Der ultimative n-tv.de EM-Wegweiser Frankreich baut um, Shaqiri spielt beleidigt

Xherdan Shaqiri: Bye bye Schweiz?

Xherdan Shaqiri: Bye bye Schweiz?

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Fans des Gastgebers und der Schachweltmeister warten auf den zweiten Auftritt der Equipe Tricolore und Dimitri Payet. Bei der Schweiz sorgt ein Ex-Bayer für mächtig Wirbel.

Dieses Spiel dürfen Sie nicht verpassen

Wahrscheinlich sind sich nach dem ersten kompletten Spieltag der EM alle Fans einig: Ein paar Tore würden dieser EM gut tun. Nicht einmal zwei sind es bisher im Schnitt pro Spiel, noch kein Team hat mehr als zwei Tore erzielt. Also: Au secours, Dimitri Payet! Der 29-Jährige hat mit seinem fulminanten Schuss in den Winkel Frankreich den Auftaktsieg gegen Rumänien beschert - und den Gastgeber damit vom größten Druck befreit. Vielleicht wird Payet also zum Houdini, zum Entfesselungskünstler der Equipe Tricolore. Zumindest will Trainer Didier Deschamps gegen Albanien (21 Uhr) offenbar offensiver spielen lassen, in einem 4-2-3-1 die Flügel stärken und mit Kingsley Coman und/oder Anthony Martial von Anfang an für Angriffswirbel über die Außen sorgen. Es wird sogar spekuliert, dass die enttäuschenden Paul Pogba und Antoine Griezmann um ihren Platz in der Startelf fürchten müssen.

  Dimitri Payet ist auf jeden Fall gesetzt. "Ihn friere ich in Eiswürfel ein, damit ihm bis zum Albanien-Spiel nichts passiert", sagte Deschamps. Routinier Patrice Evra wird der Hype um seinen Teamkollegen schon ein wenig zu viel: "Bitte dreht nicht alle durch wegen Dimitri!", bat er. Zu spät. Große Klubs sollen schon bei West Ham angeklopft haben, allen voran der FC Chelsea. Und Fans auf der ganzen Welt singen das Dimitri-Payet-Lied - selbst Magnus Carlsen wurde nach dem Auftaktspiel dabei gefilmt. Merke: Wahrscheinlich bist du der heißeste Spieler des Planeten, wenn der Schachweltmeister deinen Namen grölt.

Der beste Zeitpunkt für ein EM-Päuschen

Wenn in Lille Russland auf die Slowakei trifft (15 Uhr), spielt der Fußball im Vorfeld eine Nebenrolle. Die "Sbornaja" ist nur noch auf Bewährung im Turnier, wiederholen sich die hässlichen Szenen aus Marseille, wird das Team ausgeschlossen. "Weder Trainer noch Spieler verdienen das", sagte der slowakische Trainer Jan Kozak. "Ich hoffe, die Emotionen gehen runter und wir sehen guten Fußball." Zweiteres darf bezweifelt werden: Die Slowakei steht zwar nach der Niederlage gegen Wales unter Zugzwang, hat aber außer ihrem Star Marek Hamsik zu wenig Qualität im Kader. In Spielen gegen Russland haben die Slowaken vor 243 Minuten den letzten Treffer erzielt. Der Trainer der "Sbornaja", Leonid Slutski, schob die Favoritenrolle dennoch zum Gegner. Gegen England überzeugte eigentlich nur die Defensive, bezeichnend, dass mit Vasili Beresutski ein Abwehrspieler das 1:1 erzielte. Es riecht stark nach einem Langweiler in Lille.

Was verursacht noch EM-Herzrasen?

Zumindest erhöhter Puls macht sich bei der Schweizer Delegation bemerkbar. "Zum Auftakt nur dank Titan Yann Sommer ein Sieg gegen das kleine Albanien, zeigten sich Trainer und Spieler vor dem Duell mit Rumänien (18 Uhr) unzufrieden und selbstkritisch. "Wir haben die Bälle zu leichtfertig weggegeben und nicht gut kommuniziert", mäkelte Matchwinner Sommer. Mitten hinein in die leichte Unruhe setzte nun Xherdan Shaqiri einen mächtigen Paukenschlag: Der kleine Mittelfeldspieler liebäugelt öffentlich mit einem Wechsel zum kosovarischen Verband. Der wurde gerade erst von der Uefa aufgenommen, Spielern mit Wurzeln im Kosovo steht es frei, sich dem neuen Nationalteam anzuschließen. Shaqiri wurde von Trainer Vladimir Petkovic vor dem Turnier nicht als einer der Vize-Kapitäne für Stephan Lichtsteiner benannt, das nagt offensicht noch immer an ihm. "Was ist, wenn der Kosovo mich als Captain will? Dann denkst Du doch darüber nach, ist doch klar", sagte Shaqiri zu Journalisten. Aber muss man es auch sagen? Während eines Turniers?

Angeberwissen für das Public Viewing

Rumänien absolviert gegen die Schweiz das 15. EM-Spiel der Verbandsgeschichte - und hat erst ein einziges gewonnen. Besonders bitter ist das für Fußball-Idol Gheorge Hagi: Er bestritt acht Spiele bei EM-Endrunden und gewann keines davon, ein Negativrekord. Beim bislang einzigen Erfolg der Rumänen bei der EM 2000 gegen England stand er zwar im Kader, fehlte aber wegen einer Gelbsperre.

Die Zahl des Tages: 45

So viele Minuten hält es Rumäniens Stürmer Denis Alibec ohne Zigarette aus. Nein nein, nur ein Spaß, stimmt ja alles gar nicht. Sagt zumindest Rumäniens Trainer Anghel Iordanescu. Den Journalisten, der die Story über den rauchenden Stürmer in die Welt gesetzt hatte, beschimpfte er als Lügner. Wir wissen leider nichts Genaueres, wohl aber, dass Alibec nicht gerade als Asket gilt. Iordanescu hat den Stürmer des Öfteren kritisiert, weil der ein paar Kilo zu viel auf den Rippen hatte. Wenn die Geschichte stimmt, scheint den Trainer die Nikotinsucht weniger zu stören: Alibec wurde in der 61. Minute eingewechselt. Hoffentlich hat er wenigstens vorher ein Pfefferminz gelutscht. 

Das EM-Histörchen des Tages: 15. Juni 1996

Das ganze Turnier hätte in dieser 78. Minute im Wembley-Stadion kippen können. "Football's coming home", so lautete das Motto der EM 1996 in England, aber was, wenn die Gastgeber früh nach Hause fahren müssen? Zum Auftakt hatte die Schweiz den Spielverderber gespielt und sich mit einem späten Elfmeter ein 1:1 erkämpft. Und nun stand Schottlands lebende Legende Gary McAllister am Elfmeterpunkt bereit, die 1:0-Führung im Klassiker wackelte. Nur David Seaman nicht, Englands Keeper wehrte den Schuss mit dem Ellenbogen ab. Keine Minute später der große Auftritt von Paul "Gazza" Gascoigne, damals schon berüchtigtes Enfant Terrible, aber eben auch noch begnadeter Fußballer: Mit links lupft er den Ball aus vollem Lauf über den schottischen Verteidiger und schießt ihn mit rechts volley in den Kasten - eines der spektakulärsten Tore der EM-Geschichte.

Das Bonmot zum Spieltag

"Die jungen Spieler werden für mich die EM gewinnen. Ich selbst brauche keine Küsschen links und rechts." Sehr bescheiden, Patrice Evra. Aber die jungen Spieler bräuchten für einen EM-Triumph vielleicht eine bessere Leistung von Ihnen als im Auftaktspiel.

[Hinweis: In der ersten Textfassung stand fälschlicherweise, England und die Türkei hätten das EM-Eröffnungsspiel 1996 bestritten. Englischer Gegner war aber die Schweiz.]

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen