Homophobie von WM-Botschafter Watzke dachte bei Salman-Aussagen an "Fake"

Im ZDF-Interview sagt der WM-Botschafter Salman deutlich, was er von Homosexualität hält.

Im ZDF-Interview sagt der WM-Botschafter Salman deutlich, was er von Homosexualität hält.

(Foto: dpa)

Wenige Tage vor dem Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft empört ausgerechnet der WM-Botschafter mit extrem homophoben Äußerungen. Diese schlagen hohe Wellen, auch bei Hans-Joachim Watzke. Der BVB-Boss und DFB-Vize will dabei zunächst gar nicht glauben, was er hört.

Auch DFB-Vizepräsident und BVB-Boss Hans-Joachim Watzke hat mit großem Unverständnis auf die homophoben Äußerungen des katarischen WM-Botschafters Khalid Salman reagiert. "Ich habe das erst gar nicht geglaubt. So einen kompletten Schwachsinn zu verzapfen, das ist unglaublich. Ich habe ehrlich gedacht, das wäre ein Fake gewesen. Ich habe keine Fantasie gehabt dafür, dass jemand, der als WM-Botschafter fungiert, so etwas erzählt", sagte Watzke bei Bild TV.

Salman sagte in der ZDF-Dokumentation "Geheimsache Katar" vor laufenden Kameras in einem Interview, Homosexualität sei "haram" - im Islam verboten. Wer homosexuell sei, habe einen "geistigen Schaden". Das Interview wurde daraufhin von einem Offiziellen des Organisationskomitees abgebrochen. Salmans Aussage schlug international hohe Wellen bei Politik, Menschenrechtsorganisationen und LGBTQ-Organisationen.

Manuel Neuer sagte im ZDF-"Sportstudio" dazu: "Das ist eine absolute Entgleisung. Das stört mich, das ärgert mich, das ist inakzeptabel. Es ist traurig, dass so jemand WM-Botschafter ist." Der deutsche Nationaltorhüter und Kapitän erklärte, dass sein Team in Katar offensiv für seine Werte und die Wahrung der Menschenrechte eintreten werde. "Wir werden in enger Absprache mit dem DFB, der Mannschaft, dem Mannschaftsrat und den Verantwortlichen schauen, wie weit kann man gehen. Wir machen uns Gedanken und werden unsere Werte vertreten."

Positionieren, aber Team muss Fußball spielen

Das forderte auch Watzke. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) insgesamt müsse sich bei der WM im Wüstenstaat (20. November bis 18. Dezember) "vor Ort klar positionieren". Präsident Bernd Neuendorf "hat das auch schon getan und macht das sehr gut". Allerdings habe auch Bundestrainer Hansi Flick recht, wenn er darum bitte, dass sich die Nationalmannschaft vornehmlich auf das Sportliche konzentrieren dürfe.

"Wir müssen der Mannschaft die Möglichkeit geben, sich aufs Turnier zu konzentrieren. Wir fahren nach Katar, um Fußball zu spielen", sagte Watzke: "Wenn die Spieler sich darüber hinaus in der Lage fühlen, Stellung zu beziehen, sollen sie es machen. Wir müssen aber auch Respekt vor denen haben, die sagen: Lass uns mal klare Aufgabenteilung machen - der Verband und die Offiziellen sollen sich öffentlich positionieren."

Dennoch stünde beim DFB oder in der Nationalelf "niemand im Verdacht, diesen Wahnsinn zu unterstützen oder auch nur billigend hinzunehmen", betonte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund. Es sei aber im Lichte der Geschäfte in Wirtschaft und Politik mit Katar "ungerecht" zu sagen, der Fußball müsse alles lösen.

"Riesenenttäuschung" für Hummels

Mehr zum Thema

Watzke musste in den vergangenen Tagen auch trösten, Mats Hummels nämlich, der nicht für die WM nominiert wurde. Kritik an Flick sei aber nicht angebracht: "Es ist einfach die Entscheidung des Bundestrainers, die haben wir zu akzeptieren." Er habe auch in seiner Rolle als Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes lange mit Flick und Hummels über die Entscheidung gesprochen, den 33 Jahre alten Abwehrspieler nicht für das Turnier in Katar zu nominieren. Es sei aber das Privileg des Bundestrainers, solche personellen Beschlüsse zu treffen.

"Dass es für Mats eine Riesenenttäuschung ist, da müssen wir nicht drüber reden", sagte Watzke. Der Weltmeister von 2014 sei wegen seiner Nicht-Berücksichtigung "sehr angegriffen" gewesen. Am Tag darauf hatte der Innenverteidiger beim 2:4 in Mönchengladbach eine schwache Leistung geboten.

Quelle: ntv.de, ara/sid/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen