Macht, Millionen und Motoren F1-Allianz attackiert Ferrari und Mercedes
02.11.2015, 13:16 Uhr
Ferrari weigert sich, seine Motoren günstiger an die Formel-1-Konkurrenz abzugeben. Das könnte zum großen Knall führen.
(Foto: imago/LAT Photographic)
Im Motoren-Streit der Formel 1 droht endgültig die Eskalation. Bernie Ecclestone und Fia-Präsident Jean Todt verbünden sich gegen Ferrari und Mercedes. Die Topteams wollen nicht freiwillig günstige Motoren anbieten. Das könnte die Rennserie letztlich spalten.
Präsidentenbüro, schicker Teppich, feines Leder. Aus seinen Räumen an der Strecke in Mexiko plant Jean Todt seine Strategie in der Hinterzimmer-Schlacht um Macht, Millionen und Motoren in der Formel 1. Bernie Ecclestone residiert nur ein paar Türen den Flur entlang. Die beiden mächtigsten Männer im Motorsport haben sich verbündet - im Kampf gegen Ferrari. "Ein Veto-Recht ist wie eine Pistole in der Hosentasche. Man sollte im Umgang damit sehr vorsichtig sein", sagte Todt als Warnung in Richtung der Scuderia und lehnte sich in seinem Sessel zurück.

Fia-Präsident Jean Todt ist mit Formel-1-Boss Bernie Ecclestone einig, dass sich die Rennserie nicht den Herstellern ausliefern darf.
(Foto: imago/LAT Photographic)
Der Franzose und Ecclestone sind sauer, weil sich das Team von Sebastian Vettel hartnäckig weigert, die Kosten der Hybrid-Motoren für ihre Kunden preislich zu deckeln. Gegen einen entsprechenden Vorschlag - im Gespräch waren zwölf Millionen Euro - legte Ferrari sein Veto ein. Auch Mercedes ist gegen diese Pläne. Damit würden die beiden Branchenführer die finanzielle Schieflage vieler Teams in der Formel 1 noch verschlimmern und ihre Machtposition weiter ausbauen, so der Vorwurf von Todt und Ecclestone. Ihre Lösung: Ein neuer Billigmotor ab der Saison 2017, der schon für sechs Millionen Euro zu haben und trotzdem konkurrenzfähig sein soll. Den Plan wollen sie mit aller Macht durchdrücken - auch gegen den Widerstand von Ferrari.
"Sonst den Herstellern ausgeliefert"
"Wenn die Hersteller nicht den Willen haben, günstigere Motoren zu liefern, dann führen wir eben eine andere Lösung ein", sagte Todt, der pikanterweise früher selber Ferrari-Teamchef war. Und Ecclestone meinte zuletzt: "Wenn wir die Formel 1 retten wollen, müssen wir einen konkurrenzfähigen Motor anbieten, den jeder kaufen kann, der keinen Werksmotor bekommt. Sonst sind wir den Herstellern ausgeliefert." Damit droht die Spaltung der Formel 1.
Ferrari ist nicht bereit, klein beizugeben. "Wir haben Kosten für die Forschung und die Entwicklung, und die müssen wir irgendwie wieder einspielen", sagte Teamchef Maurizio Arrivabene: "Ich kenne keine Firma, die ihre Produkte frei oder zu einem vorgeschriebenen Preis abgibt." Im Moment kostet ein Hybrid-Antrieb der Premiumhersteller die Kunden rund 20 Millionen Euro.
Mercedes gesellt sich grundsätzlich auf die Seite von Ferrari, will aber auch die Sorgen der Kleinen ernst nehmen. Natürlich könne man sagen, "einige Millionen spielen für eine große Firma keine Rolle - aber das tun sie sehr wohl", sagte der Österreicher Toto Wolff. Schon jetzt würde Mercedes mit dem Verkauf seiner Antriebe ein Defizit machen. Aber: "Wir können unsere Augen nicht davor verschließen, was in der Formel 1 passiert und wir müssen Respekt für jedes Team zeigen."
Kampf um Motoren und ums Überleben
Doch Respekt und guter Wille reichen Ecclestone und Todt nicht mehr, sie wollen Taten sehen. "Ich finde es sehr ärgerlich, dass Teams ums Überleben kämpfen müssen, dass es Rennställe gibt, die für 2016 noch keinen Motor haben", sagte Todt. Unter anderem hat Red Bull immer noch keinen Motorenlieferanten für die nächste Saison gefunden. Teams wie Sauber oder Force India kämpfen ohnehin stets nur ums Überleben.
"Wir kriegen keinen Motor, weil die anderen Teams Angst vor uns haben", sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko der "Bild"-Zeitung. In den Hinterzimmern der Formel 1 tobt gerade eine Schlacht - um Macht, Millionen und Motoren.
Quelle: ntv.de, Kristof Stühm, sid