Fußball

Weil Köln flucht und dann jubelt Bremen steigt erstmals seit 1980 aus der Bundesliga ab

Beim ersten Abstieg kam Werder nach einem Jahr Zweitklassigkeit zurück. Das wird auch diesmal das Ziel sein.

Beim ersten Abstieg kam Werder nach einem Jahr Zweitklassigkeit zurück. Das wird auch diesmal das Ziel sein.

(Foto: imago images/Nordphoto)

Der SV Werder Bremen ist der Verlierer des letzten Spieltags der Fußball-Bundesliga. Die Grün-Weißen steigen zum zweiten Mal ab, während der 1. FC Köln sich nach einem Zitterspiel in die Relegation rettet. Arminia Bielefeld entledigt sich früh aller Abstiegssorgen.

Werder Bremen - Borussia Mönchengladbach 2:4 (0:1)

Die Fans von Werder Bremen weinen bittere Abstiegstränen: Das Bundesliga-Gründungsmitglied muss zum zweiten Mal nach 1980 den Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Der Wechsel zu Interimstrainer Thomas Schaaf verpuffte völlig, die teils desolaten Hanseaten verloren am 34. Spieltag mit 2:4 (0:1) gegen Borussia Mönchengladbach und stürzten am Ende eines monatelangen Negativlaufs noch auf einen direkten Abstiegsplatz ab. Die höchste deutsche Spielklasse verliert einen weiteren ruhmreichen Traditionsklub. Gladbach verpasste unter dem scheidenden Coach Marco Rose einen Platz in der Conference League und musste eine weitere Enttäuschung verkraften.

Schon der erste echte Angriff brachte einen schweren Rückschlag für Werder (3.). Lars Stindl vollendete eine Kombination der Gäste zum Führungstreffer, die Bremer verhielten sich dabei viel zu passiv. Kurz nach dem Wechsel erhöhte Marcus Thuram auf 2:0 für die Borussia (52.), bevor auch noch Rami Bensebaini (58.) und Florian Neuhaus (67.) gegen nun desolate Hausherren nachlegten. Milot Rashica (81.) nach Videobeweis und Niclas Füllkrug (83.) gelangen die Ehrentore für die Norddeutschen.

Nach dem Schock des frühen Rückstandes erkannte der 60-Jährige 2934 Tage nach seinem bis dato letzten Spiel als Werder-Coach kämpferische Elemente seines Teams, aber die Borussia wirkte deutlich strukturierter. Dennoch hätte Davie Selke in der 19. Minute nach perfekter Vorarbeit von Josh Sargent treffen müssen, doch der Angreifer scheiterte völlig freistehend aus kurzer Distanz am starke Yann Sommer im Gladbach-Tor.

Werder war jetzt etwas besser drin und legte in seiner Rautenformation, die Schaaf wie in erfolgreicheren Zeiten gewählt hatte, durchaus den Vorwärtsgang ein. Präziser blieben aber die Gladbacher, die durch den auffälligen Stefan Lainer per Kopf die Chance zum 2:0 besaßen (40.). Jiri Pavlenka im Werder-Tor reagierte stark. Angefeuert von 100 Klub-Mitarbeitern kamen die Gastgeber mit frischem Elan aus der Kabine, doch der erneute schnelle Gegentreffer war ein echter Wirkungstreffer. Und Werder, nun völlig neben der Spur, blieb schnell nur noch die Hoffnung auf Patzer der Konkurrenz.

1. FC Köln - FC Schalke 04 1:0 (0:0)

Der 1. FC Köln hat sich dank einer Energieleistung und Schützenhilfe doch noch den Relegationsplatz gesichert. Das 1:0 (0:0) gegen Schalke 04 genügte, um vom vorletzten auf den 16. Platz zu springen, weil Werder Bremen ausgerechnet gegen den großen Kölner Rivalen Borussia Mönchengladbach verlor. Sebastiaan Bornauw (86.) sorgte mit seinem Treffer für den so dringend benötigten Sieg. Friedhelm Funkel, der Mitte April als Nachfolger von Trainer Markus Gisdol geholt worden war, kann seine Rettermission damit in der Relegation womöglich noch erfolgreich abschließen. Dort geht es am Mittwoch (18.30 Uhr) und Samstag (18.00 Uhr) gegen den Dritten der 2. Bundesliga.

Grenzenlose Freude.

Grenzenlose Freude.

