"Wissen nicht, wo alle stehen" Leclerc fährt Bestzeit, die keiner deuten kann
24.02.2022, 19:47 Uhr
Bei den Testfahrten in Barcelona sammeln die Teams der Formel 1 auch am zweiten Tag fleißig Daten. Die erzielten Zeiten, da sind sich alle einig, sind kein verlässlicher Indikator für die wahren Kräfteverhältnisse. Während aber Ferrari zufrieden ist, sieht ein Mercedes-Pilot sein Team vorerst im Hintertreffen.
Ferrari-Pilot Charles Leclerc hat sich bei den Formel-1-Testfahrten in Barcelona die Bestzeit des zweiten Tages gesichert. Der Monegasse drehte auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya in 1:19,689 Minuten die schnellste Runde. Direkt dahinter landeten Alpha-Tauri-Pilot Pierre Gasly und Daniel Ricciardo von McLaren. Ob die ersten Zeiten der neuen Saison schon einen Fingerzeig auf kommende Ergebnisse gibt, ist unwahrscheinlich: Die Tests von Barcelona zielen vor allem auf die Haltbarkeit der Autos ab.
"Das erste Gefühl ist nicht schlecht, aber wir sollten uns nicht von den Zeitenlisten heute hinreißen lassen, denn es ist noch früh und jeder versteckt noch seine wahre Form", hatte Leclerc schon nach dem ersten Testtag gesagt. "Es ist noch nicht möglich, sich ein klares Bild zu machen, also müssen wir konzentriert bleiben und weiter hart arbeiten. Wir haben viele Runden gedreht, mehr als jedes andere Team heute, und das ist ein positives Zeichen, auf dem wir aufbauen werden." Am zweiten Testtag waren Leclerc (79 Runden) und Teamkollege Carlos Sainz (71) deutlich weniger unterwegs als der Tagesfleißigste Pierre Gasly, der in seinem AlphaTauri 147 Runden drehte.
Carlos Sainz, Teamkollege Leclercs bei Ferrari, ordnet das Ergebnis vorsichtig ein: "Ich weiß nicht, ob der Test gut oder schlecht war, weil man in diesen Formel-1-Autos drei oder vier Sekunden schneller oder langsamer fahren kann, wenn man will", sagte der Spanier. "Wir wissen also nicht, wo alle stehen." Wie es um die Kräfteverhältnisse im Feld bestellt sei, werde sich erst beim Saisonauftakt in Bahrain am 20. März zeigen.
Vettel geht nicht nach Russland
Sebastian Vettel verzeichnete in seinem Aston Martin die sechstschnellste Zeit. Der viermalige Weltmeister hatte im Laufe des Tages seinen bemerkenswertesten Auftritt abseits der Strecke - indem er konsequent einen Boykott des Russland-Grand-Prix in Sotschi im September verkündete. Er sei "schockiert" über den "furchtbaren" Einmarsch Russlands in der Ukraine, sagte der 34-Jährige bei einer Pressekonferenz am Rande der Testfahrten: "Ich sollte nicht gehen, ich werde nicht gehen."
Rekordweltmeister Lewis Hamilton landete im Mercedes ganz hinten nur auf Platz 16. Kein Problem für die Konstrukteursweltmeister. "Die Fans sollten in die derzeitigen Rundenzeiten nicht zu viel hinein interpretieren", hatte Teamchef Toto Wolff gestern schon gesagt. George Russell, Hamiltons neuer Teamkollege, wagte sich jedoch schon an eine erste Interpretation der Vorgänge in Barcelona: "Einige Teams sehen ziemlich schnell aus", sagte der Brite. McLaren und Ferrari vor allem seien "sehr, sehr konkurrenzfähig" gewesen. Mercedes selbst sei derweil "sicher nicht vorne", zumindest für den Moment. "Die Meisterschaft wird aber nicht beim Wintertest in Barcelona gewonnen."
Weltmeister Max Verstappen, der mit dem Design des neuen RB18 am Vortag für Staunen gesorgt hatte, setzte am zweiten Tag der Testfahrten aus. Für den Niederländer kletterte Sergio Perez ins Cockpit, der Mexikaner kam aber wegen einer streikenden Benzinpumpe nur auf 78 Runden. Verstappen hatte seinen neuen Dienstwagen am Mittwoch noch 147-mal um den Kurs gejagt.
Nach einem Schaden am Unterboden seines Haas tags zuvor konnte Mick Schumacher nun ein ordentliches Programm auf dem Kurs in Spanien absolvieren. Der 22-Jährige wurde zwar nur 13. im Zeit-Tableau, drehte aber 66 Runden. Am Mittwoch waren es bei seiner Arbeitsteilung mit dem Russen Nikita Masepin nur 23 Umläufe gewesen. Masepin hatte am Donnerstag wieder Pech, als ihn eine defekte Benzinpumpe ausbremste. "Wir konnten sogar schon ein paar Dinge mit dem Setup probieren, die in die richtige Richtung gingen", zeigte sich Schumacher zufrieden. Ein Dreher in der Session am Vormittag war folgenlos geblieben.
Quelle: ntv.de, ter/dpa