Fußball

Kimmichs Tritt gegen Sancho "Bei Rot hätte ich richtig getobt"

Joshua Kimmich ist sich keiner Schuld bewusst.

Joshua Kimmich ist sich keiner Schuld bewusst.

(Foto: imago images / MIS)

Der FC Bayern vergeigt den ersten offiziellen Titel der neuen Saison - und Joshua Kimmich hat Glück, dass er im Supercup gegen Borussia Dortmund nicht vom Feld fliegt. Stattdessen wundert sich der Verteidiger noch über Gelb nach seinem Tritt gegen Jadon Sancho.

Und mal wieder kommt der Fußball zu Jadon Sancho. An der linken Außenlinie will der junge Dortmunder nach einem Zuspiel seines Teamkollegen Nico Schulz direkt Tempo aufnehmen, mit seinem Wackler aber bleibt er am routiniert verteidigenden Joshua Kimmich hängen. Bevor der Ball ins Aus springt, berührt er nochmal Sanchos Bein.

Kimmich tritt, Sancho liegt.

Kimmich tritt, Sancho liegt.

(Foto: imago images / Horstmüller)

Einwurf für den FC Bayern, entscheidet Schiedsrichter Daniel Siebert. Die Dortmunder werten diese Szene anders, Coach Lucien Favre hebt fassungslos die Arme. Einen erneuten Kontakt seines Flügelstürmers hat er nicht erkannt. Sancho selbst wohl auch nicht. Er trabt im besten Wissen des Besitzrechts zum Ball - und krümmt sich eine zeitliche Winzigkeit später am Boden. Direkt neben der Bank der Borussia.

Joshua Kimmich ist in diesem Moment ebenfalls zum Ball gelaufen. Er will das Spiel schnell machen, will seine Münchener weiter antreiben. Die liegen an diesem Samstagabend in dieser 76. Minute mit 0:2 (so ging's auch zu Ende) im Supercup hinten. Vor 81.365 Zuschauern im ausverkauften Signal-Iduna-Park sind sie von Paco Alcacer (48.) und Sancho (69.) höchst effizient nach höchst ungewöhnlichen Fehlern ausgekontert worden.

Aber Kimmichs Plan wird rüde ausgebremst, weil er rüde ausgeteilt hatte. Mit der offenen Sohle ist er auf Sanchos Knöchel getreten. Der junge Engländer windet sich vor Schmerzen, wird Minuten später leicht humpelnd ausgewechselt. Kimmich sieht Gelb - und ist darüber maximal erregt. Das teilt er dem Schiedsrichter auch mit.

"Es war auf jeden Fall keine Absicht"

"Ich habe mich noch im Spiel beschwert", erklärte Kimmich später in den Katakomben des Dortmunder Stadions. Schuldgefühle? Nein. Die Szene selbst hatte er noch nicht in der Wiederholung gesehen, wohl aber gehört, dass von vielen Seiten gar ein Platzverweis gefordert worden war. Dafür hatte der 24-Jährige indes kein Verständnis. "Ich wollte den Ball mit der Sohle herholen. Wir hatten Einwurf, und ich wollte das Spiel schnell machen. In diesem Moment stellt Sancho sein Bein davor, ich treffe ihn mit der Sohle. Das sah vielleicht schlimm aus, aber es war auf jeden Fall keine Absicht", erklärte er. "Wenn ich Rot bekommen hätte, hätte ich richtig getobt. Ich hatte ja nicht die Intention ihn zu verletzen."

Womöglich war das der Grund, warum es Schiedsrichter Siebert auch nach Rücksprache mit seinem Videokollegen bei der Verwarnungskarte beließ. Für unsere Schiedsrichterexperten von "Collinas Erben" eine Fehleinschätzung. Noch während des Spiels twitterten sie: "War für mich eindeutig eine Rote Karte." Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer ließ über die "Bild"-Zeitung mitteilen, dass es gar "dunkelrot" (Anmerk. d. Red.: die gibt’s auch nach den üppigen Regeländerungen zur neuen Saison nicht) hätte geben müssen.

Trainer Niko Kovac erklärte im ZDF, dass er die Szene nicht gesehen habe und sie daher nicht bewerten wolle. Allerdings betonte er, dass Kimmich ein Spieler sei, "der so etwas mit Sicherheit nicht mit Absicht machen würde".

Tatsächlich ist Kimmich in seiner Karriere erst ein einziges Mal vom Platz geflogen: Am 3. März 2013, am 19. Spieltag der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest. Beim 2:1-Erfolg seines VfB Stuttgart gegen den FC Augsburg sah er nach 60 Minuten Rot. Wegen Beleidigung.

Quelle: ntv.de

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