Nach Hamilton-Verstappen-Farce F1 schmeißt Rennleiter raus und ändert Regeln
17.02.2022, 17:04 Uhr
Masi im Gespräch mit Bernd Mayländer, dem langjährigen Piloten des Safety-Cars.
(Foto: imago images/Motorsport Images)
Der Motorsport-Weltverband FIA greift nach dem Chaos beim Saisonfinale der Formel 1 durch. Der Rennleiter muss gehen, der Funkverkehr wird massiv eingeschränkt, dazu kommt künftig ein Videobeweis. Die Teams stehen offenbar einstimmig hinter den Änderungen.
Der umstrittene Rennleiter Michael Masi muss gehen, ein Videobeweis wie im Fußball kommt - nach dem chaotischen WM-Drama zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton wird die Formel 1 nun umgekrempelt. Der neue Weltverbands-Präsident Mohammed Ben Sulayem gab für die am 20. März in Bahrain beginnende Saison umfangreiche Reformen bekannt. "Hier ist mein Plan für diese strukturellen Veränderungen", sagte Ben Sulayem - und griff durch.
Masi verliert nach dem turbulenten Saisonfinale in Abu Dhabi seinen Job als Rennleiter der Formel 1, seine Aufgaben werden verteilt. In einer knapp dreieinhalbminütigen Video-Botschaft teilte der 60-jährige Ben Sulayem aus Dubai unter anderem mit, dass schon ab den Testfahrten kommende Woche auf dem Grand-Prix-Kurs bei Barcelona ein neues "Renn-Management" mit dem Deutschen Niels Wittich und Eduardo Freitas aus Portugal im Einsatz sein wird. Sie werden sich künftig abwechseln und von Herbie Blash als permanentem Berater unterstützt.
Masi, der den Posten des Rennleiters vor der Saison 2019 nach dem überraschenden Tod von Charlie Whiting übernommen hatte, bekomme einen neuen Posten innerhalb der FIA angeboten. Ben Sulayem betonte, dass seine Pläne vom Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali und den Teamchefs einstimmig abgesegnet worden seien. Auch vom Senat der FIA und dem World Motor Sport Council bekam Ben Sulaymen nach eigenen Angaben Unterstützung zugesichert.
Was sagt Hamilton zu den Plänen?
Die Nachrichten von den Umstrukturierungen samt personellen Folgen dürften vor allem die Verantwortlichen bei Mercedes wohlwollend vernommen haben. Und das gerade rechtzeitig einen Tag vor der Präsentation des neuen Silberpfeils an diesem Freitag. Dann wird sich auch Rekordweltmeister Lewis Hamilton zum ersten Mal nach dem Finale 2021 nochmals zu den damaligen Geschehnissen äußern.
Masi hatte mit seinen Entscheidungen am 12. Dezember erst das Überholmanöver von Max Verstappen im Red Bull gegen Hamilton auf der letzten Runde ermöglicht, durch das der Niederländer erstmals den Titel gewinnen konnte. Der Rennleiter legte die Regeln zum Einsatz des Safety-Cars höchst ungewöhnlich aus, sodass Verstappen noch genau eine Runde zum Angriff auf Hamilton blieb - er zog vorbei und krönte sich damit zum Weltmeister. Insbesondere Wolff hatte nach dem Drama von Abu Dhabi umfangreiche Reformen gefordert. "Wir werden nie darüber hinwegkommen", hatte der Österreicher gesagt.
Jüngst waren in dem Zusammenhang auch noch Aufnahmen des Funkverkehrs zwischen Masi und dem Kommandostand von Red Bull aufgetaucht, in dem vom Rennstall das unmittelbar danach praktizierte Szenario beschrieben wurde.
"Wir können nicht freestylen"
Um - wie in Abu Dhabi passiert - die Versuche einer Beeinflussung der Rennleitung durch die Teams zu verhindern, wird die direkte Audio-Kommunikation zwischen der Rennleitung und den Teams gekappt. "Es wird weiterhin möglich sein, Fragen an den Rennleiter zu stellen, und zwar nach einem genau definierten und nicht aufdringlichen Verfahren", sagte Ben Sulayem. Die Details blieben zunächst aber unklar. Auch der Vorgang des Zurückrundens hinter dem Safety-Car vor dem Re-Start des Rennens soll noch einmal auf den Prüfstand gestellt werden.
Mercedes hatte nach dem Rennen zwei Proteste eingelegt, die aber abgelehnt wurden. Auf den Gang vor das Berufungsgericht hatte das Team des weiterhin siebenmaligen Weltmeisters verzichtet. Dieser sei ebenso wie er und das gesamte Team desillusioniert, hatte Mercedes-Teamchef Toto Wolff damals betont und auch klargestellt: "Ich erwarte Taten und nicht nur Worte. Wir können in einem Sport, der Sport sein soll, nicht so mit dem Regelwerk freestylen."
Ohne Schiedsrichter gebe es keinen Sport, bekräftigte Ben Sulaymen in seiner Mitteilung. Mit einem neuen virtuellen Rennkontrollraum - wie der Videoreferee im Fußball - soll mittels moderner Technologie und in direktem Kontakt mit dem Rennleiter die Entscheidungsfindung verbessert werden. Nicht mehr übertragen wird der Funkverkehr, dadurch solle Druck vom Renndirektor genommen werden. Bis zum Saisonstart am 20. März in Bahrain sollen zudem noch die Regeln des sogenannten Zurück-Überrundens beim Einsatz des Safety-Cars überarbeitet werden. Ben Sulayem ist sich sicher: Durch die Reformen werde die Formel 1 "noch mehr geliebt und respektiert werden".
Quelle: ntv.de, tsi/sid/dpa