Fußball

Ärger beim VfL Osnabrück Aufstiegsheld Schweinsteiger fliegt raus

Schweinsteiger hatte erst im März für mehrere Jahre verlängert.

Schweinsteiger hatte erst im März für mehrere Jahre verlängert.

(Foto: IMAGO/Jan Huebner)

In der Vorsaison führt Tobias Schweinsteiger den VfL Osnabrück sensationell aus dem Abstiegskampf zum Aufstieg in die 2. Bundesliga. Nach 13 Spieltagen setzt der Traditionsklub seinen Trainer vor die Tür. Die Fans der Lila-Weißen reagieren mit Wut und Unverständnis.

Trotz des Sturzes auf den letzten Tabellenplatz und nur einem Sieg in 13 Spielen kommt die Trennung des Fußball-Zweitligisten VfL Osnabrück von seinem Trainer Tobias Schweinsteiger einigermaßen überraschend. "Nach eingehender Analyse der Entwicklung, den letzten Ergebnissen und zahlreichen internen Gesprächen, stand der gemeinsame Entschluss fest, der Mannschaft auf der Position des Cheftrainers einen neuen Impuls geben zu müssen", hieß es in einer Mitteilung des Vereins. Dabei schien Schweinsteiger auch dank seiner Verdienste als Aufstiegstrainer bisweilen unantastbar. Die nützten ihm nun jedoch nichts mehr.

Vorerst betreuen die bisherigen Co-Trainer Martin Heck und Tim Danneberg das Team des Tabellenletzten. Wer langfristig die Nachfolge Schweinsteigers antritt, ist offen. Kandidaten sind bislang nicht bekannt. Osnabrück ist in der 2. Liga seit sechs Spielen sieglos, nach dem 2:3 zuletzt bei Eintracht Braunschweig rutschte der Klub auf Platz 18 ab.

Schweinsteiger bat darum, sich von der Mannschaft persönlich verabschieden zu können. Zudem sprach er in einer Videobotschaft an die Fans. "Ich möchte mich bei allen für das Vertrauen in den letzten 15 Monaten bedanken. Wir haben gemeinsam unglaubliche Erfolge gefeiert. Aber leider konnten wir die Erwartung aller nach der Rückkehr in die 2. Bundesliga nicht erfüllen", sagte er. Die Social-Media-Abteilung scheint darum bemüht, Schweinsteigers Verdienste herauszustellen. Bilder der Aufstiegsfeier werden mit den Worten "Danke Tobi" versehen, ein weiterer Post dreht sich um dessen enge Verbindung nach Osnabrück und zeigt das Bild, das den jubelnden Schweinsteiger auf der Außenwand seines Stammlokals zeigt.

Unter den entsprechenden Beiträgen des VfL in diversen sozialen Netzwerken drücken Fans ihr Unverständnis über die Entscheidung aus. "Der Trainer wurde Opfer seines Erfolgs", heißt es dort mit Blick darauf, dass der Druck bei einer weiteren Drittligasaison vermutlich weitaus geringer ausgefallen wäre. Von einem "Armutszeugnis für den VfL" ist die Rede, ein anderer findet die Entscheidung "nicht nachvollziehbar". Vielfach wird auch gefordert, lieber mit Schweinsteiger abzusteigen und etwas Langfristiges aufzubauen.

Auch Sportdirektor Shapourzadeh unter Beobachtung

Der 41 Jahre alte Bruder von Weltmeister Bastian Schweinsteiger hatte Ende August 2022 die Mannschaft in der 3. Liga übernommen und sie aus dem Abstiegskampf bis in die 2. Bundesliga geführt. In einem dramatischen Saisonfinale gelangen den Osnabrückern in den letzten Minuten des letzten Spieltags die entscheidenden Treffer zum 2:1-Sieg gegen Borussia Dortmund II. Die Phrase "90+6", der Zeitpunkt des Siegtores, ist seitdem geflügeltes Wort in der Hasestadt - und als Tattoo auf vielen Körpern verewigt. Auch auf dem von Schweinsteiger.

"Tobias hat uns vor rund einem Jahr in einer prekären Situation in der 3. Liga übernommen. Sein Anteil an einer unglaublich erfolgreichen Rückserie und dem Aufstieg in die 2. Bundesliga ist wahnsinnig groß", würdigte VfL-Geschäftsführer Michael Welling die Arbeit des bisherigen Trainers - und "seine herzliche und offene Art als Mensch".

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All das bewahrte den auch bei den Fans überaus geschätzten Trainer dennoch nicht vor der Entlassung. In der laufenden Zweitliga-Saison holten die Osnabrücker in bislang 13 Spielen nur einen Sieg (2:1 gegen den Hamburger SV). Am vergangenen Samstag hatte der Aufsteiger das Kellerduell in Braunschweig verloren. Mit 31 Toren kassierte der VfL die meisten Gegentore und erzielte nur 14 Treffer, die zweitwenigsten aller 18 Zweitligisten.

Neben der Trennung von Schweinsteiger will sich der Verein auch in der sportlichen Leitung neu ausrichten. Der Beirat des Klubs will zum Sportdirektor zukünftig wieder einen Geschäftsführer Sport verpflichten, der die Gesamtverantwortung für den sportlichen Bereich tragen soll. Denn in den Fokus der Kritik war zuletzt vor allem Sportdirektor Amir Shapourzadeh geraten, der die Abgänge von Schlüsselspielern wie Mittelfeldmotor Sven Köhler, Topscorer Chance Simakala und dem in Osnabrück geborenen Außenverteidiger Omar Traoré nicht mit Neuzugängen kompensieren konnte.

Quelle: ntv.de, tsi/dpa/sid

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