
Nübel ist in Monaco heftiger Kritik ausgesetzt. Daran wird das Aus in der Champions League nichts ändern.
(Foto: imago images/Vitalii Kliuiev)
Das war's mit der Champions League: Für Trainer Niko Kovac gibt es nach dem Liga-Fehlstart den nächsten Dämpfer. Die AS Monaco dominiert die Playoff-Partie gegen Donezk, Kevin Volland vergibt aber mehrere Hochkaräter. Für Torwart Alexander Nübel ist das eine besonders schlechte Nachricht.
Was für eine bittere Pleite: Kevin Volland und Alexander Nübel haben mit der AS Monaco unter Trainer Niko Kovac die Gruppenphase der Champions League verpasst. Und die beiden deutschen Spieler waren maßgeblich daran beteiligt.
Schachtjor Donezk: Pyatov - Dodo, Viato (Kryvtsov, 101.), Marlon, Matvilienko (Ismaily, 46.) - Maycon, Alan Patrick, Tete (Marlos, 66.), Marcos Antonio (Stepanenko, 86.), Solomon ( Mudryk, 82.) - Traoré - Trainer: de Zerbi
AS Monaco: Nübel - Sidibé (Aguilar, 99.), Maripan, Badiashile, Caio Henrique (Jakobs, 117.) - Fofana, Tchouameni (Disasi, 117.), Gelson Martins (Lucas, 71.), Volland, Golovin (Isidor, 76.) - Ben Yedder (Diop, 76.) - Trainer: Kovac
Schiedsrichter: Taylor (England)
Tore: 0:1 (18., Yedder), 0:2 (39., Yedder), 1:2 (74., Marlos), 2:2 (116., Aguilar, ET)
Das Playoff-Rückspiel gegen Schachtjor Donezk hätte nicht dramatischer enden können. Auswärts in der Ukraine kam das Team nicht über ein 2:2 in der Verlängerung hinaus und schied nach der 0:1-Niederlage, bei der Nübel wegen Magenproblemen gefehlt hatte, aus dem Hinspiel aus. "Wir haben eine große Chance verpasst", sagte der frühere Bayern-Coach Kovac maßlos enttäuscht.
Tragisch: Nach 90 Minuten hatte es 2:1 (2:0) gestanden. Doch seit der laufenden Saison wird in den europäischen Vereinswettbewerben die Auswärtstor-Regel nicht mehr angewendet. Mit Anwendung der alten Regel hätte es für Monaco für die Qualifikation gereicht.
Doch dieser Regel hätte es gar nicht bedurft, wenn Monaco nur ein paar seiner allerbesten Chancen auch genutzt hätte. Denn das sich Monaco anders präsentieren wollte als im Hinspiel - und in der Liga - wurde von Beginn an deutlich. Kovac pushte seine Mannschaft von der Seitenlinie, die spielte offensiv nach vorn. Schon nach 39 Minuten stand es 2:0 für das Kovac-Team. Wissam Ben Yedder (18./39.) hatte mit einem Doppelpack das Ergebnis aus dem Hinspiel gedreht. Das erste Tor hatte Nationalspieler Volland quasi vorbereitet, seinen Schuss konnte Donezk-Keeper Andrey Pyatov noch abklatschen lassen, allerdings direkt in den Lauf von Ben Yedder.
Für Volland wurde es zum Ende der regulären Spielzeit dann ganz tragisch. Einen Konter spielte Wilson Isidor in den Lauf von Volland, der legte sich den Ball etwas zu weit nach links, konnte nur noch im Fallen schießen - der Ball flog über das Tor hinaus. Der frühere Leverkusener schrie seinen Frust in den ukrainischen Nachthimmel hinaus - blieb aber engagiert. Nur wenige Minuten später - es lief bereits die Nachspielzeit - hatte der 29-Jährige erneut den Siegtreffer auf dem Fuß. Von rechts kam der Ball in den Strafraum, Donezk-Verteidiger Malon Volland aber blieb aus kürzester Distanz an den Verteidigern hängen. "Le Figaro" schrieb entsprechend bedeutungsvoll von Vollands "zahlreichen Fehlschüssen, die viel kosten" und kategorisierte ihn in ihre Aufzählung der Flops ein. Die Zeitung unterstellte ihm, nach dem Ausscheiden "noch eine Weile" darüber nachdenken zu müssen.
Nübel, der Hauptschuldige?
Doch noch war ja trotz Vollands Fehlschüssen was drin - in der Verlängerung: Und in dieser stand dann der zweite Deutsche im Mittelpunkt der abgewatschten Monegassen. In Folge eines Konters aus der eigenen Hälfte trieb Fernando den Ball vorwärts und passte zu Mykhaylo Mudryk. Der wollte in der 114. Minute von links in den Strafraum querlegen, schoss dabei ganz kurios die Fußspitze von Monacos Verteidiger Ruben Aguilar an und der Ball fiel über Nübel hinweg ins Tor. Wild, bizarr und völlig unglaublich. Donezk-Trainer Roberto de Zerbi flippte völlig aus, rannte wie entfesselt seinen Ersatzspielern in die Arme. Das ganze Team versammelte sich zur kollektiven Jubeltraube an der Bank. Aguilar sank dagegen in sich zusammen, schlug die Hände vors Gesicht.
Der überraschte Nübel konnte nach dem unglücklich abgefälschten Schuss seines Teamkollegen nichts mehr ausrichten, war schuldlos am bitteren Gegentreffer. Doch auch dieses Pech passt derzeit in die Erzählung über den 24-Jährigen bei Monaco. Eigentlich sollte seine Leihe weg vom FC Bayern einen Neuanfang darstellen. Weg vom Platz auf der Bank, von nicht erfüllten Erwartungen, vom Gerede in Deutschland. Doch nun läuft es auch in Monaco so gar nicht. Nach drei Spielen hat die AS erst einen Punkt, ist Vorletzter in der Tabelle. Dabei hat der Vorjahresdritte gegen Lens, Nantes und Lorient gespielt - kein Topteam dabei.
In den französischen Medien wird Nübel als Hauptschuldiger für den Fehlstart ausgemacht. Frisch von Kovac zum Stammkeeper gemacht, hat er bislang in keiner Partie zu Null gespielt. Nach der letzten 0:2-Pleite gegen Lens betitelte "Le Figaro" den Keeper gar zum "Flop des Spiels". Man habe deutlich mehr Rückhalt vom neuen Torhüter erwartet, hieß es. Nübel hatte zunächst noch Glück, dass ein Ball nach seinem Abspielfehler knapp am Tor vorbeigegangen war. Wenig später ließ er den Ball durch seine Arme rutschen, der kullerte über die Linie, das 0:1 gegen den verdutzten Keeper. Auch wenn ihm beim zweiten Tor keine Schuld traf, nannte ihn "Le Dauphiné" "uninspiriert", "L'Equipe" bewerte Nübels Leistung mit nur zwei von zehn möglichen Punkten.
Es ist ganz und gar nicht das, was sich Nübel vor seinem Wechsel zu Monaco erhofft hatte. "Ich bin froh, bei der AS Monaco den nächsten Schritt meiner Entwicklung machen zu können", hatte der Keeper bei seiner Vorstellung gesagt: "Es ist wichtig, auf hohem Niveau zu spielen, und diese Möglichkeit habe ich nun in Monaco." Doch der Fehlstart machte ihm einen Strich durch seine Pläne. Er spielt zwar, das Niveau allerdings ist eher mau, der erhoffte Entwicklungsschritt deutet sich noch nicht an.
Freilich, Spielpraxis kann er in Monaco sammeln, diese war ihm beim FC Bayern verwehrt worden. Schließlich kam er nicht an Neuer vorbei. Ex-Trainer Hansi Flick hatte deutlich gesagt: "Ich entscheide, wer spielt." Ein Satz, den wohl Neu-Trainer Julian Nagelsmann nur wiederholt hätte. Trotz angeblicher Einsatzgarantie von zehn Spielen pro Saison im bis 2025 laufenden Vertrag.
Mindestens eine Saison ist Nübel nun weg aus München. Argumente sammeln, warum er den Nationaltorhüter verdrängen sollte, konnte er aber noch nicht. In der Liga muss nun dringend die Kehrtwende her - sonst steht auch Trainer Kovac schon bald im Mittelpunkt der Kritik. Für seine Mannschaft geht es zudem nun immerhin in der Europa League weiter.
Quelle: ntv.de