Mercedes erfolgreich kopiert Ferrari will härtere Strafe für Racing Point
08.08.2020, 08:45 Uhr
Lance Stroll wird künftig in einem anderen Auto unterwegs sein: Gleiche Farbe, andere Bremsbelüftungen..
(Foto: imago images/HochZwei)
Racing Point ist mehrere Rennen lang mit illegalen Autos unterwegs - sagt der Rennsport-Weltverband und bestraft den Formel-1-Rennstall. Nicht hart genug, finden andere Teams und prüfen einen Einspruch gegen das Urteil.
Nach dem umstrittenen Urteil gegen Racing Point in der Kopier-Affäre droht der Formel 1 eine langwierige juristische Auseinandersetzung. Wie der Automobil-Weltverband Fia am Samstagmittag bekannt gab, haben fünf der zehn Rennställe fristgerecht ihre Absicht bekundet, gegen das verhängte Strafmaß in Berufung zu gehen. Dies seien Ferrari, McLaren, Williams, Renault und auch Racing Point selbst.
Zuvor hatten die Rennkommissare des Motorsport-Weltverbandes Fia Racing Point, das Team von Aushilfspilot Nico Hülkenberg, zu einem Abzug von insgesamt 15 WM-Punkten und 400.000 Euro Geldbuße verurteilt.
Der Kritikpunkt der Teams: Das Strafmaß der Kommissare bezieht sich nur auf den Großen Preis der Steiermark am 9. Juli, bezüglich der weiteren Proteste beließ es das Gremium bei Verwarnungen. Dieses Strafmaß sei "verhältnismäßig" gemessen am Gesamtvergehen, begründete die Fia. Die Punktabzüge wie auch die Geldstrafen verteilen sich je zur Hälfte auf die Wagen der Stammpiloten Lance Stroll und Sergio Perez. Racing Point lag vor dem Urteil mit 42 Zählern auf Rang fünf der Konstrukteurswertung.
Die Teams haben nun 96 Stunden Zeit, eine Beschwerde inhaltlich zu unterfüttern und offiziell einzureichen. Racing Point hatte den Versuch eingeräumt, den erfolgreichen Mercedes kopieren zu wollen - aber nur anhand von Photos, was völlig legal sei. Experten allerdings halten das erfolgreiche Kopieren anhand von Photos für ausgeschlossen.
"Pinker Mercedes"
Renault hatte nach den Grand Prix in der Steiermark, Ungarn und Großbritannien Protest gegen die Bremsbelüftungen der Racing-Point-Autos eingelegt. Der Rennstall bezieht die Motoren und weitere verschiedene Komponenten von Mercedes. Der RP20 ähnelt auch dem Silberpfeil aus dem vergangenen Jahr. Renault warf Racing Point vor, die Bremsbelüftungen illegal vom Mercedes der Saison 2019 kopiert zu haben. Bestimmte Bauteile müssen Eigenleistungen der Teams sein. Der Bolide hatte wegen seiner Lackierung sehr schnell seinen Spitznamen weg: Pinker Mercedes.
Die Rennkommissare bestätigten das französische Team in der Frage nach der Rechtmäßigkeit des Designs des RP20. Racing Point betonte stets, vom alten Mercedes nur inspiriert worden zu sein. Das Team darf die Bremsschächte aber weiter einsetzen. Racing Point ließ zunächst offen, ob man innerhalb von 24 Stunden Einspruch einlegen wolle. Renault kündigte an, eventuell das Strafmaß anfechten zu wollen. Weitere Teams könnten sich dem Protest gegen Racing Point anschließen.
Quelle: ntv.de, ter/dpa