entweder sie hören auf, Formel-1-Rennen nach diesem von der FIA vorgeschlagenen Motorenreglement zu fahren oder sie protestieren bei der FIA - oder was auch immer."
In einem Seitenhieb gegen die Silberpfeile wünschte Ecclestone zudem Ferrari den WM-Titel - und deutete an, dass Erfolge der Scuderia um Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel für die Königsklasse einfach wertvoller sind. "Ferrari ist nun mal die Formel 1, und die Formel 1 ist Ferrari", sagte Ecclestone: "Das ist eine Ehe, die schon lange existiert, die immer erneuert wurde und weiterleben muss."
Quelle: ntv.de, shu/sid/dpa