Fußball

So läuft der 32. Spieltag Aubameyang pokert, FC Bayern deutet

Wo liegt die Schmerzgrenze? Pierre-Emerick Aubameyang.

Wo liegt die Schmerzgrenze? Pierre-Emerick Aubameyang.

(Foto: imago/DeFodi)

Trostpreis oder Triumph? Beim FC Bayern bemühen sie sich um die Deutungshoheit, die Damstädter glauben, "eigentlich 0:18 verlieren" zu müssen. Der BVB streitet sich in der Bundesliga mit Hoffenheim, RB Leipzig steht vor dem Ziel.

Was macht der FC Bayern?

Die Münchner beschäftigen sich in erster Linie mit sich selbst. Was sollen sie auch tun vor diesem 32. Spieltag der Fußball-Bundesliga und vor dem Spiel gegen den SV Darmstadt 98 am Samstag (ab 15.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de), nachdem sie mit dem grotesken Sieg beim VfL Wolfsburg vor einer Woche ihre fünfte Deutsche Meisterschaft hintereinander eingefahren haben? Mats Hummels zum Beispiel hatte sich vor dem Viertelfinalaus in der Champions League gegen Real Madrid im Training am Sprunggelenk verletzt und hatte die jüngsten Spiele, darunter auch das verlorene Halbfinale im DFB-Pokal gegen Borussia Dortmund, angeschlagen bestritten. "Ich trage ein paar Sachen mit mir herum. Ich weiß noch nicht genau, wie die nächsten Tage für mich persönlich aussehen werden", sagte er dem klubeigenen Fernsehsender.

Er will Spaß: Thomas Müller.

Er will Spaß: Thomas Müller.

(Foto: imago/Bernd König)

Irgendwie gilt das für den ganzen Verein. Der FC Bayern ist zwar redlich bemüht, die Deutungshoheit über diese Saison zu erlangen und sie positiv zu interpretieren, aber die herrschende Lehrmeinung ist dennoch, dass der nie ernsthaft gefährdete Titelgewinn in der Bundesliga eher Trostpreis als Triumph ist. Wie dem auch sei, diese Spielzeit ist gelaufen, das Motto gibt Thomas Müller vor: "Wir wollen einfach nochmal Spaß haben. Wir haben noch zwei Heimspiele, in denen wir was für unsere Fans tun wollen und ihnen eine gute Show bieten möchten." Und das am vorletzten Spieltag die Partie bei den Rasenballsportlern ansteht, passt dem Offensivspieler nach einer auch für ihn eher mittelmäßigen Saison gut in den Kram: "Das einzige Auswärtsspiel ist dann zufällig gegen unseren Konkurrenten aus Leipzig, dem wir gerne zeigen würden, dass wir die Nummer 1 in Deutschland sind." Aber daran zweifelt ja eh niemand. Und was Hummels betrifft sagte Trainer Carlo Ancelotti nun am Tag vor dem Spiel: "Er hat gut trainiert, er ist fit."

Und die Darmstädter? Die haben zwar zuletzt dreimal gewonnen, werden am Ende aber dennoch absteigen. Ihr Trainer Torsten Frings sagt: "Es gibt immer wieder Wunder. Aber wir müssen uns nichts vormachen: Wir haben noch ein sehr, sehr schweres Programm vor uns." Ein Sieg beim FC Bayern, mit dem er als Spieler in der Saison 2004/2005 die Meisterschaft und den Pokal gewann, wäre "das größte Wunder überhaupt". Denn selbst wenn die Münchner sich ein wenig zurückhalten würden, "haben sie noch immer mehr PS als wir", erklärte Frings. "Wir werden uns aber nicht im Vorfeld ergeben." Auch Präsident Rüdiger Fritsch gibt sich wenig hoffnungsfroh: "Da treffen 25 Millionen auf weit über 300 Millionen", sagte er der "Welt". Da müssten wir eigentlich 0:18 verlieren." Und es ist nun einmal so: Sollten die Lilien verlieren oder remisieren, ist der Abstieg in die zweite Liga nach zwei Jahren Erstklassigkeit beschlossene Sache. Unser Tipp: 4:0.

Dortmund ist Favorit, Hoffenheim freut sich

Seit mehr als zwei Jahren, seit exakt 36 Heimspielen, hat die Dortmunder Borussia kein Bundesligaspiel mehr im Westfalenstadion verloren. Nun schaut am Samstagnachmittag die Turn- und Sportgemeinschaft Hoffenheim vorbei. Und nicht nur das. Die TSG will den dritten Platz in der Tabelle erfolgreich verteidigen und sich am Ende ohne Umwege die Qualifikation für die Champions League sichern. Das Spannende ist: Der BVB und sein Trainer Thomas Tuchel wollen auch direkt in die europäische Königsklasse, haben allerdings einen Zähler weniger auf dem Konto. Und nun? Sprechen alle von einem Endspiel. Und Tuchels Hoffenheimer Kollege Julian Nagelsmann macht seit einer Woche wenig anderes, als dem Gegner die Favoritenrolle aufzuschwatzen: "Es ist einfach so - Borussia Dortmund hat den größeren Druck, und das wissen sie auch." Er und sein Team seien da ganz entspannt: "Wir haben eine Chance, die nicht viele Teams bekommen. Ich habe keine Angst und spüre keinen Druck, sondern freue mich einfach. Und ich glaube, meiner Mannschaft geht es genauso." Da ist auch was dran, schließlich hatte der BVB Platz drei als oberstes Saisonziel ausgerufen, die Hoffenheimer ihrerseits waren in der vergangenen Spielzeit nur knapp dem Abstieg entgangen. "Wir fühlen uns bereit, sie zu schlagen", sagte Tuchel. Aber: "Selbst, wenn es uns gelingt, Hoffenheim zu schlagen, ist noch keine Vorentscheidung gefallen."

Wenn der BVB allerdings verlieren würde, könnte es eng werden, da die Hoffenheimer in diesem Fall vier Punkte Vorsprung hätten. Aber auch dann stehen noch zwei Partien an: Dortmund spielt erst beim FC Augsburg und dann zu Hause gegen Bremen. Die TSG tritt in Bremen und am letzten Spieltag in Sinsheim gegen Augsburg an. Bleibt die Frage, was mit Pierre-Emerick Aubameyang wird. Also: Was wird mit Pierre-Emerick Aubameyang? Das wissen wir auch nicht. Es hält sich aber seit dieser Woche das Gerücht, dass Paris St. Germain den mit 27 Treffern nach Münchens Robert Lewandowski besten Torschützen der Liga gerne haben würde und bereit sei, im Sommer sehr viel Geld zu bezahlen. Die "Bild"-Zeitung hatte gar berichtet, der Spieler und der Klub aus Frankreich hätten bereits miteinander gesprochen, eine Einigung läge in nicht allzu weiter Ferne. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sagte dazu: "Ich weiß nichts Konkretes, ich weiß alles nur aus den Medien. Da ich langjährige Erfahrungen habe, weiß ich, dass da nicht alles stimmt. Wir warten es einfach ab. Wenn Pierre-Emerick das Gefühl hat, dass er unbedingt weg möchte, wird er sicherlich das Gespräch mit uns suchen. Das ist aber bisher nicht passiert." Fest steht: Aubameyang hat beim BVB einen Vertrag unterschrieben, der bis 2020 gilt. Die Dortmunder können also bestimmen, ob er gehen darf - oder eben nicht. Aber wie das in solchen Fällen so ist, hängt nun viel an der Frage, wo für sie die Schmerzgrenze liegt: bei 70 Millionen Euro? Oder bei 80 Millionen? Klingt nach einer spannenden Partie Poker. Tipp: Er bleibt, der BVB gewinnt mit 2:1.

Was ist sonst noch so los?