(Foto: Pool via REUTERS)

Ein Abstieg, es wäre der siebte, hätte angesichts finanzieller Engpässe weitreichende Folgen. So aber herrscht die Hoffnung, die Klasse im Nachsitzen zu halten. Köln war extrem motiviert und zuversichtlich in dieses Finale gegangen. Und tatsächlich übernahm der FC von Beginn an die Kontrolle, setzte den Gegner früh unter Druck und erzwang einige Ballverluste. Bis zum ersten Abschluss durch Salih Özcan (16.) dauerte es allerdings eine knappe Viertelstunde. Dies lag auch daran, dass Schalkes Verteidigung mit Shkodran Mustafi und Salif Sane zunächst sicher stand.

Bei Schalke stand Mark Uth derweil nicht im Kader. "Zum Schutz des Spielers und des Vereins", wie S04 vor dem Spiel mitteilte. Uth, vergangene Saison an den FC ausgeliehen, hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass er künftig gerne wieder für Köln auflaufen möchte.

Mitte des ersten Durchgangs erhöhte Köln den Druck, Rechtsverteidiger Benno Schmitz (23.) scheiterte an S04-Keeper Ralf Fährmann. Die Nachschüsse blieben in der Schalker Abwehr hängen. Aber Köln gelang es nicht, den Gegner einzuschnüren, Schalke fand immer wieder aus der Umklammerung. Nach der Pause startete Köln wieder mit Schwung - und wäre fast in Führung gegangen. Kapitän Jonas Hector scheiterte am aufmerksamen Fährmann (48.). Nur wenig später brachten auch Marius Wolf (52.) und wieder Hector (72.) den Ball nicht am Schalker Torhüter vorbei. Auch nach dem aberkannten Treffer von Andersson steckte der FC nicht auf und warf alles nach vorne. Bornauw traf dann nach einer Flanke des eingewechselten Jan Thielmann per Kopf.

VfB Stuttgart - Arminia Bielefeld 0:2 (0:0)

Das kleine Fußball-Wunder ist perfekt: Aufsteiger Arminia Bielefeld bleibt überraschend erstklassig. Die Mannschaft von Frank Kramer, die vor der Saison von vielen Experten als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelt worden war, kam beim VfB Stuttgart zu einem schwer erkämpften, aber verdienten 2:0 (0:0) und sicherte sich im spannenden Abstiegsfinale vor den viel höher gehandelten Teams aus Köln und Bremen den 15. Tabellenplatz.

Fabian Klos erzielte in der 66. Minute per Foulelfmeter das umjubelte 1:0 für eine leidenschaftlich auftretende Arminia, die bereits 2008 in Stuttgart am letzten Spieltag alles klar gemacht hatte. Der auffällige Ritsu Doan erhöhte in der 72. Minute auf 2:0. Die Arminia verhinderte so den achten Abstieg aus dem Oberhaus. Der VfB verpasste durch die Niederlage als Neuling nach einer insgesamt starken Saison die Qualifikation für die europäische Conference League.

Klos' Treffer leitete Bielefelds Klassenerhaltsparty ein.

Klos' Treffer leitete Bielefelds Klassenerhaltsparty ein.

(Foto: imago images/Hartenfelser)

Bielefeld reiste mit viel Optimismus aus dem Quarantäne-Trainingslager in der Klosterpforte in Marienfeld nach Stuttgart an. Kramer sprach von einer "positiven Ausgangssituation". So begann die Arminia auch: kämpferisch, forsch und durchaus gefährlich. Erst verzog Arne Maier (6.), dann hatte Doan (16.) mit einem leicht abgefälschten Schuss an den Außenpfosten Pech.

Der VfB hielt die Partie jedoch offen und kam früh selbst zu zwei Großchancen. Doch Roberto Massimo vergab jeweils (9. und 16.). In der 33. Minute jubelte der VfB bereits, doch der Treffer von Sasa Kalajdzic wurde nach Videobeweis wegen Abseits zurückgenommen. Die Stuttgarter, die die bessere Spielanlage aufwiesen, hatten nach gut 20 Minuten das Geschehen übernommen. Bielefeld verteidigte aber mit viel Einsatz, ließ nicht viel zu, konnte sich aber kaum mehr befreien.

Nach der Pause entwickelte sich zunächst ein zerfahrenes und umkämpftes Spiel. Klare Aktionen? Torchancen? Fehlanzeige! Erst ein überflüssiges Foul des kurz zuvor eingewechselten Naouirou Ahamada an Masaya Okugawa sorgte für Bielefelds Führung. Klos behielt beim Strafstoß die Nerven. Es war das fünfte Saisontor des 33-Jährigen. Der Treffer beflügelte die Gäste: Doan legte nach schöner Einzelleistung nach.

Quelle: ntv.de, tsi/sid

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