Nur noch personalisierte Tickets Barça zieht Konsequenz aus Frankfurts Fan-Macht
16.04.2022, 11:59 Uhr
Alles weiß - Frankfurt-Fans hatten das Stadion übernommen.
(Foto: IMAGO/NurPhoto)
Etwa 30.000 Fans feuern ihre Frankfurter Eintracht in der Europa League beim FC Barcelona an. Der katalanische Klub verliert und fühlt sich um seinen Heimvorteil betrogen. Neben Entschuldigungen gibt es drastische Konsequenzen für alle Ticketkäufer.
Angesichts des Riesenärgers in Spanien über Zehntausende Frankfurt-Fans im Camp Nou beim 2:3 des FC Barcelona will der Klub bei internationalen Spielen nur noch personalisierte Tickets verkaufen. Das kündigte Klubpräsident Joan Laporta im katalanischen Fernsehsender TV3 an.
Am Donnerstagabend hatten rund 30.000 deutsche Fans im Camp Nou die Eintracht angefeuert, obwohl der FC Barcelona nach eigenen Angaben nur 5000 Tickets für das Viertelfinal-Rückspiel in der Europa League an Deutsche verkauft hatte. Eine Analyse hätte ergeben, dass weitere 37.746 Tickets an Dauerkarteninhaber sowie 34.440 an die Öffentlichkeit verkauft worden seien, sagte Laporta. Er wolle nun überprüfen, wieso deutlich mehr Tickets an Frankfurter gingen als geplant. Die Personalisierung der Tickets treffe zwar alle Fans, "aber wir wollen nicht, dass so etwas in diesem Stadion noch einmal passiert".
Die anderen Eintrittskarten, mit denen Frankfurt-Fans ins Stadion kamen, müssten aus Wiederverkäufen oder von Reisebüros stammen, schrieben spanische Medien. Sie sprachen von einer "Invasion" deutscher Fans.
"Das war enttäuschend"
Laporta hatte sich zuvor bei der Mannschaft und den Barça-Fans entschuldigt. "Ich schäme und entschuldige mich. Das wird nie wieder passieren. Wir haben Informationen darüber, was passiert ist. Es ist empörend und beschämend. Wir werden handeln und das erklären", zitierten ihn spanische Medien.
"Wenn wir zu Hause spielen, kann das nicht passieren", sagte er. Der frühere Profi verglich die Situation mit einem Finale, in dem die eine Hälfte des Stadions für die eine, die andere Hälfte für die andere Mannschaft sei. "Das war enttäuschend", sagte er. Frankfurt habe sich "wie zu Hause gefühlt", sagte der 42-jährige Xavi nach der Niederlage: "Natürlich hat das nicht geholfen. Das ist ein Planungsfehler."
Frankfurts Vorstandsmitglied Axel Hellmann dagegen verteidigte die Verantwortlichen bei Barcelona. "Da trifft den FC Barcelona gar keine Schuld", sagte er: "Unsere Fans sind am kreativsten, sich auf allen Wegen Tickets zu besorgen. Das war so und wird immer so sein."
Angesichts der überraschend starken deutschen Fan-Präsenz hatten einige Barça-Anhänger aus Protest während des Spiels sogar für zehn Minuten ihre Plätze verlassen. Andere beschwerten sich, Deutsche hätten im Stadion Bier getrunken und geraucht, was verboten ist. Auch seien die Fangruppen nicht wie vorgeschrieben voneinander getrennt gewesen.
Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid