Polizei-Einsatz bei DFB-Spiel Vermummter kletterte für Fotos unters Stadiondach

Die Kapitäne wurden von Schiedsrichter Oliver über den Mann auf dem Dach informiert.

Die Kapitäne wurden von Schiedsrichter Oliver über den Mann auf dem Dach informiert.

(Foto: picture alliance / Pressebildagentur ULMER)

Der Vermummte, der während des EM-Achtelfinales zwischen Deutschland und Dänemark in die Streben des Dortmunder Stadiondachs klettert, ist der Polizei bereits bekannt. Allerdings nicht als Gefährder, sondern wegen Hausfriedensbruch. Es geht ihm um Fotos und Aufmerksamkeit.

Der Mann, der während des deutschen EM-Achtelfinales unter das Dach des Dortmunder Stadions kletterte, war vermummt und trug einen größeren Rucksack. Videoaufnahmen, die von der englischen Zeitung "Daily Mail" veröffentlicht wurden, zeigen, wie der Mann von der Polizei festgenommen wird. Die Beamten hatten am Samstagabend nach der Partie mitgeteilt, es handle sich um einen 21-Jährigen aus Osnabrück.

Den inzwischen aktualisierten Angaben zufolge war der Mann um 22.11 Uhr aufgefallen, als er in die Dachkonstruktion des Stadions gelangt war. Er sei mithilfe von Drohnen und einem Hubschrauber "lückenlos" beobachtet worden, hieß es von der Polizei. Das Spiel auf dem Rasen lief währenddessen ungehindert weiter.

Den Videoaufnahmen ist zu entnehmen, dass er von den begehbaren Plattformen unter dem Stadiondach auch auf die Streben der Dachkonstruktion klettert. Der Zugang ist im Regelfall gesperrt. Die begehbaren Plattformen unter dem Dach dienen etwa der Wartung der technischen Ausstattung des Stadions. Offen ist auch, wie der Mann mit einem großen Rucksack in den Innenraum gelangte, normalerweise ist der Eintritt damit nicht erlaubt.

Mann schon bei Polizei registriert

"Nach ersten Erkenntnissen wollte der 21-Jährige, wie bereits an anderen Orten in Deutschland, auf dem Dach des Stadions Fotos aufnehmen", teilte die Polizei am Sonntag mit. "Dafür führte er in einem Rucksack eine Kameraausstattung mit sich. Zu keinem Zeitpunkt bestand für andere Menschen im Stadion eine Gefahr." Die Polizei schließe derzeit eine politische Motivation aus. Ermittelt wird wegen des Tatvorwurfs Hausfriedensbruch. Ob er den Einsatz der Polizei bezahlen muss, ist noch unklar.

Die Polizei teilte mit, der Mann habe "bereits im April 2022 in Herne und im Mai 2024 in Ulm an markanten Gebäuden in großen Höhen Fotos aufnehmen" wollen. Der Osnabrücker habe in der Vernehmung bei der Kriminalpolizei in der Nacht angegeben, "dass er lediglich 'gute Fotos' habe machen wollen".

Die "Bild" hatte zuvor berichtet, dass der Mann zur Roofer-Szene gehören soll. Roofer klettern ungesichert auf hohe Bauwerke, fotografieren sich dabei und veröffentlichen die Bilder in den sozialen Medien. Im Februar war ein Roofer bereits auf das Fußballstadion in Stuttgart geklettert.

Fragen zum Sicherheitskonzept der UEFA

Die deutschen und dänischen Spieler waren über den Mann auf der Dachkonstruktion informiert. Wie der Deutsche Fußball-Bund am Sonntag bestätigte, berichtete Schiedsrichter Michael Oliver vor dem Anpfiff der zweiten Halbzeit die Kapitäne beider Mannschaften von dem Geschehen. Der englische Referee bat İlkay Gündoğan und Kasper Schmeichel dazu zur Spielfeldhälfte, nachdem er selbst von einem UEFA-Delegierten einen Hinweis bekommen hatte. Auf Bildern war zu sehen, wie alle drei nach oben Richtung Stadiondach blicken. Die Partie lief anschließend ohne erkennbare Beeinträchtigung für die Akteure weiter.

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Einsatzkräfte hatten sich der Polizei zufolge dem Mann nach dem Schlusspfiff genähert und ihn angesprochen. Ein Hubschrauber habe zudem das Stadiondach ausgeleuchtet. Er war der Polizei zufolge den Anweisungen gefolgt und auf einen begehbaren Steg zurückgeklettert. "Kräfte einer Spezialeinheit nahmen ihn dort fest, fesselten und durchsuchten ihn. Gefährliche Gegenstände führte der Mann nicht mit sich", schrieb die Polizei. In dem veröffentlichten Video sind kurz die Zuschauerränge zu sehen, zum Zeitpunkt - den Polizeiangaben zufolge um 23.44 Uhr - des Zugriffs hatten demnach viele Zuschauer bereits das Stadion verlassen.

Der Vorfall wirft Fragen zum Sicherheitskonzept der EM auf. Immer wieder war es in der Gruppenphase zu Zwischenfällen gekommen, als Zuschauer auf den Rasen gelangt waren, um mit den Spielern ein Foto zu machen. Beim Eröffnungsspiel hatte sich zudem ein Webvideoproduzent in einem Kostüm des Maskottchens "Albärt" und mit gefälschter Akkreditierung Zugang zum Innenraum des Münchner Stadions verschafft. Die Europäische Fußball-Union UEFA verwies auf die Mitteilung der Polizei. "Wir haben keinen weiteren Kommentar", teilte der Dachverband mit.

Quelle: ntv.de, ara/dpa

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