Formel1

Formel-1-Lehren aus Istanbul Vettel leistet sich fatale Fehleinschätzung

Sebastian Vettel wünscht sich Slicks und fällt kurz darauf ans Ende zurück.

Sebastian Vettel wünscht sich Slicks und fällt kurz darauf ans Ende zurück.

(Foto: picture alliance / Hasan Bratic)

Sechs Formel-1-Rennen vor dem Saisonfinale verdrängt Max Verstappen Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton wieder von der WM-Spitze. Sebastian Vettel riskiert zu viel, Mick Schumacher schleppt sich über die Ziellinie. Welche Rückschlüsse auf den Titelkampf erlaubt der Große Preis der Türkei?

Verstappen nutzt im WM-Kampf seine Chancen

An Valtteri Bottas kam Max Verstappen nie heran. Umso wichtiger war es für den 24-Jährigen, Platz zwei zu sichern. Damit setzte sich Verstappen wieder an die WM-Spitze und liegt sechs Punkte vor Lewis Hamilton. "Hoffentlich reicht es am Ende für die Weltmeisterschaft", sagte er, "es wird aber nicht einfach." Geduldig brachte Verstappen 18 Punkte nach Hause. Hinter ihm wurde sein Red-Bull-Teamkollege Sergio Perez Dritter. "Es war das Optimum, das wir herausholen konnten", meinte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko erleichtert. "Was uns Sorgen macht, ist dieser unglaubliche Topspeed von Mercedes auf den Geraden, das ist seit Silverstone so und scheint mehr zu werden. Ich weiß nicht, ob unsere Leute ein Gegenmittel haben."

Hamilton gelingt nicht alles

Lewis Hamilton wollte ganz nach vorne stürmen - zumindest aber auf das Podest kommen. Am Ende musste sich der Weltmeister, der wegen eines regelwidrigen Motorenwechsels statt von Rang eins von Platz elf starten musste, mit Position fünf begnügen. In der WM-Wertung liegt er nun sechs Zähler hinter Max Verstappen. Auf Platz drei liegend wollte der 36-Jährige in der Schlussphase auf abbauenden Intermediates nicht mehr an die Box kommen, der Kommandostand von Mercedes holte den verärgerten Hamilton aus Sorge vor einem möglichen Reifenplatzer dennoch rein. "Meinem Bauchgefühl nach hätte ich draußen bleiben sollen", klagte er. "Ich bin deshalb frustriert, nicht meinem Instinkt gefolgt zu sein." Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff räumte ein, dass man Hamilton hätte noch früher an die Box holen müssen. Platz fünf sei aber Schadensbegrenzung gewesen.

Vettels Risiko wird bestraft

Der Hesse ging noch mehr ins Risiko als Hamilton. Frustriert vom ewigen Kreiseln im Mittelfeld der Formel 1 überredete der viermalige Weltmeister sein Aston-Martin-Team zum Wechsel auf Trockenreifen, als auf der Strecke noch tiefe Pfützen standen. Vettel schlitterte eine Runde über den Kurs, wechselte zurück auf Intermediates, wurde nur 18. - und nahm die Fehlentscheidung voll auf seine Kappe. Der 34-Jährige weiß: Mit seinem aktuellen Auto sind Highlights aus eigener Kraft und bei normalen Bedingungen nicht drin. Die Frage ist, ob er bei Aston Martin noch bessere Zeiten erleben wird.

Schumacher weiter im Lernprozess

Fernando Alonso leistete Abbitte. "Es tut mir leid, ich dachte, dass da mehr Platz war", meinte der Alpine-Routinier, der nach einem Ausflug über den Bordstein bei der Rückkehr auf den Asphalt Mick Schumachers Haas früh im Rennen touchierte. Der 22-Jährige drehte sich und wurde ans Ende des Felds geworfen. Dabei war Schumacher von Rang 14 - seinem besten Formel-1-Startplatz bislang - hoffnungsvoll in den Grand Prix gegangen. Auch beim Start sei er noch "gut dabei" gewesen, befand er. Dann ereignete sich aber der Dreher und Schumacher schleppte sich überrundet als 19. über die Ziellinie. Trotzdem kann Schumacher das Wochenende als Erfolg werten.

Bottas hält WM offen

2022 fährt der Finne bei Alfa Romeo sehr wahrscheinlich nicht mehr um Siege, womöglich war Bottas' zehnter Grand-Prix-Erfolg am Sonntag also sein letzter. Und er hatte einen enormen Wert: Für Bottas selbst, der zwar ein Teamplayer par excellence ist, aber bei Mercedes in fünf Jahren stets auch eigene Ziele verfolgte - die er nicht erreichte, weil er dem mittlerweile siebenmaligen Weltmeister Lewis Hamilton mit gleichem Material nie das Wasser reichen konnte. Diesem erwies er aber in Istanbul nicht zum ersten Mal einen wertvollen Dienst, als Schützenhilfe benötigt war. Sieben Punkte nahm Bottas Hamiltons WM-Widersacher Max Verstappen ab. Man darf sich sicher sein: Der Finne gibt bis zum letzten Arbeitstag bei den Silberpfeilen alles - und könnte zum Zünglein an der Waage im Titelkampf werden.

Quelle: ntv.de, sue/dpa/sid

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