Einstieg von Audi oder Porsche? Formel 1 lockt Volkswagen mit Regeländerung
17.12.2021, 07:31 Uhr
Aktuell ist Mercedes der einzige deutsche Hersteller in der Formel 1.
(Foto: imago images/PanoramiC)
Mit der Abschaffung eines teuren, aber für Straßenfahrzeuge unwichtigem Teil des Formel-1-Motors hofft der Motorsport-Weltverband FIA, neue Hersteller vom Einstieg zu überzeugen. Und der Volkswagen-Konzern guckt offenbar sehr genau hin - schon in wenigen Jahren könnte ein Porsche an die Startlinie rollen.
Die größte technische Hürde fällt, die Formel 1 wird kostengünstiger, einfacher - und lockt mit einem neuen Reglement auch Volkswagen. Die auf einer Sitzung des Motorsport-Weltverbands FIA genehmigten Rahmenbedingungen des neuen Regelwerks sind eine Einladung der Königsklasse an interessierte Hersteller wie den VW-Konzern. Die Vereinfachung der Hybrid-Antriebe und eine stärkere Gewichtung des Elektro-Motors stehen im Kern des neuen Konzepts, das ab 2026 greifen soll.
Eine der wichtigsten Maßnahmen: Das Energierückgewinnungssystem MGU-H wird abgeschafft. Dieses generiert aus der Hitze der Abgase des Verbrenners elektrische Energie, ist aber äußerst komplex und teuer in der Entwicklung. Auch auf Volkswagen hätte ein Erhalt der MGU-H abschreckend gewirkt, zumal die Technologie kaum Relevanz für den Bau von Straßenautos hat. Ihre Abschaffung ist damit auch als Entgegenkommen an VW zu werten.
Der Autobauer aus Wolfsburg mit seinen Marken Audi und Porsche soll starkes Interesse am Einstieg in die Formel 1 haben. "Der Wert der Formel 1 in puncto Marketing, Fanbase und PR ist unbestritten, da ist die Formel 1 verglichen mit anderen Serien extrem gut", hatte Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach unlängst gesagt.
Mercedes: "Eine Menge Geld, Blut und Schweiß"
Die Königsklasse versucht, die Einstiegshürde zu senken. Auch der Vorsprung der bereits aktiven Hersteller soll nicht zu groß sein. Es müsse Neulingen möglich sein, "auf einem wettbewerbsfähigen Level einzusteigen", teilte die FIA mit. Wie groß diese sofortige Wettbewerbsfähigkeit sein wird, bleibt wohl Gegenstand weiterer Diskussionen. Bestehende Hersteller wie Mercedes wollen den Vorteil der hart und teuer erarbeiteten Erfahrung nicht verlieren.
"Die Formel 1 ist die Champions League. Und keiner kann erwarten, in die Champions League zu kommen und direkt im ersten Jahr das Finale zu erreichen und den Pokal mit nach Hause zu nehmen", hatte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff zuletzt gesagt. Mercedes sei lange dabei, "und wir haben eine Menge Geld, Blut und Schweiß investiert. Und auch wir hatten am Anfang Probleme. Das gilt auch für Renault und Honda."
Auch für die Etablierten gilt: Zum Einsatz kommen soll ein 1,6-Liter-Verbrennungsmotor mit sechs Zylindern. Die Leistung des Elektro-Antriebs soll aber auf 350 kW (475 PS) steigen, sie wird damit beinahe verdreifacht. Zudem soll künftig auch für die Motoren-Entwicklung eine Budgetobergrenze gelten. Eine detailliertere Version des Reglements für die neuen Motoren, die ab 2026 mit "zu 100 Prozent nachhaltigen Kraftstoffen" betrieben werden sollen, werde nun entwickelt und Anfang 2022 erneut dem Motorsport-Weltrat vorgelegt. In Wolfsburg wird man die Entwicklung genau verfolgen.
Quelle: ntv.de, tsi/sid