F1-Cockpitschutz debütiert "Shield" lässt Vettel schwindelig zurück
14.07.2017, 11:29 Uhr
(Foto: REUTERS)
Klar ist: Formel-1-Pilot brauchen mehr Schutz vor herumfliegenden Teilen. Unklar ist aber noch, wie dieser Schutz aussehen soll. Im Silverstone-Training testet Sebastian Vettel nun eine erste Variante des neuen "Shield". Resultat: Schwindel und Schielen.
Als erster Formel-1-Fahrer hat Ferrari-Pilot Sebastian Vettel den neuen Cockpitschutz "Shield" getestet. Im ersten freien Training zum Großen Preis von Großbritannien ging der 30-Jährige von Beginn an mit der Neuentwicklung an seinem Ferrari in Silverstone auf die Strecke. In den kommenden Sessions und dem Rennen am Sonntag (14 Uhr/RTL und n-tv.de Liveticker) kommt die Vorrichtung aber nicht zum Einsatz.
Sportlich sorgte Vettel im Training für weniger Aufsehen, er musste sich in der anderthalbstündigen Session mit dem sechsten Platz begnügen. Die schnellste Runde drehte Österreich-Sieger Valtteri Bottas (1:29,106 Minuten). Der Finne verwies im Mercedes seinen Teamkollegen Lewis Hamilton (1:29,184) um 78 Tausendstelsekunden auf den zweiten Platz.
WM-Spitzenreiter Vettel war auf Rang sechs 1,411 Sekunden langsamer als Bottas. Dritter wurde Max Verstappen im Red Bull vor dessen Teamkollegen Daniel Ricciardo. Auch Vettels Stallrivale Kimi Räikkönen landete als Fünfter noch vor Vettel, der dank des Cockpitschutzes "Shield" aber dennoch in aller Munde war.
Das System aus transparentem Polycarbonat (Kunststoff) soll den Fahrern Schutz vor herumfliegenden Gegenständen bieten, gleichzeitig aber die Sicht der Piloten nicht beeinträchtigen. Am vergangenen Samstag war ein erster Entwurf an einem Boliden von Williams präsentiert worden. Noch ist aber nicht klar, wie der Cockpitschutz final aussehen soll. Umfangreichere Tests folgen im September im italienischen Monza.
Schielend und schwindelig
"Shield" soll der Nachfolger für den ungeliebten Halo-Cockpitschutz sein und ab 2018 für mehr Sicherheit sorgen. Das System ist optisch ansprechender als Halo und ist an den von Red Bull entwickelten und getesteten Aeroscreen angelehnt.
Wirklich überzeugt ist Vettel aber noch nicht. "Mir wurde ein bisschen schwindelig. Es war als würde man schielend durch die Gegend fahren", sagte der viermalige Weltmeister nach seinem Kurztest. Vettel führte das auf die Wölbung der PVC-Schutzscheibe zurück, die in das Chassis integriert ist.
Sie wurde entwickelt als Alternative zum sogenannte Halo-System. Dieses basierte auf einem ringförmigen Bügel, der sich über den Helm des Piloten spannte. Mittig war er an einer Strebe fixiert. Vor allem aus optischen Gründen hatte das Halo-System Kritik hervorgerufen. Hinzu kam, dass es für Piloten möglicherweise schwieriger sein würde, sich nach Unfällen schnell aus dem Wagen zu befreien. Halo hatte eigentlich zu dieser Saison eingeführt werden sollen. Dieser Plan war gestoppt worden. Die Formel-1-Kommission lehnte das System im Sommer 2016 ab.
Mit einem Cockpitschutz soll die Gefahr für die Fahrer bei herumfliegenden Teilen beispielsweise nach Unfällen gebannt werden. In den vergangenen Jahren war es zu tragischen Zwischenfällen gekommen. 2009 war Felipe Massa in Ungarn durch eine Metallfeder schwer am Kopf verletzt worden. Er hatte die Saison vorzeitig beenden müssen und erst 2010 wieder Rennen fahren können. 2009 war in der Formel 2 der 18-jährige Henry Surtees durch einen herumfliegenden Reifen in Brands Hatch tödlich getroffen worden.
Quelle: ntv.de, cwo/sid