"Enormer Imageschaden" Red-Bull-Berater verhöhnt Mercedes
14.12.2021, 20:30 Uhr
Auf der Strecke ging die Formel-1-Saison am Wochenende zu Ende, am Grünen Tisch wird es möglicherweise noch eine Verlängerung geben. Bis die Entscheidung getroffen ist, werden noch Botschaften zwischen den Teams ausgetauscht. Die haben es in sich.
Die Formel-1-Saison ist seit Sonntag eigentlich vorbei, doch endgültig entschieden ist die Weltmeisterschaft auch 48 Stunden nach der Zielflagge des letzten Grand Prix in Abu Dhabi noch immer nicht: In einem dramatischen Finale konnte Max Verstappen auf den letzten Metern zum WM-Titel fahren, maßgeblich unterstützt durch eine umstrittene Entscheidung der Rennleitung. Der Red-Bull-Pilot ergriff die Chance, die ihm ein Crash von Williams-Pilot Nicholas Latifi zuspielte und zog noch an Lewis Hamilton vorbei. Dessen Rennstall Mercedes schäumt, protestiert noch am Abend erfolglos und behält sich einen Einspruch gegen die Entscheidung der FIA vor. Und das wiederum ist für das Lager des Weltmeisters Anlass für markige Worte.
"Bei unserem Verständnis für Sport würden wir so was nie und nimmer machen", sagte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko im Gespräch mit RTL/ntv. "Ich bin erstaunt, dass das überhaupt solche Ausmaße annimmt. Ich glaube, dass das ein enormer Imageschaden für Mercedes ist", betonte der Österreicher. Man selbst nehme "die besten Ingenieure mit, Mercedes die besten Anwälte", höhnte Marko. Der Hintergrund: Mercedes hatte in Abu Dhabi einen "sauteuren Anwalt" dabei. Markos Schlussfolgerung: "Sollte das Ergebnis sportlich nicht zufriedenstellend ausfallen" habe man bei Mercedes schon vorher den Plan gehabt - so die Unterstellung - eben auf anderem Wege "eine Änderung herbeiführen" wollen.
Der Entscheidung, ob Mercedes nun das Ergebnis der Anhörung nach dem Rennen anfechten wird, sieht man offenbar gelassen entgegen: "Wir feiern, wir fühlen uns, sollte das Ergebnis geändert werden, was wir überhaupt nicht annehmen, als moralische Sieger." Man selbst habe "sieben Jahre Niederlagen einstecken müssen und haben das mit Anstand getan".
"Das war sehr nett"
Die Frist für den Einspruch endet am Donnerstag. Verstreicht sie, ist das Ergebnis des letzten WM-Rennens und damit der spannendsten Titelentscheidung der vergangenen Jahre endgültig und Max Verstappen Weltmeister. Noch ist nicht klar, ob sich Mercedes nach den abgelehnten Protesten für die Berufung entscheidet, doch aus sportlicher Sicht sei die Erwägung schon jetzt absolut inakzeptabel, zürnt Marko.
ntv-Experte Felix Görner sagte dazu deutlich: "Mercedes sollte sich fragen, ob man nicht auch als Champion mal verlieren sollte, in fairer Weise, ohne zu protestieren. Sie sollten die Füße stillhalten und sich ganz auf 2022 konzentrieren." Hamilton, der geschlagene Seriensieger, hatte seinem Rivalen direkt nach dem Großen Preis von Abu Dhabi fair gratuliert. "Wahrlich eine sportliche Größe von ihm, direkt nach Rennende seinem Nachfolger zu gratulieren, da kann man nur den Hut vor ziehen. Richtig gemacht, Lewis Hamilton", kommentierte Görner die Szene.
Mercedes, das ungeachtet des Ausgangs der WM-Entscheidung zum achten Mal in Serie die Konstrukteurs-WM gewonnen hatte, äußerte sich noch nicht offiziell. Doch wie Verstappen im Rahmen von Testfahrten am Dienstag verriet, hat sich Mercedes-Sportchef Toto Wolff gemeldet - nämlich bei ihm persönlich. "Toto hat mir eine Textnachricht geschickt", sagte Verstappen. Der Österreicher habe ihm gratuliert, "das war sehr nett".
Quelle: ntv.de, ter