1. FC Köln - SV Werder Bremen (Freitag, 20.30 Uhr):
Europapokaaal, Europapokaaal! Das ist der Traum beider Teams. Bremen absolvierte das bisher letzte seiner 177 internationalen Spiele im Dezember 2010, Kölns letzte von bisher 160 internationalen Partien war im September 1992. Mittlerweile halten die Bremer die besseren Karten in der Hand, will meinen: Sie stehen in der Tabelle auf Platz sechs und drei Punkte besser als der Effzeh. Gewönne der allerdings heute Abend in Müngersdorf, würde er dank besserer Tordifferenz wieder am SV Werder vorbeiziehen. Tipp: 1:1.
Borussia Mönchengladbach - FC Augsburg: Europapokal? Dort würden die Gladbacher, die punktgleich mit den Kölnern auf Platz neun stehen, demnächst auch gerne wieder spielen. Und so appelliert Sportdirektor Max Eberl: "Wir wollen versuchen, die Saison top zu beenden. Dazu brauchen wir in den letzten beiden Heimspielen die volle Unterstützung unserer Fans. Wir brauchen alle und jeden." Einige Anhänger sind sauer, weil eine Putzkolonne vor dem verlorenen Pokal-Halbfinale gegen Frankfurt eine Choreographie zerstört hatte, und hatten angekündigt, dem Team die Unterstützung zu verweigern. Und die Augsburger? Abstiegskampf! Tipp: 2:1.
Eintracht Frankfurt - VfL Wolfsburg: Apropos Abstiegskampf: Die Wolfsburger haben noch zwei Punkte weniger als die Augsburger auf dem Konto. In Frankfurt müssen sie ohne ihren Kapitän Luiz Gustavo antreten, der beim desaströsen 0:6 gegen den FC Bayern durchgeknallt war. Apropos durchgeknallt: Am Dienstag rastete dann Abwehrspieler Philipp Wollscheid aus, weil er mit einer Abseitsentscheidung des Ko-Trainers Freddie Ljungberg in einem Trainingsspielchen nicht einverstanden war. "Fickt euch doch alle! Fuck off! Leckt mich doch am Arsch alle!", soll er gerufen haben. Trainer Andries Jonker sagt: "Ich bin sehr gespannt, wie meine Mannschaft spielen wird." Wir sind das auch. Tipp: 1:0.
FC Ingolstadt - Bayer 04 Leverkusen (alle Samstag, 15.30 Uhr): Als Vorletzter der Tabelle hat der FC Ingolstadt bereits vier Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz. Egal. "Wir freuen uns riesig auf dieses Spiel und sind total heiß", sagte Trainer Maik Walpurgis. Weniger optimistisch sind sie da in Leverkusen mit ihren drei Punkten Vorsprung auf den drittletzten Rang: "Es geht um die Existenz", sagte Sportchef Völler der Funke Mediengruppe. "Wir reden von Abstiegskampf. Der Druck ist natürlich enorm. Aber dem stellen wir uns. Verstecken gilt nicht." Tipp: 2:1.
Hamburger SV - FSV Mainz (Sonntag, 15.30 Uhr): Willkommen im Krisencamp: Die Relegationsspezialisten des HSV stehen wieder auf ihrem angestammten Platz und sind vor dem Duell mit den punktgleichen Mainzern in ein Trainingslager gefahren - ins Landhaus Wachtelhof nach Rotenburg. "Wir wollen uns gemeinsam auf die schwierige Aufgabe am Sonntag fokussieren und alles andere ausblenden", sagt Sportchef Jens Todt. Und Trainer Markus Gisdol behauptet: "Noch sind wir da, müssen uns aber absolut zusammenreißen." Tipp: 1:0.
SC Freiburg - FC Schalke 04 (Sonntag, 17.30 Uhr): Auf Schalke wissen sie jetzt, warum es in dieser Saison nicht so läuft. "In der Defensive haben wir ganz gut agiert, aber ohne jetzt den Spielern zu nahe zu treten: Unser Problem der vielen Höhen und Tiefen hängt nach meiner Ansicht damit zusammen, dass uns Minimum zehn, zwölf Tore von Offensiv-Spielern fehlen", hatte Trainer Markus Weinzierl der "Sportbild" erzählt. Und Freiburg? Europapokaaal, Europapokaaal! Tipp: 1:2.

Der n-tv.de-Geheimtipp

Hertha BSC - RB Leipzig (Samstag, 18.30 Uhr): Trotz ihrer eklatanten Auswärtsschwäche stehen die Berliner immer noch auf Rang fünf der Tabelle, was sie ihrer enormen Heimstärke zu verdanken haben. Erklären kann das keiner, es ist nun einmal so, dass die Hertha im Olympiastadion zwölf von 15 Spielen gewonnen hat, während sie in der Fremde elf von 16 verlor. Ihr Problem auf dem anvisierten Weg in die Europaliga könnte nun sein, dass nun mit den Rasenballsportlern aus Leipzig die zweitbeste Auswärtsmannschaft der Liga zu Gast ist. Und das Team von Trainer Ralph Hasenhüttl kann mit einem Sieg ihr Ziel erreichen und sich für die Champions League qualifizieren. Berlins Manager Michael Preetz hat aber ganz andere Sorgen. Er will partout ein guter Gastgeber sein. "Wir wollen eine sportliche Auseinandersetzung mit Leipzig haben. Nur darum geht es uns." Warum sagt er das? Nach dem Hinspiel im Dezember hatte sich der Manager von einem "widerlichen Banner" distanziert, mit dem sich Hertha-Anhänger auf eine Burnout-Erkrankung des Leipziger Sportdirektors Ralf Rangnick bezogen hatten. "Wir suchen eine sportliche Antwort gegen einen Gegner, der eine fantastische Saison gespielt hat." Tipp: 0:2.

Wer spielt das beste Phrasenschach?

"Carlo wird gerade dargestellt als einer der blindesten Trainer in der Bundesliga - und ist trotzdem Meister geworden." Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann steht seinem Kollegen Carlo Ancelotti bei, der mit dem FC Bayern just Deutscher Meister geworden ist.

Quelle: ntv.de

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