Fußball

Ende eines Fifa-Patriarchats Blatter befindet sich im freien Fall

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Joseph Blatter kann den Fifa-Skandal nicht mehr weglächeln.

(Foto: dpa)

Lange Zeit versucht Fifa-Präsident Joseph Blatter sein Gesicht trotz des Korruptionsskandals beim Fußball-Weltverband zu wahren. Dieses Schauspiel hat nun ein Ende. Die Ethikkommission verhängt eine Sperre gegen ihren Boss. Der ewige Fifa-Patriarch fällt.

Mehr als 40 Jahre lang lief das "System Blatter" wie geschmiert - und kurz vor dem Ende hat es den Fifa-Präsidenten doch noch zu Fall gebracht. Die Suspendierung durch die rechtsprechende Kammer der Ethikkommission für 90 Tage sowie die zuvor bereits erfolgten strafrechtlichen Ermittlungen gegen Joseph S. Blatter, den "ewigen" Präsidenten des Weltverbandes, sind die Tiefpunkte eines schleichenden Abschieds. Diesen hatte der Schweizer in seiner Hybris selbst nie für möglich gehalten.

"Weil ich die Fifa und den Fußball liebe" - mit diesen Worten hatte der 79-Jährige am 2. Juni seinen Rücktritt angekündigt und sein Amt betont großmütig zur Verfügung gestellt. Ein Nachfolger sollte am 26. Februar 2016 gewählt werden. Blatter wollte am Ende als Retter abtreten, als der, der die Fifa doch noch reformieren kann. Die Pressemitteilung der Schweizer Bundesanwaltschaft mit der Überschrift "Strafverfahren gegen Fifa-Präsident eröffnet" und die Suspendierung durch die Ethikkommission machten dies unmöglich.

Stimmen verstummen nicht

Beim Fifa-Kongress im März in Zürich hatte Blatter, der seit 1975 im Verband arbeitet, seit 1998 als Präsident, noch viele Freunde. Weit mehr als die absolute Mehrheit der 209 Verbände hatte ihm das Vertrauen ausgesprochen, nach der Wahl gab es warmen Applaus. Krise? Welche Krise? Das scheint eine Ewigkeit her. Der mächtige Strippenzieher aus dem Wallis war bis dahin immer ein Stehaufmännchen, das scheinbar keine noch so große Krise umhauen konnte. Dann kamen die Einschläge näher.

Die Festnahmen von sieben Fifa-Funktionären, die weitreichenden Ermittlungen der Justizbehörden und immer lauter werdende Rücktrittsforderungen perlten noch am allmächtigen Verbandsboss ab. Seine Devise, die immer lauter werdenden Gegenstimmen durch Schweigen und Ignoranz verstummen zu lassen, funktionierte aber dieses Mal nicht.

Blatter wandelt auf schmalen Grad

Immer ist Blatter in seinen über 40 Jahren im Weltfußball größtenteils weit, weit oben an der Spitze gewesen. Kaum einer wandelte so kunstvoll auf dem schmalen Grat zwischen Verachtung und Bewunderung, zwischen Himmel und Hölle. Verglichen wurde er mal mit Jesus Christus, mal mit dem Teufel höchstpersönlich. "Es gibt jene, die erzählen, die Fifa sei nur ein Haufen von Verschwörern und Betrügern, der niemanden Rechenschaft schuldig ist und so mächtig ist, dass niemand widerstehen kann", sagte Blatter einst - und widersprach vehement.

Als Blatter 1975 als Direktor der Entwicklungsprogramme zur Fifa kam, hatte er ein klares Ziel, das hatte er immer. Der einstige Student der Handels- und Volkswirtschaftswissenschaft war ehrgeizig, er stieg bereits 1981 zum Generalsekretär auf. 17 Jahre später gewann er gegen den europäischen Kandidaten Lennart Johansson, damals Uefa-Boss, die Wahl zum Fifa-Präsidenten. Schon damals sah sich Blatter Bestechungsvorwürfen ausgesetzt.

Beim ISL-Skandal ging auch nicht alles mit rechten Dingen zu - Blatter hatte zwar Kenntnis über Zahlungen, konnte aber nicht belangt werden. Es folgte schließlich die doppelte WM-Vergabe an Russland und Katar im Jahr 2010. Seitdem steht er mehr denn je im Kreuzfeuer, die Kritiker ätzten. Blatter hielt stand, nachgewiesen wurde ihm ein Fehlverhalten nie. Am Ende stand jedoch die Suspendierung durch die Fifa-Ethikkommission - das Denkmal Joseph "Sepp" Blatter ist endgültig gestürzt.

Quelle: ntv.de, Jan Mies, sid

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