Emotionaler Abschiedspost Weltmeister Kroos tritt aus DFB-Team zurück
02.07.2021, 14:06 Uhr
Drei Tage nach dem Achtelfinal-Aus bei der Fußball-EM gibt es den nächsten Schock für die deutsche Nationalmannschaft. Spielmacher Toni Kroos beendet seine DFB-Karriere. Er verkündet seinen Rücktritt nach 106 Länderspielen.
Das war's: Nach 106 Länderspielen für Deutschland macht Toni Kroos Schluss. Damit endet binnen drei Tagen die nächste große Ära beim DFB, denn das Achtelfinal-Aus bei der Fußball-EM gegen England war bereits das letzte Spiel für Bundestrainer Joachim Löw nach 15 Jahren als Chef gewesen. Gemeinsam feierten beide bei der WM 2014 in Brasilien ihren größten Erfolg, als sie den Titel gewannen. Überhaupt waren ihre Wege untrennbar. Für Löw war Kroos stets einer der absolut wichtigsten Männer auf dem Feld, sein verlängerter Arm.
Der 31-Jährige erklärt seinen Abschied mit emotionalen Worten bei Instagram: "106 Mal habe ich für Deutschland gespielt. Ein weiteres Mal wird es nicht geben. Ich hätte mir sehnlichst gewünscht, und dafür habe ich nochmals alles gegeben, dass es am Ende 109 Länderspiele gewesen wären und dass noch dieser eine große Titel, der EM-Titel, zum Schluss dazugekommen wäre." Den Entschluss nach diesem Turnier aufzuhören habe er nicht erst jetzt gefasst, schreibt er. "Es war mir schon länger klar, dass ich für die WM 2022 in Katar nicht zur Verfügung stehe." Künftig möchte er sich verstärkt auf seine Aufgabe beim spanischen Topklub Real Madrid konzentrieren und mehr Zeit für die Familie haben. Die Pausen, die er als Nationalspieler nicht hatte, werde er sich nun nehmen. "Es war mir eine große Ehre, dass ich dieses Trikot über so einen langen Zeitraum tragen durfte. Ich habe es mit Stolz und Leidenschaft getan."
Einen Dank richtet Kroos an seine Fans und Unterstützer, aber auch an seine Kritiker "für die Extramotivation." Ganz besonders herzliche Worte findet der Spielmacher auch für Löw: "Er hat mich zum Nationalspieler und Weltmeister gemacht. Er hat mir vertraut. Wir haben lange eine Erfolgsgeschichte geschrieben."
Der Rückzug aus der Nationalmannschaft kommt nicht überraschend, eher der Zeitpunkt so nah am EM-Knockout. Seit Jahren ist Kroos Gegenstand von öffentlichen Diskussionen. Ist seine Unantastbarkeit in der Nationalmannschaft gerechtfertigt oder nicht? Seine Kritiker werfen ihm vor, dass er das Spiel zu oft verschleppt, was ihm den Namen "Querpass-Toni" eingebracht hat. Seine Befürworter, zu denen Löw an vorderster Stelle gehört, loben derweil seine strategischen Fähigkeiten, seine Sicherheit am Ball und im Passspiel.
Ein Grund für seinen Rückzug dürfte auch sein, dass die Hierarchie im Team mit dem Trainerwechsel von Löw zu Hansi Flick neu geordnet wird. Im Mittelfeld-Zentrum, wo Kroos zu Hause ist, bewerben sich Joshua Kimmich und Leon Goretzka um tragende Rollen. Beide haben diese bereits beim FC Bayern inne. Flick hatte das Duo äußerst erfolgreich in München eingesetzt. Ein anderer Konkurrent ist nach wie vor İlkay Gündoğan. Doch auch der Star von Manchester City soll sich mit Gedanken um einen Rückzug aus dem DFB-Team beschäftigen. Tatsächlich hat er es bislang nur selten geschafft, seine herausragenden Fähigkeiten gewinnbringend für die Nationalmannschaft einzusetzen. Auch seine Stammposition dürfte unter Flick wackeln.
Quelle: ntv.de, tno